Eine Welt ohne Viren?

Rezension
Hardy-Thorsten Panknin
Cover des Buchs: Eine Welt ohne Viren? Wie wir das Problem mit den Epidemien in den Griff bekommen
© Karl Ehrlich
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Man geht heute davon aus, dass die Entwicklung der Viren schon sehr früh Hand in Hand ging mit der Entwicklung des Lebens. Es scheint aber so, dass zu allen Zeiten der Evolution neue virale Entwicklungen hinzukamen, also eine stetige Koevolution stattfand. Die weltumspannenden Ströme an Menschen und Waren machen unsere Gesellschaften anfällig für globale Viruserkrankungen und deren medizinische, soziale und wirtschaftliche Konsequenzen.

Das wirkt auf die allermeisten von uns einschüchternd, wenn nicht gar beängstigend und es besteht die Gefahr, dass man in einen Teufelskreis aus Panikattacken, Hamsterkäufen und Depressionen gerät. Wir erinnern uns alle noch gut an den Beginn der Coronapandemie. Dass es auch in Zukunft wieder Epidemien und Pandemien geben wird, ist nahezu sicher. Diese Bedrohungen zu kennen, ist die wichtigste Voraussetzung, um sie zu besiegen, schreibt der Herausgeber Dr. Karl Ehrlich, ein Pseudonym eines Virologen mit über 20-jähriger Berufserfahrung. Hier stellt sich sicherlich der Leser die Frage, ob es nicht ein kluges Marketingkalkül des Verlages ist, das Werk mit Pseudonym einer breiten Öffentlichkeit anzupreisen. Gerade zu Beginn der Coronapandemie haben wir Tag für Tag neue Experten durch die Medien kennengelernt, obwohl die meisten sich im Nachhinein eher als „Scheinexperten“ zu erkennen gaben. Selbst innerhalb der Wissenschaft wurde der Diskurs teilweise unterbunden und Fachleute in mindestens zwei Lager gespalten. Ein Teil wurde zu Mitgliedern von Expertenkommissionen berufen oder wurde Teil von Ministerien oder Institutionen (die direkt Ministerien unterstellt sind). Andere Forscher oder Mediziner hingegen, deren Analysen kontrovers ausfielen oder die neue Aspekte beleuchteten, hatten es schwer, Gehör zu finden. Manche von ihnen wurden sogar aktiv von ersterer Gruppe diskreditiert. Impfskeptiker wünschten den Befürwortern der Vakzine Nebenwirkungen an den Hals und umgekehrt skandierten geimpfte Bürger, dass ihre ungeimpften Mitmenschen schwer an COVID-19 erkranken sollten. Die Art und Weise, wie wir in der Pandemie und danach miteinander umgehen, könnte ein Indikator sein, ob die Menschheit für andere Herausforderungen – auch nichtpandemischer Art – in der Zukunft bereit ist, prangert der Autor in seiner nun vorliegenden zweiten Auflage zu Recht an. Inspiriert von Kommentaren und Fragen der Leser zur ersten Auflage sind vertiefte Informationen zu COVID-19 und zu den Impfstoffen hinzugekommen, ebenso wie Daten und Hintergründe zum Infektionsgeschehen bis in den März 2022. Auf über 500 Seiten beschreibt der Autor sehr detailliert die Ursprünge von unterschiedlichen Virusinfektionen: COVID-19, Dengue- und Gelbfieber, das West-Nil-Fieber und Affenpocken, Pocken und Masern aus historischer und gegenwärtiger Betrachtungsweise, virale hämorrhagische Fieber (VHF), AIDS/HIV, Influenza, Schimpansen-Schnupfen oder auch RSV, SARS, MERS, Adenoviren und Viren zum Einsatz als Biowaffe.

Wie kann ich mich selbst vor Erkrankungen durch Viren schützen? Woher werden die gemeingefährlichen Viren der nächsten Jahre und Jahrzehnte kommen? Der kontagiöse Infektionsschutz (Prävention) und die Behandlung von Virusinfekten komplettieren das Werk. En détail ist hier besonders das Kapitel zu den Impfungen – aufgrund der heftig geführten Diskussion zu den COVID-19-Impfungen – zu nennen. Hier wird Grundlagenwissen mit gesichertem Datenmaterial in einer sehr verständlichen Sprache wiedergegeben. In diesem Kontext wird auch das Immunsystem sehr klar und strukturiert erklärt. Obwohl viele Schilderungen in diesem Buch auf den ersten Blick erschreckend erscheinen, ist es nicht Intension dieses Werkes, Panik zu schüren! Ganz im Gegenteil. Die Menschheit hat in ihrer Geschichte viele Gefahren durch Viren erfolgreich überstanden und dadurch einiges gelernt. Wir wissen heute viel mehr als noch vor 500 Jahren, als wir der unsichtbaren Bedrohung durch Viren ahnungs- und schutzlos ausgeliefert waren. Wir besitzen inzwischen ein breites Repertoire aus antiviralen und immunmodulierenden Medikamenten, diagnostischen Interventionen und Heilverfahren. Hinzu kommen Impfungen, hervorragende Intensiv- und Notfallmedizin und Zugang zu besserer Ernährung und Hygiene. Wenn wir all dies und die Möglichkeit zum Austausch und zur Analyse von globalen Informationen nutzen, dann sind wir in einer sehr aussichtsreichen Position gegen jede Bedrohung (hier ist bevorzugt die westliche Welt gemeint). Denn dass es auch in Zukunft wieder Epidemien und Pandemien geben wird, ist nahezu sicher. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) listete jüngst 20 vernachlässigte Tropenkrankheiten auf. Es handelt sich um Infektionen durch Viren, Bakterien und Parasiten vor allem in ärmeren Regionen. Das sind bevorzugte Gebiete, in denen jederzeit neue Epidemien und auch Pandemien entstehen können.

Zusammenfassung: Trotz Pseudonyms ist es dem Autor und Verlag beeindruckend geglückt, ein umfangreiches Sachbuch für den interessierten Leser (auch Laien) an die Hand zu geben. Die Gefahren, die von Viren ausgehen, werden allgemein verständlich erläutert. Das Buch stellt gegenwärtig für den deutschsprachigen Markt das aktuellste und umfangreichste Sachbuch über die Bedrohung der Erdenbewohner, die von Viren ausgeht, dar. Nach dem Lesen wird sich jeder Leser die Fragestellung beantworten können: Kann es überhaupt eine Welt ohne Viren geben? Das Buch kann jeder Person, besonders Lehrenden an allen Schulen, uneingeschränkt empfohlen werden. Hygiene und Aufklärung sind weiterhin die beste Prävention, um sich vor kontagiösen Infektionskrankheiten zu schützen.

Eine Welt ohne Viren? Wie wir das Problem mit den Epidemien in den Griff bekommen
Von: Karl Ehrlich (Pseudonym), BoD – Books on Demand; 2. Edition, 2022, ISBN: 978–3–7557–3329–4, Preis: 21,90 Euro

 

Entnommen aus MT im Dialog 2/2023

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