Sepsisforschung: 6,9 Millionen Euro von der EU

Mittel für die Erforschung tödlicher Blutvergiftung
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Ursache der Immunschwäche bei Sepsis wird erforscht
© freshidea/stock.adobe.com
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Vor dem Welt-Sepsis-Tag, der alljährlich am 13. September stattfindet, gibt es gute Nachrichten von der EU. Das Forschungskonsortium „BEATSep“ wird mit rund 6,9 Mio. Euro gefördert.

Weltweit erkranken jährlich fast 50 Millionen Menschen an einer Sepsis. Allein in Deutschland sterben jedes Jahr etwa 75.000 Menschen an den Folgen. Weitgehend unbekannt ist zudem laut Sepsis Hilfe, dass ein durch SARS-CoV-2 ausgelöster schwerer Erkrankungsverlauf alle Kriterien einer Sepsis erfüllt. Überlebende einer Sepsis haben oft mit Folge- und Begleiterkrankungen zu kämpfen, die auf eine Beeinträchtigung des Immunsystems, die Immunsuppression, zurückzuführen sind. Das Internationale Zentrum für klinische Forschung (ICRC) am Fakultätskrankenhaus zu St. Anna (FNUSA) Brünn (Tschechische Republik) hat das Forschungskonsortium „BEATSep“ gegründet. HORIZON EUROPA fördert es in den nächsten fünf Jahren mit rund 6,9 Millionen Euro. Ziel des Projekts ist es, die zellulären und molekularen Mechanismen zu untersuchen, die zur Immunsuppression bei Patienten führen, die eine Sepsis überlebt haben. Prof. Dr. Bernardo S. Franklin, Institut für Angeborene Immunität des Universitätsklinikums Bonn und Mitglied des Exzellenzclusters ImmunoSensation2 der Universität Bonn, ist an dem Projekt beteiligt. Er erhält etwa 800.000 Euro aus der EU-Förderung.

Molekulare Mechanismen noch weitgehend unbekannt

Wenn das Immunsystem eine Infektion nicht eindämmen kann oder „überschießt”, kann es zu Organ- und Gewebeschäden kommen. Diese als Sepsis bezeichnete Erkrankung hat schwerwiegende Folgen, darunter multiples Organversagen und einen lebensbedrohlichen septischen Kreislaufschock, wenn nicht rechtzeitig und wirksam behandelt wird. Patienten, die eine solche Sepsis überleben, leiden in der Folge oft an einem geschwächten Immunsystem, was zu Folgeerkrankungen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen führt. „Die molekularen Mechanismen, die zu einer Immunsuppression nach einer Sepsis führen, sind noch weitgehend unbekannt. Es lässt sich derzeit auch nicht vorhersagen, welche Patienten überleben und welche eine Immunsuppression entwickeln”, erklärt Prof. Dr. Bernardo S. Franklin, der am Institut für Angeborene Immunität des Universitätsklinikums Bonn arbeitet und als Mitglied des Exzellenzclusters ImmunoSensation2 auch an der Universität Bonn forscht.

Langfristige immunologische Auswirkungen untersuchen

Dies ist der Schwerpunkt des Konsortiums „BEATSep - International Consortium for Sepsis Survivorship”. Unter der Leitung des Forschungsteams für zelluläre und molekulare Immunregulation (CMI) am Internationalen Zentrum für klinische Forschung (ICRC) mit Sitz in der Tschechischen Republik haben sich Forschende aus der Tschechien Republik, Irland, Österreich, Frankreich und Deutschland zusammengeschlossen, um die langfristigen immunologischen Auswirkungen eines septischen Schocks zu untersuchen. „Das Projekt hat die Chance, die Genesung von pädiatrischen und erwachsenen Patienten, die einen septischen Schock erlitten haben, besser zu verstehen und grundlegend zu verändern“, sagt Dr. Jan Frič, Leiter des CMI-Teams am ICRC. Das ICRC ist eine gemeinsame Einrichtung des Fakultätskrankenhauses zu St. Anna in Brünn und der Medizinischen Fakultät der Masaryk-Universität.

Autoantikörper unter Verdacht

Das Projekt des Konsortiums wird in den nächsten fünf Jahren mit rund 6,9 Millionen Euro von der Europäischen Union gefördert, davon gehen rund 800.000 Euro an die Forschungsgruppe von Professor Franklin am Institut für Angeborene Immunität des Universitätsklinikum Bonn. „Wir stellen die Hypothese auf, dass die Immunsuppression nach einer Sepsis durch Antikörper verursacht wird, die gegen Krankheitserreger gebildet werden, aber mit Komponenten unseres eigenen Immunsystems kreuzreagieren und die Aktivitäten der Immunzellen neutralisieren. Dieses ‚Kreuzfeuer‘ kann die Immunstörung verursachen”, sagt Prof. Franklin. Anhand einer der größten Längsschnittkohorten von Sepsispatienten in Europa werden er und sein Team untersuchen, ob diese „Autoantikörper” und die Dysregulation von Inflammasomen als wichtige Signalvermittlungsstellen des angeborenen Immunsystems die Ursache für die Immunsuppression nach der Sepsis sind.

Beteiligte Institutionen:
Neben dem Institut für Angeborene Immunität des Universitätsklinikums Bonn und dem Exzellenzcluster ImmunoSensation2 der Universität Bonn sind folgende Institutionen an dem Projekt unter der Leitung des International Clinical Research Center (ICRC) mit Sitz in der Tschechischen Republik beteiligt: Ludwig Boltzman Institut in Wien (Österreich), BioVariance GmbH in Tirschenreuth (Bayern), Centre d'Immunologie de Marseille-Luminy (Frankreich), Commenius Universität Bratislava (Slowakei), National University of Ireland und der Lung Biology Cluster (Irland), Masaryk Universität Brünn (Tschechische Republik), Assistance Publique - Hôpitaux de Marseille (Frankreich) und das National Institute of Health (Tschechische Republik).

Weitere Informationen zum Projekt gibt es hier.

Quelle: UKB

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