MRT: Wie kann Gefahr durch Implantate entschärft werden?

Überhitzung verhindern
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Gefahr durch Implantate im MRT verhindern
Allein in Deutschland werden jährlich etwa 400 „Hirnschrittmacher“ implantiert. Diese können im MRT zu gefährlichen Erwärmungen führen. © RFBSIP/stock.adobe.com
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Es wurde demonstriert, wie künftig die drahtlose Kommunikation zwischen Implantat und Tomograf die Überhitzung von Gewebe verhindern könnte.

Mit weltweit mehr als 100 Millionen Untersuchungen pro Jahr ist die Magnetresonanztomografie (MRT) das zweitwichtigste medizinische Bildgebungsverfahren nach dem Röntgen. Ein neuer Ansatz könnte Millionen von Patientinnen und Patienten mit Implantaten helfen und die Arbeit des Radiologiepersonals erheblich vereinfachen. Denn wer ein Implantat trägt, muss oftmals auf diese potenziell lebensrettende Diagnosemöglichkeit verzichten oder eine geringere Bildqualität in Kauf nehmen. Insbesondere aktive Implantate wie Herzschrittmacher und Neurostimulatoren können in Kombination mit einer MR-Untersuchung bei unvorsichtiger Anwendung zu gefährlichen Erwärmungen im Körper führen. In der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) wurde nun demonstriert, wie mit einer drahtlosen Kommunikation zwischen Implantat und Magnetresonanztomograf dieses Problem gelöst werden kann.

Sicherheitsrisiko metallische Implantate

Metallische Implantate im Körper stellen bei der Magnetresonanztomografie (MRT) ein Sicherheitsrisiko dar, da die Wechselwirkung des leitfähigen Implantats mit den starken elektromagnetischen Feldern des Tomografen zu einer gefährlichen Gewebeerwärmung führen kann. Das Personal muss im Einzelfall aufwendig und in eigener Verantwortung abwägen, ob ein MRT für die Gesundheit der Patientinnen oder Patienten vertretbar ist oder wie hoch die Strahlungsleistung ohne Gesundheitsschäden sein darf. „Wir wollen, dass ein ‚smartes‘ Implantat direkt mit dem MR-Scanner kommuniziert, der dann seinerseits die elektromagnetische Welle an das Implantat anpasst“, erklärt Dr. Lukas Winter, Wissenschaftler in der PTB. „So vermeiden wir eine Überhitzung und sorgen gleichzeitig für die bestmögliche Bildqualität. Für das Krankenhauspersonal wäre die Arbeitserleichterung enorm.“ Voraussetzung für die weitere Verbreitung dieser innovativen Technologie ist eine enge Zusammenarbeit von Implantat- und MRT-Herstellerfirmen – unterstützt von geeigneten Normen und Standards.

Etwa 50 Millionen Meschen in der EU tragen ein Implantat

Etwa 50 Millionen EU-Bürgerinnen und Bürger tragen ein Implantat. Daher stellen medizinische Implantate in der EU aktuell einen Markt mit einem Volumen von mehr als drei Milliarden Euro dar. Die Wahrscheinlichkeit, sowohl ein Implantat als auch ein MRT zu benötigen, ist in der Altersgruppe der 60- bis 80-Jährigen am höchsten. Angesichts der alternden Bevölkerung werden diese Zahlen steigen. Der Nachweis der MRT-Sicherheit, insbesondere im Hinblick auf die Erwärmung, ist ein aufwendiger und komplizierter Prozess mit hohen Produkthaftungsrisiken für die Implantathersteller.

Hintergrund:
Das im Oktober 2022 gestartete europäische Metrologie-Forschungsprojekt STAndardization for Safe Implant Scanning in MRI (STASIS) wird von der PTB koordiniert und behandelt die Sicherheit von Implantaten bei Einsatz der MR-Bildgebung. Beteiligt sind die metrologischen Staatsinstitute Deutschlands, Tschechiens und Italiens sowie das Deutsche Krebsforschungszentrum, die Forschungsstiftung für Informationstechnologie und Gesellschaft (Schweiz), die MR comp GmbH sowie die Technische Universität Bratislava (Slowakei). Die Projektergebnisse werden öffentlich zugänglich sowohl in Form von Software als auch Hardware zur Verfügung gestellt, sodass Hersteller für Implantate und MRT-Geräte sowie Forschungsinstitute einen einfachen Zugang erhalten, um eigene Testverfahren und neue Sicherheitskonzepte einzusetzen.

Literatur:
Silemek B, Seifert F, Petzold J, Brühl R, Ittermann B, Winter L: Wirelessly interfacing sensor-equipped implants and MR scanners for improved safety and imaging. Magn Reson Med. 2023; 1–19, DOI: 10.1002/mrm.29818.

Quelle: idw/PTB

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