Restless-Legs-Syndrom: Symptome durch alternative Verfahren lindern?

IQWiG liefert Erkenntnisse
lz
Restless-Legs-Syndrom
© Andrey Popov/stock.adobe.com
Newsletter­anmeldung

Bleiben Sie auf dem Laufenden. Der MT-Dialog-Newsletter informiert Sie jede Woche kostenfrei über die wichtigsten Branchen-News, aktuelle Themen und die neusten Stellenangebote.


Laut IQWiG zeigen sich für einige nicht medikamentöse Verfahren im Rahmen des ThemenCheck Medizin Anhaltspunkte für einen Nutzen. Allerdings können die Vor- und Nachteile der untersuchten Behandlungen noch nicht sicher beurteilt werden.

Beim Restless-Legs-Syndrom (RLS) handelt es sich um eine recht häufige Erkrankung. Das RLS ist auch als Syndrom der unruhigen Beine bekannt und betrifft in Deutschland etwa 3-10 % der Erwachsenen. Frauen erkranken doppelt so häufig wie Männer; Menschen im höheren Lebensalter sind häufiger betroffen als Jüngere. Dabei sind im Gegensatz zum komorbiden RLS (hier können Ursachen als Auslöser festgestellt werden) beim idiopathischen RLS die Ursachen unbekannt, und diese Form des RLS ist nicht heilbar. Das RLS zeigt sich durch einen unkontrollierbaren Bewegungsdrang sowie durch Kribbeln, Ziehen oder Schmerzen in den Beinen. Oft nehmen die Symptome in Ruhe zu und lassen bei Bewegung nach. Die meisten Betroffenen haben Ein- und Durchschlafstörungen – viele stehen mehrmals nachts auf und gehen umher, um ihre Beschwerden zu lindern. Das RLS kann daher häufig die Leistungsfähigkeit, Lebensqualität und psychische Gesundheit – bis hin zur Depression – beeinträchtigen. Die Erkrankung verläuft unterschiedlich; meist werden die Beschwerden jedoch mit der Zeit stärker. Viele Betroffene nehmen Medikamente ein, um die Beschwerden zu lindern. Diese können allerdings Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schlafstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten verursachen oder sogar die Beschwerden noch verstärken. Vor diesem Hintergrund interessierte sich eine Bürgerin für die Frage, ob es auch wirksame nicht medikamentöse Verfahren zur Behandlung des RLS gibt.

Nutzen von nicht medikamentösen Verfahren

Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat ein interdisziplinäres Wissenschaftsteam der Gesundheit Österreich GmbH und der Medizinischen Universität Graz den Nutzen von nicht medikamentösen Verfahren zur Linderung der Symptome bei idiopathischem RLS untersucht. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben 22 randomisierte kontrollierte Studien (randomized controlled trials, RCTs) eingeschlossen, die 17 verschiedene nicht medikamentöse Behandlungen untersuchen. Demnach geben diese Studien erste Hinweise darauf, dass bestimmte Behandlungen einen Nutzen für Betroffene mit starken RLS-Symptomen haben könnten. Weitere und bessere Studien seien aber nötig, um Vor- und Nachteile dieser und auch anderer Behandlungen zu überprüfen, so die Autoren.

Anfrage einer Bürgerin war Ausgangspunkt des ThemenCheck-Berichts

Zu den Studien gehörte auch eine zur oralen Eisengabe als Nahrungsergänzungsmittel bei Personen ohne Eisenmangel. Um sich ein vollständiges Bild von der Intervention einer Eisengabe machen zu können, entschieden die Forscherinnen und Forscher, ergänzend vier weitere Studien zu intravenösen Eisen-Infusionen bei Personen ohne Eisenmangel einzuschließen. In fast allen Studien erhielten die Teilnehmenden der Vergleichsgruppe ein Placebo, eine Scheinbehandlung oder keine Behandlung. Die Vor- und Nachteile der untersuchten Behandlungen könnten nicht sicher beurteilt werden, da es zu den einzelnen Verfahren meist nur jeweils eine Studie mit wenigen Teilnehmenden gebe, so die Forscherinnen und Forscher. Die Studien seien zudem nicht sehr aussagekräftig, etwa weil unklar sei, ob die Teilnehmenden den Versuchs- und den Vergleichsgruppen tatsächlich zufällig zugeteilt wurden. Außerdem habe die Studiendauer nur durchschnittlich 5 Wochen betragen, sodass langfristige Effekte unklar blieben.

