Erhöhte PFC-Konzentrationen im Blut nachgewiesen

Landkreis Rastatt
Kli
PFC-Konzentrationen
Die Blutproben wurden von einem unabhängigen Speziallabor analysiert. science-photo - Fotolia
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Die seit dem Jahr 2013 bekannten erhöhten PFC-Werte in Boden und Grundwasser in Mittelbaden haben in der Vergangenheit zu einer Belastung von Teilen der Trinkwasserversorgung im Landkreis Rastatt und im Stadtkreis Baden-Baden geführt. Die ersten Blutkontrolluntersuchungen sind nun ausgewertet.

Rund 644 Hektar Ackerfläche und infolgedessen auch das Grundwasser wurden durch mit poly- und perfluorierten Chemikalien (PFC) belastete Komposte verunreinigt. Dies führte zu erhöhten Werten in Trinkwasserproben und Pflanzen, die auf den belasteten Böden angebaut wurden.

„Die ersten Ergebnisse der Blutkontrolluntersuchungen zeigen, dass Personen, die Gemüse und Obst aus den betroffenen Gebieten verzehrt haben, kaum höhere Werte als Teilnehmende außerhalb der belasteten Gebiete aufwiesen. Höhere Werte wurden hingegen bei den Personen gemessen, die über das Trinkwasser in Kontakt mit per- und polyfluorierten Chemikalien kamen“, teilte Gesundheitsminister Manne Lucha in Stuttgart mit. Insgesamt lägen die Werte aber nicht über den bei vergleichbaren PFC-Schadensfällen in anderen Bundesländern, zum Beispiel in Altötting, gemessenen.

Ein von Minister Lucha am Landesgesundheitsamt eingerichteter Expertenkreis hatte unter Leitung von Präsidentin Dr. Karlin Stark und unter Mitwirkung der Bürgerinitiative Kuppenheim im vergangenen Jahr das Studiendesign erarbeitet. Daraufhin wurde bis Juni 2018 Blut von 348 Freiwilligen aus der Region abgenommen, ein unabhängiges Labor hat die Proben auf per- und polyfluorierte Chemikalien untersucht.

Maßnahmen im Bereich der Trinkwasserversorgung

Die Teilnehmenden wurden dabei in drei Gruppen aufgeteilt. Die erste Probandengruppe (A) war über PFC-belastetes Trinkwasser betroffen, eine Belastungsquelle, die nach Bekanntwerden des Schadensfalls abgestellt wurde. Die zweite Gruppe (B) ist nicht über das Trinkwasser, sondern über Obst und Gemüse von belasteten Böden in Kontakt mit PFC gekommen. Die dritte Gruppe (C) bestand, wie die erste und zweite Gruppe, aus Personen aus dem Raum Rastatt, war jedoch nicht durch Trinkwasser oder Obst und Gemüse von betroffenen Grundstücken belastet.

„Wir nehmen die Sorgen der Menschen in der betroffenen Region sehr ernst. Deshalb war es uns wichtig, zu klaren, unabhängigen und fundiert-wissenschaftlichen Ergebnissen zu kommen“, erläuterte Minister Lucha. Die Studie zeige, dass erhöhte PFC-Konzentrationen im Trinkwasser tatsächlich zu höheren Konzentrationen im Blut führen. Der Effekt eines belasteten Bodens über Obst und Gemüse sei hingegen deutlich geringer. Die nachgewiesenen Werte seien in jedem Fall Anlass, die bereits eingeleiteten Maßnahmen insbesondere im Bereich der Trinkwasserversorgung beizubehalten. Als eine von vielen Maßnahmen wurden zum Beispiel Brunnen, die eine Sicherstellung der vom Umweltbundesamt empfohlenen Werte nicht gewährleisten, außer Betrieb genommen. Dadurch liegen bereits jetzt die Gehalte im Trinkwasser der öffentlichen Wasserversorgungen deutlich unterhalb der Grenzwerte.

Die Blutproben wurden von einem unabhängigen Speziallabor analysiert, das Landesgesundheitsamt hat die Laborergebnisse in Abhängigkeit von der untersuchten Gruppe ausgewertet. Die PFOA-Konzentrationen im Blut zeigen eine deutliche Abhängigkeit von der untersuchten Gruppe: Der Median der PFOA-Werte in Gruppe A war mit 15,6 Mikrogramm/Liter etwa 13 Mikrogramm/Liter höher als der Median in Gruppe B (2,3 Mikrogramm/Liter). Der niedrigste Median wurde in der Gruppe C beobachtet (1,7 Mikrogramm/Liter).

Der vom Umweltbundesamt im Jahr 2016 genannte Humanbiomonitoring I Wert (HBM I-Wert), unterhalb dessen von keiner gesundheitlichen Beeinträchtigung auszugehen ist, liegt bei 2 Mikrogramm/Liter. Eine Überschreitung bedeute jedoch nicht zwingend, dass eine konkrete Gesundheitsgefahr zu befürchten sei. Hierzu wäre ein HBM II-Wert notwendig. Ein solcher Wert, der die Schwelle der Gesundheitsgefährdung markiert, konnte bisher aufgrund fehlender wissenschaftlicher Datengrundlage von der zuständigen Kommission beim Umweltbundesamt noch nicht festgelegt werden. „Es ist wichtig, dass die Wissenschaft hier vorankommt und unter Einschluss unserer Untersuchungen die Ergebnisse auf Bundesebene zusammengeführt werden“, forderte Minister Lucha.

Quelle: Sozialministerium Baden-Württemberg, 05.10.2018

Informationen

Weitere Hintergründe zum Thema PFC (Homepage des Regierungspräsidiums Karlsruhe)

Sozialministerium: FAQ-Papier zum Thema PFC (PDF)

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