Was hat das Mikrobiom mit unregelmäßigem Schlafverhalten zu tun?

Neue Studie zu sozialem Jetlag
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Sozialer Jetlag und das Darmmikrobiom
© ViDi Studio/stock.adobe.com
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Neue Forschungsergebnisse legen nahe, dass unregelmäßige Schlafgewohnheiten mit schädlichen Darmbakterien in Verbindung gebracht werden können.

Kürzlich wurde eine Studie veröffentlicht, die Zusammenhänge zwischen sozialem Jetlag (Verschiebung der inneren Uhr) und der Qualität der Ernährung, den Ernährungsgewohnheiten, Entzündungen und der Zusammensetzung des Darmmikrobioms aufgezeigt hat. Schon länger bekannt ist, dass Schichtarbeit die innere Uhr stören kann und das Risiko für Gewichtszunahme, Herzprobleme und Diabetes erhöhen kann. Es ist allerdings noch nicht so bekannt, dass die biologischen Rhythmen durch kleinere Unregelmäßigkeiten im Schlafverhalten beeinträchtigt werden können, wenn Menschen beispielsweise an Werktagen früh mit dem Wecker aufstehen, während sie an arbeitsfreien Tagen auf natürliche Weise aufwachen.

Unterschiede bei den Darmbakterienarten

Die Hauptautorin der Studie, Dr. Wendy Hall vom King's College London, betonte, dass größere Schlafunterbrechungen, wie z. B. Schichtarbeit, tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben können. Die vorliegende Studie sei nun erste, die zeige, dass selbst kleine Unterschiede bei den Schlafzeiten während der Woche mit Unterschieden bei den Darmbakterienarten zusammenhängen. Einige dieser Zusammenhänge seien mit Unterschieden in der Ernährung in Verbindung gebracht worden, aber die neuen Daten deuteten auch darauf hin, dass andere, noch unbekannte Faktoren beteiligt sein könnten. Es seien Interventionsstudien nötig, um herauszufinden, ob eine Verbesserung der Konsistenz der Schlafzeiten zu vorteilhaften Veränderungen des Darmmikrobioms und damit zusammenhängenden Gesundheitsergebnissen führen könne.

Umfangreiche Untersuchungen der Probanden

Das Mikrobiom kann durch die verzehrten Lebensmittel beeinflusst werden, wodurch die Vielfalt der Darmmikroben anpassbar ist. In einer Kohorte von 934 Personen aus der ZOE-PREDICT-Studie, der größten laufenden Ernährungsstudie ihrer Art, untersuchten die Forscher Blut-, Stuhl- und Darmmikrobiomproben sowie Glukosemessungen bei Personen, deren Schlaf unregelmäßig war, im Vergleich zu Personen, die einen routinemäßigen Schlafplan hatten. Während frühere Studien zum Zusammenhang zwischen sozialem Jetlag und metabolischen Risikofaktoren in Bevölkerungsgruppen mit Fettleibigkeit oder Diabetes durchgeführt wurden, bestand diese Kohorte hauptsächlich aus schlanken und gesunden Personen, wobei die meisten die ganze Woche über mehr als sieben Stunden Schlaf pro Nacht bekamen. Die Forscherinnen und Forscher fanden nun heraus, dass bereits ein 90-minütiger Unterschied im Zeitpunkt der Schlafmitte – der Hälfte zwischen Schlafzeit und Aufwachzeit – mit Unterschieden in der Zusammensetzung des Darmmikrobioms verbunden ist. Sozialer Jetlag war mit einer insgesamt schlechteren Ernährungsqualität, einer höheren Aufnahme von zuckergesüßten Getränken und einer geringeren Aufnahme von Früchten und Nüssen verbunden, was sich direkt auf die Fülle spezifischer Mikrobiota im Darm auswirken kann.

Ungünstige Mikrobiota-Arten gefunden

Drei der sechs Mikrobiota-Arten, die in der Gruppe des sozialen Jetlags häufiger vorkamen, haben „ungünstige“ Assoziationen mit der Gesundheit. Diese Mikroben werden mit einer schlechten Ernährungsqualität, Indikatoren für Fettleibigkeit und kardiometabolischer Gesundheit sowie Markern im Blut in Verbindung gebracht, die mit einem höheren Grad an Entzündungen und einem höheren kardiovaskulären Risiko zusammenhängen. Die Erstautorin Kate Bermingham, PhD, vom King’s College London und leitende Ernährungswissenschaftlerin am ZOE, sagte, dass Schlaf eine wichtige Säule der Gesundheit sei und diese Forschung angesichts des wachsenden Interesses an zirkadianen Rhythmen und dem Darmmikrobiom besonders aktuell sei. Selbst ein 90-minütiger Unterschied in der Schlafmitte könne Mikrobiota-Arten fördern, die ungünstige Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Frühere Untersuchungen hatten ergeben, dass sozialer Jetlag mit Gewichtszunahme, chronischen Krankheiten und geistiger Erschöpfung verbunden ist. Dr. Sarah Berry vom King's College London und leitende Wissenschaftlerin am ZOE, bekräftigte, dass die Aufrechterhaltung regelmäßiger Schlafmuster, also wann wir zu Bett gehen und wann wir jeden Tag aufwachen, ein leicht anpassbares Lebensstilverhalten sei, das wir alle anwenden könnten und das sich über das Darmmikrobiom positiv auf unsere Gesundheit auswirken könne.

Literatur:
Bermingham KM, Stensrud S, Asnicar F, et al.: Exploring the relationship between social jetlag with gut microbial composition, diet and cardiometabolic health, in the ZOE PREDICT 1 cohort. Eur J Nutr, 2023, 2 August, DOI: doi.org/10.1007/s00394-023-03204-x.

Quelle: King's College London

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