Was könnte helfen?

Trotzdem fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Anhaltspunkte, dass bestimmte Behandlungen manche Beschwerden lindern könnten: Bei RLS-Symptomen wie Bewegungsdrang und Kribbeln könnten die Niedrigfrequenz-Elektrostimulation, die Nahinfrarotlicht-Therapie, die pneumatische Kompression, die Ganzkörper-Kältekammer, das Vibrationsboard, Akupunktur, die Counterstrain-Manipulation, Fußmassage-Geräte oder Bewegungsinterventionen wie Krafttraining und Yoga helfen. Auch Eisen-Infusionen könnten möglicherweise diese Symptome lindern. Ein- und Durchschlafstörungen als Symptome des RLS könnten durch die spinale Gleichstrom-Stimulation Linderung erfahren sowie das Symptom Fatigue (Erschöpfung) durch Yoga oder die pneumatische Kompression.

Yoga gegen Depressionen?

In den ausgewerteten Studien fanden sich zudem Hinweise, dass Yoga auch bei durch RLS-Symptome ausgelösten Depressionen Linderung bringen könne. Für weitere Behandlungen, zum Beispiel Vitamin D, Baldrian und Eisen als Nahrungsergänzungsmittel, fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Studien keinen Anhaltspunkt für einen Nutzen. Berichte über unerwünschte Wirkungen (vor allem Magen-Darm-Beschwerden) lägen nur für die Nahrungsergänzungsmittel Eisen und Baldrian vor. Allerdings sei unsicher, ob die Angaben hierzu in allen Studien vollständig waren.

Weitere Studien werden benötigt

Die eingeschlossenen Studien deuten laut IQWiG an, dass Patientinnen und Patienten mit schwerer RLS-Symptomatik von einigen der nicht medikamentösen Verfahren profitieren könnten. Allerdings würden weitere Studien mit größeren Teilnehmerzahlen und längerer Studiendauer benötigt, um die Ergebnisse zu festigen und Aussagen zu Langzeiteffekten –insbesondere auch zu unerwünschten Begleiteffekten – treffen zu können. Unklar sei mangels Studien, ob die nicht medikamentösen Verfahren auch bei einem milden oder moderaten RLS helfen könnten. Gerade in diesen Fällen sei es wahrscheinlich, dass Betroffene nach nicht invasiven Alternativen suchen, um eine medikamentöse Behandlung umgehen oder – sofern diese schon begonnen wurde – möglicherweise die Dosis reduzieren zu können. Für eine informierte Entscheidung sollten Betroffene regelmäßig über die zur Verfügung stehenden nicht medikamentösen Behandlungsoptionen und deren Vor- und Nachteile aufgeklärt werden, so die Forderung des IQWiG.

Die vorläufigen Ergebnisse des Berichts „Restless-Legs-Syndrom (unruhige Beine): Lassen sich durch nicht medikamentöse Verfahren die Symptome lindern?“ hatte das Institut im Februar 2023 als vorläufigen ThemenCheck-Bericht veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. Nach Ende des Stellungnahmeverfahrens wurde der Bericht überarbeitet und jetzt in seiner finalen Fassung veröffentlicht.

Quelle: IQWiG

Artikel teilen

Online-Angebot der MT im Dialog

Um das Online-Angebot der MT im Dialog uneingeschränkt nutzen zu können, müssen Sie sich einmalig mit Ihrer DVTA-Mitglieds- oder Abonnentennummer registrieren.

Stellen- und Rubrikenmarkt

Möchten Sie eine Anzeige in der MT im Dialog schalten?

Stellenmarkt
Industrieanzeige