Klinische Anwendung der optoakustischen Tomografie rückt näher

Bildgebung in Echtzeit
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Klinische Anwendung der optoakustischen Tomografie rückt näher
© CrazyCloud/stock.adobe.com
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Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben ein Deep-Learning-Framework (DeepMB) entwickelt, das es Klinikmitarbeiterinnen und -mitarbeitern ermöglichen soll, hochauflösende optoakustische Bilder in Echtzeit zu erhalten.

Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Röntgen spielen eine große Rolle bei der Diagnostik von Krankheiten. Je nach Gewebe ist jedoch die Auflösung der resultierenden Bilder limitiert, weshalb eine vergleichsweise neue Methode namens optoakustische Bildgebung zum Einsatz kommen könnte. Diese Methode kombiniert Ultraschall mit optischer Bildgebung durch Laserstrahlen und könnte daher ein leistungsstarkes medizinisches Verfahren zur nicht-invasiven Beurteilung einer Vielzahl von Krankheiten, einschließlich Brustkrebs, Duchenne-Muskeldystrophie, entzündlichen Darmerkrankungen und vielen mehr werden. Diese Technologie könnte somit die Möglichkeit bieten, Patientinnen und Patienten in der Klinik frühzeitig zu behandeln. Jedoch ist die praktische Anwendung bisher durch lange Bildverarbeitungszeiten behindert. Ein Team von Forscherinnen und Forschern des Bioengineering Centers und des Computational Health Centers von Helmholtz Munich und der Technischen Universität München hat daher ein Deep-Learning-Framework (DeepMB) entwickelt, das es Klinikmitarbeiterinnen und -mitarbeitern ermöglichen soll, hochauflösende optoakustische Bilder in Echtzeit zu erhalten. Die neue Entwicklung stellt einen bedeutenden Fortschritt auf dem Weg zur klinischen Anwendung dieser Technologie dar.

Wie funktioniert die multispektrale optoakustische Tomografie?

Von Prof. Vasilis Ntziachristos und seinem Forscherteam wurde die multispektrale optoakustische Tomografie (MSOT) am Helmholtz Munich und der Technischen Universität München entwickelt und wird von seinem Spin-off-Unternehmen iThera Medical GmbH vertrieben und gemeinschaftlich weiterentwickelt. Ein MSOT-Scanner nutzt den optoakustischen Effekt aus, bei dem Schallwellen erzeugt werden, wenn Licht von einem Material absorbiert wird. Das Gerät fängt die Schallwellen auf und generiert aus diesen mit einem sogenannten Rekonstruktionsalgorithmus Bilder, die auf dem Scanner-Monitor angezeigt werden. Leider liefern einfache Algorithmen, die Bilder in Echtzeit generieren, nur eine unzureichende Bildqualität. Im Gegensatz dazu brauchen komplexere Algorithmen, die hochauflösende Bilder produzieren, eine sehr lange Verarbeitungszeit und sind damit für den klinischen Alltag nicht praktikabel.

DeepMB erzeugt schneller Bilder

Das neue neuronale Netzwerk DeepMB ist in der Lage, hochauflösende optoakustische Bilder etwa tausendmal schneller zu erzeugen als bisherige Verfahren der Bildrekonstruktion, ohne dass dabei die Bildqualität beeinträchtigt wird. Entscheidend für die verbesserte Leistung war dabei die Trainingsstrategie von DeepMB. Diese basierte auf optoakustischen Signalen, die aus verschiedenen Bildern realer Messungen generiert wurden und mit optoakustischen Bildern abgeglichen wurden, die aus den entsprechenden Signalen rekonstruiert wurden. Das resultierende Framework überwindet auch eine der Hauptherausforderungen der künstlichen Intelligenz: die Übertragbarkeit. Das bedeutet, dass DeepMB in der Lage ist, alle Patientenscans unabhängig vom untersuchten Körperteil oder der analysierten Krankheit, genau zu rekonstruieren.

Einsatz von DeepMB bei weiteren Bildgebungsverfahren?

Mit DeepMB bekommen Klinikmitarbeiterinnen und -mitarbeiter erstmals die Möglichkeit Bilder mit der MSOT-Bildqualität aufzunehmen. Dies stellt einen bedeutenden Fortschritt für diese Technologie dar. Von der neuen Entwicklung werden nicht nur klinische Studien profitieren, sondern letztlich wird DeepMB zu einer besseren Versorgung von Patientinnen und Patienten führen. Die Grundprinzipien von DeepMB können zudem auf viele andere Rekonstruktionsmethoden in der optoakustischen Bildgebung angepasst werden, einschließlich weiterer Forschungsprojekte von Helmholtz Munich und selbst auf Bildgebungsverfahren wie Ultraschall, Röntgen oder Magnetresonanztomografie (MRT).

Literatur:
Dehner C, Zahnd G, Ntziachristos V, Jüstel D: A deep neural network for real-time optoacoustic image reconstruction with adjustable speed of sound. Nature Machine Intelligence, 2023, DOI: doi.org/10.1038/s42256-023-00724-3.

Quelle: idw/HZM

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