Warum sich Menschen fürs Sterbefasten entscheiden

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Sterbefasten, aktuelle Studie aus den Niederlanden
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Der freiwillige Verzicht auf Essen und Trinken (FVNF) ist eine umstrittene Methode zur Beschleunigung des Todes. Wer entscheidet sich dafür, wie bereitet er sich vor und wen weiht er ein? Das haben Forschende aus Amsterdam nun untersucht. 

Die Forschenden führten qualitative Interviews mit 29 in den Niederlanden lebenden Patienten durch. Von den 29 Fällen begannen 24 mit Sterbefasten und 19 starben. Dreizehn Fälle wurden vor und während des Sterbefastens und 16 nach dem FVNF befragt. Zu den Studienteilnehmern gehörten 17 Patienten, 18 informelle Betreuer und 10 professionelle Betreuer. Die Studie wurde in der Zeitschrift The Annals of Family Medicine veröffentlicht.

Drei Patientengruppen identifiziert 

Die Forscher identifizierten drei spezifische Gruppen von Patienten, die sich für ein Sterbefasten entschieden hatten. Bei der ersten Gruppe (12 Patienten) handelte es sich um ältere Menschen, die ihr Leben als abgeschlossen betrachteten und denen die Kontrolle wichtig war. Sie bereiteten sich gut auf das Sterbefasten vor, und könnten die Notwendigkeit von Hilfe und die emotionale Belastung, die ihre Entscheidung für die Angehörigen bedeuten könnte, übersehen.  Bei der zweiten Gruppe (11 Patienten) handelte es sich um ältere, pflegebedürftige Patienten mit einer schlechten Lebensqualität. Sie begannen manchmal plötzlich mit dem Sterbefasten und verließen sich bei der Vorbereitung und Durchführung ihres Plans stark auf Pflegekräfte.  Bei der dritten Gruppe (6 Patienten) handelte es sich um meist jüngere psychiatrische Patienten mit einem seit langem bestehenden, aber schwankenden Suizidwunsch. Sie bereiteten sich zum Teil heimlich vor oder begannen unvorbereitet mit dem Sterbefasten.

Fazit

Patientinnen und Patienten, die das Sterbefasten in Erwägung ziehen, sind entgegen aktuellen Übersichtsarbeiten (basierend auf quantitativen Studien, aus der Perspektive von Pflegekräften) nicht alle alt und in schlechtem Gesundheitszustand, schlussfolgern die Forschenden. Die Entscheidungs- und Vorbereitungsprozesse unterschieden sich bei den verschiedenen Patientengruppen zudem deutlich. Diese Unterschiede erfordern laut Studie individuelle Beratungen für Patientinnen und Patienten, die das Sterbefasten erwägen und einleiten, und ihre Angehörigen. Künftige Leitlinien für die Pflege während des Sterbefastens müssten für alle drei Patientengruppen anwendbar sein.

Originalpublikation: 
Bolt EE, Pasman HR and Onwuteaka-Philipsen BD et al. Patients Who Seek to Hasten Death by Voluntarily Stopping Eating and Drinking: A Qualitative Study. The Annals of Family Medicine November 2023, 21 (6) 534-544; DOI: doi.org/10.1370/afm.3037

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