CT-Untersuchungen: Leukämierisiken bei Kindern erhöht?

Internationale Studie
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Weltweit ist eine Zunahme an CT-Untersuchungen auch bei Kindern zu beobachten. Allerdings ist nicht geklärt, ob diese Untersuchungen später zu nachweisbaren negativen Gesundheitseffekten führen können. Nun gibt es weitere Daten zu Leukämierisiken.

Jede ionisierende Strahlung ist potenziell schädlich. Dennoch ist die Computertomografie (CT) ein beliebtes und wichtiges Mittel in der medizinischen Diagnostik von Patientinnen und Patienten. Vor allem dann, wenn es schnell gehen muss. Doch sie sind zumeist mit einer höheren Strahlendosis verbunden als konventionelle Röntgenuntersuchungen. Vor einem Jahr veröffentlichte die International Agency for Research on Cancer (IARC) bereits Ergebnisse zum Hirntumorrisiko nach CT-Untersuchungen des Kopfes. Sie kamen damals zu dem Ergebnis, dass bei einem von 10.000 Kindern, die eine CT-Untersuchung des Kopfes erhalten, innerhalb von 5 bis 15 Jahren nach der CT ein strahlenassoziierter Hirntumor zu erwarten ist. Das Bundesamt für Strahlenschutz weist nun auf eine neue Studie hin, die sich mit den Ergebnissen für Krebserkrankungen des blutbildenden Systems (hämatologische Krebserkrankungen) wie Leukämien und Lymphome auseinandergesetzt hatte. Die Arbeit ist Teil der weltweit größten Studie zum Strahlenrisiko infolge von CT-Untersuchungen im Kindes- und Jugendalter, der Epi-CT-Kohortenstudie.

Erhöhtes Risiko für Leukämien und Lymphome

Die Studie, die im November veröffentlicht wurde, zeige signifikante Zusammenhänge zwischen einer CT-bedingten Strahlenbelastung und einem erhöhten Risiko für Leukämien und Lymphome auf, so das BfS. Die Studie umfasste rund 877.000 Kinder und Jugendliche, bei denen CT-Untersuchungen durchgeführt wurden. In den Folgejahren traten in dieser Gruppe 790 hämatologische Krebserkrankungen auf.
Die Wissenschaftler/-innen ermittelten für die Risikoabschätzung in ihrer Arbeit zunächst die individuelle Dosis jeder CT-Untersuchung für das rote Knochenmark. Sie konnten einen statistisch signifikanten Anstieg des Risikos bei Strahlendosen für das rote Knochenmark von über 10 Milligray (mGy) zeigen, sowie eine Zunahme des Risikos mit steigender Dosis.

Risikoerhöhung von 16 %

Eine moderne CT-Untersuchung führe durchschnittlich zu einer Dosis von etwa 8 mGy, woraus nach den Ergebnissen der Studie eine Risikoerhöhung von 16 % resultiere. Basierend auf diesen Zahlen sei von 1,4 zusätzlichen Krebserkrankungen innerhalb von 12 Jahren nach einer Untersuchung pro 10.000 untersuchten Kindern und Jugendlichen auszugehen, so das BfS.

In Deutschland werden pro Jahr rund 110.000 CT-Untersuchungen bei Kindern und Jugendlichen unter 20 Jahren durchgeführt, wobei die Zahl seit Jahren sinkt. Hieraus ergäben sich rein rechnerisch rund 15 zusätzliche hämatologische Krebsfälle in Deutschland binnen 12 Jahren. Insgesamt erkranken jedes Jahr rund 1.100 Kinder und Jugendliche unter 18 an hämatologischen Krebserkrankungen.

Das BfS betont deshalb, dass die Ergebnisse der Studie einen wichtigen Beitrag zur Bewertung der Risiken kleiner Strahlendosen darstelle. Die Daten stützten den in Deutschland bereits seit Jahren eingeschlagenen Weg der konsequenten Dosisreduktion bei radiologischen Untersuchungen. Sie untermauerten außerdem die Bedeutung der Prinzipien des Strahlenschutzes in der Medizin. CT-Untersuchungen seien grundsätzlich nur dann angebracht, wenn es hierfür eine klare Indikation gebe. Bei Kindern und Jugendlichen werde auf eine besonders enge Auslegung dieser „rechtfertigenden Indikation“ geachtet.

Literatur:
Bosch de Basea Gomez M, Thierry-Chef I, Harbron R, et al.: Risk of hematological malignancies from CT radiation exposure in children, adolescents and young adults. Nat Med (2023), DOI: doi.org/10.1038/s41591-023-02620-0.

Quelle: BfS

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