Mukoviszidose: Validierung des bildbasierten Schweißtests

Europäisches Projekt Stracyfic
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Dr. Manuel Nietert und Probandin
Dr. Manuel Nietert und Probandin testen den Versuchsaufbau für den bildbasierten Schweißtest. © umg/fskimmel.
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In Deutschland sind mehr als 8.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene von der unheilbaren Erbkrankheit Mukoviszidose betroffen. Um die Diagnostik zu verbessern, soll der bildbasierte Schweißtest in der klinischen Praxis evaluiert werden.

Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 150 bis 200 Kinder mit der seltenen Krankheit Mukoviszidose geboren. Durch eine Störung des Salz- und Wasserhaushalts im Körper bildet sich bei Mukoviszidose-Betroffenen ein zähflüssiges Sekret, das Organe wie die Lunge und die Bauchspeicheldrüse irreparabel schädigt. Verantwortlich für das Krankheitsbild der Mukoviszidose ist ein genetischer Defekt am CFTR-Kanal, einem Chlorid-Kanal der Zellen. Ein funktionsfähiger CFTR-Kanal hält den Chloridverlust über den Schweiß gering, indem er Chlorid resorbiert. Die Goldstandard-Methode zur Diagnosestellung einer Mukoviszidose ist daher der Schweißtest, in dem die Schweißdrüsen unspezifisch zur Schweißsekretion angeregt werden und der gewonnene Schweiß auf seinen Chloridgehalt gemessen wird. Allerdings ist der Graubereich bei diesem Test relativ groß – eine eindeutige Diagnosestellung einer Mukoviszidose ist mittels Schweißtest somit nicht immer möglich.

Vorteile des bildbasierten Schweißtests

Neben der Chloridrückresorption hat der CFTR-Kanal in der Schweißdrüse eine zweite Funktion: die direkte Schweißsekretion nach einer spezifischen β-adrenergen Stimulation. Die Produktion dieses „Angst-“ oder „Aufregungsschweißes“ erfolgt ausschließlich über die CFTR-Kanäle, die Menge an Schweiß korreliert daher direkt mit der Funktion der CFTR-Kanäle. Die Idee zum Einsatz des bildbasierten, bzw. β-adrenergen Schweißtests ist nicht neu und beruht auf Entwicklungen zweier amerikanischer Arbeitsgruppen in den 1980er-Jahren. Das am 1. Juni 2023 gestartete neue Projekt Stracyfic, das den Test validieren soll, steht für „Patient stratification by standardisation of the image based sweat test for Cystic Fibrosis for use in clinical routine”. Dahinter verbirgt sich ein 3-jähriges europäisches Projekt, das von Dr. Manuel Nietert, Leiter der Arbeitsgruppe für „Chemoinformatik und Bildanalyse“ im Institut für Medizinische Bioinformatik der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), koordiniert wird. Neu im aktuellen Projekt ist die Software zur automatischen Auslesung der Bilder (Automated Bubble Sweat Test Diagnostic Tool, AutoBuSTeD) und die Hardware für eine robustere Handhabung. Beides wurde in Vorprojekten von Nietert in Kooperation mit der Medizinischen Hochschule Hannover (S. Pallenberg) entwickelt und soll den bildbasierten Schweißtest reif für die Anwendung in der klinischen Routine machen.

Gemeinsamen Standard für die Durchführung erarbeiten

Im Stracyfic-Projekt wird die Eignung des Tests nun systematisch in der klinischen Anwendung in verschiedenen Ländern untersucht und ein gemeinsamer Standard für die Durchführung erarbeitet. Dabei wird nicht nur auf die diagnostischen Daten geschaut, die der Test ausgibt, sondern es werden auch die Praktikabilität durch die Anwender und das Empfinden durch die Personen, an denen der Test durchgeführt wird, beurteilt. Der Mukoviszidose e. V. ist in das Projekt involviert und wird eng mit den anderen Patientenorganisationen der beteiligten Länder und CF Europe, dem europäischen Dachverband, zusammenarbeiten.

Quelle: idw/Mukoviszidose Institut

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