Merkelzellkarzinom: Nivolumab als adjuvante, unterstützende Behandlung?

Immuntherapie gegen aggressiven Tumor
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Makropathologischer Befund eines Merkelzellkarzinoms
Makropathologischer Befund eines Merkelzellkarzinoms © Ed Uthman, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/, Wikimedia
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Beim Merkelzellkarzinom handelt es sich um einen seltenen, aber aggressiven Tumor. Obwohl er zu den seltenen Erkrankungen gehört, erkranken in Deutschland jährlich zwischen 800 und 1.000 Menschen.

Er tritt laut Deutscher Krebsgesellschaft vor allem bei älteren Patientinnen und Patienten ab dem 70. Lebensjahr und solchen mit geschwächtem Immunsystem auf. Das erst 2008 entdeckte Merkelzell-Polyomavirus gehört zur Familie der Polyomaviren und steht in enger Assoziation mit der Entwicklung eines Merkelzellkarzinoms. Das aggressive Merkelzellkarzinom neigt dazu, sich schon früh in die Lymphknoten und andere Organe auszubreiten. Bisher sind die Prognosen für die Erkrankten oft noch ungünstig. Circa 0,1 bis 0,3 neue Merkelzellkarzinom-Erkrankungen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner werden jedes Jahr diagnostiziert. Mehr als ein Drittel der Patientinnen und Patienten versterben an dieser Krebserkrankung, trotz leitliniengerechter Therapie: Das Tumorgewebe und alle verdächtigen Lymphknoten werden bei den Erkrankten chirurgisch entfernt, dann folgt eine Strahlentherapie. Es kommt jedoch häufig zu Rückfällen. Zur Behandlung von Rückfällen oder auch in Fällen, in denen der Tumor nicht vollständig entfernt werden kann, werden bereits Immunsystem-stimulierende Antikörper, sogenannte PD1-/PD-L1-Immun-Checkpoint-Inhibitoren, eingesetzt.

Nivolumab als adjuvante, unterstützende Behandlung getestet

Um die Therapie beim Merkelzellkarzinom zu optimieren, haben Forscherinnen und Forscher der Universität Duisburg-Essen (UDE) und des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) in einer multizentrischen Phase-II-Studie erfolgreich eine Behandlung mit einem Immun-Checkpoint-Inhibitor (Nivolumab) noch vor dem Auftreten eines Rückfalls getestet, also als adjuvante, unterstützende Behandlung. In Deutschland und den Niederlanden wurden zwischen 2014 und 2020 insgesamt 179 Patientinnen und Patienten mit Merkelzellkarzinom untersucht, die auch nach operativer Entfernung ein hohes Risiko für einen Rückfall hatten. Sie erhielten monatliche Dosen von jeweils 480 mg Nivolumab über einen Zeitraum von zwölf Monaten oder wurden entsprechend des aktuellen Therapiestandards regelmäßig überwacht. Der monoklonale Antikörper Nivolumab gehört zur Klasse der PD1-Immun-Checkpoint-Inhibitoren, die auch bei anderen Hautkrebserkrankungen eingesetzt werden.

Rückfallrisiko um 40 Prozent gesenkt

„Das relative Risiko innerhalb der ersten beiden Jahre einen Rückfall der Erkrankung zu erfahren, reduzierte sich um ungefähr 40 Prozent, das ist ein bemerkenswerter Fortschritt für eine so aggressive Hautkrebsvariante“, fasst Professor Jürgen C. Becker, Leiter der DKTK-Abteilung „Translational Skin Cancer Research“ im Zentrum für Medizinische Biotechnologie (ZMB) und Professor der Dermatologie (Leitung Professor Dirk Schadendorf) der Universitätsmedizin Essen (UME) die Studienergebnisse zusammen. „Insbesondere Patientinnen/Patienten, die jünger als 65 Jahre sind, profitieren unserer Studie zufolge von der adjuvanten Immuntherapie mit Nivolumab.“ Die beobachteten Nebenwirkungen ähneln denen, die bei der Behandlung mit anderen Immun-Checkpoint-Inhibitoren auftreten.

Prädiktive Marker zur Patientenauswahl als Ziel

„Weil das Merkelzellkarzinom eine seltene Erkrankung ist, ist es immer sehr aufwändig, solche Studiendaten zu gewinnen. Es gibt deshalb weiteren Forschungsbedarf, bevor man konkrete Therapieleitlinien formulieren kann, wir freuen uns jedoch, dass sich bereits ein so positiver klinischer Nutzen bei der adjuvanten Therapie mit Nivolumab abzeichnet“, sagt Professor Becker. Zukünftig wollen die Forscherinnen und Forscher des DKTK die gewonnenen Daten translational aufarbeiten. Sie hoffen prädikative Biomarker zu identifizieren, mit denen sich vorhersagen lässt, welchen Patienten mit welcher Therapie am besten geholfen werden kann.

Literatur:
Becker JC, Ugurel S, Leiter U, et al.: Adjuvant immunotherapy with nivolumab versus observation in completely resected Merkel cell carcinoma (ADMEC-O): disease-free survival results from a randomised, open-label, phase 2 trial. The Lancet, July 11, 2023, DOI: doi.org/10.1016/S0140-6736(23)00769-9.

Quelle: UK Essen

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