„Der Strahlenschutz hat oberste Priorität“

Jahrestagung der Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie
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Um neue Erkenntnisse in der Kinderradiologie geht es bei der 55. Jahrestagung der Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie (GPR) vom 18.–20. Oktober 2018 in Linz. Ein spezifisches Fortbildungsprogramm richtet sich an MTRA.  

Drei Tage lang bietet die internationale Fachgesellschaft der deutschsprachigen Kinderradiologen einen wissenschaftlichen Austausch für Experten aus den Bereichen Radiologie, Pädiatrie, Neuroradiologie, Nuklearmedizin und Kardiologie und gleichzeitig aktuelle Fortbildungskurse für Ärzte und Medizinisch-technische Röntgenassistenten (MTRA). Einen ersten Einblick in die aktuellen Tagungsthemen und Schwerpunkte gibt die Tagungspräsidentin Prim. Dr. Brigitte Povysil, Institut für Pädiatrische und Gynäkologische Radiologie, Med Campus IV, Kepler Universitätsklinikum Linz.

„Zukunft sichtbar machen“ ist das Motto der 55. Jahrestagung der GPR – ein Hinweis auf spannende wissenschaftliche Impulse, neue Erkenntnisse und Innovationen in den verschiedenen Bereichen der Kinderradiologie. Wie haben Sie diesmal die Schwerpunkte gesetzt?

Prim. Dr. Brigitte Povysil: Die Schwerpunkte liegen auf Innovation, also auf neuen Wissensimpulsen und dem radiologischen Blick in die Zukunft. Bereits die Studenten unserer Medizinischen Fakultät können sich im virtuellen Anatomieraum dreidimensional in den menschlichen Körper begeben - eine neue spannende Art der Lehre. Dies demonstrieren wir Ihnen in der Cinematic Rendering Vorführung Deep Space 8K im Ars Electronica Center.

Der moderne Kinderradiologe blickt nicht abgehoben alleine auf die Bildgebung, das heißt ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der interdisziplinären Arbeit mit Klinikern, also den Pädiatern, Kinderneurochirurgen, Kinderneurologen, Kinderkardiologen und Kinderchirurgen, die unser Thema von ihrer Seite aus beleuchten.

Ein weiterer Schwerpunkt ist das kindliche Herz im Rahmen unseres interdisziplinären Kinder-Herz-Zentrums. Kindliche Herzfehler aus der Sicht des Radiologen, Kardiologen und des Herzchirurgen, sowie ein international besetzter Herz-MRT-Intensivkurs behandeln dieses Thema. Schließlich setzen wir in unserem neuen Uniklinikum einen Schwerpunkt auf Verknüpfung von Forschung, Wissenschaft und Ethik im klinischen Alltag.

Als ein zentrales Anliegen der GPR wurden beim Strahlenschutz große Fortschritte erreicht. Inwieweit können die innovative Bildgebung, die neuen technischen Entwicklungen bei der MRT und Sonografie schon in der Klinik umgesetzt werden? In welchen Bereichen spielt das Röntgen angesichts dieser verbesserten Möglichkeiten in der Kinderradiologie noch eine Rolle?

Povysil: Der Strahlenschutz hat aufgrund der besonderen Strahlensensibilität des kindlichen Organismus oberste Priorität. Die High-End-Sonografie, mit der beim Kind hochauflösend fast alle Körperregionen beurteilbar sind, ist und bleibt nichtinvasive Hauptuntersuchung.

Die schnellen, leisen 1,5- und 3-Tesla-MRT-Modalitäten der letzten Generation erlauben uns, das gesamte pädiatrische Krankheitsspektrum ohne Strahlenbelastung nicht nur anatomisch, sondern auch funktionell detailliert dreidimensional darzustellen und für den Kliniker nach seinen Anforderungen zu rekonstruieren. Neueste Methodik wenden wir im Bereich der kardialen MRT und der Darstellung des Lymphsystems an.

Wir brauchen jetzt und in der Zukunft mit unseren MRT-Modalitäten und -Technologien weniger Narkosen bei unseren Kleinsten, keine ionisierenden Strahlen und auch weniger Kontrastmittel.

Die digitale Radiografie ist und bleibt Basisuntersuchung, vor allem bei Knochenprozessen und Traumen, auch das Lungenröntgen ist weiterhin Routine als Ausgangs- und Kontrollbefund.

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Für Kinder, die wesentlich empfindlicher gegenüber Röntgenstrahlen als Erwachsene sind, bietet die spezialisierte bildgebende Diagnostik durch Kinderradiologen und kinderradiologisch geschulte MTRA große Vorteile. Das Tagungsprogramm gibt einen Einblick, wie hoch die Anforderungen an Kinderradiologen und MTRA sind. Inwiefern kann der Kongress mit seinem spezifischen Fortbildungsangebot in diesem Bereich zukunftsweisend sein?

Povysil: Angeborene kindliche Herzfehler bedeuten oft einen langen Leidensweg für die betroffenen Kinder und deren Eltern. An unserem interdisziplinären Kinder-Herz-Zentrum der Johannes-Kepler-Universität arbeiten Radiologen, Kardiologen, Herzchirurgen und Intensivmediziner gemeinsam an der Behandlung dieser komplexen Herzerkrankungen. Dies erfordert von uns Kinderradiologen ein spezielles, radiologisches Wissen, das wir im Rahmen unseres international besetzten Herz-MRT-Intensiv-Kurses an alle interessierten Kolleginnen und Kollegen weitergeben möchten.

Zukunftsweisend ist sicher, dass es uns gelungen ist, in Spezialfällen invasive Herzkatheter-Untersuchungen durch nichtinvasive Herz-MRT-Untersuchungen zu ersetzen. Mit neuen Technologien können wir die Kontrastmittelgabe in der MRT weiter reduzieren. In Zusammenarbeit mit der University of Philadelphia haben wir an unserer Klinik eine neue MRT-Methodik-Untersuchung des Lymphsystems eingeführt, die verhindern kann, dass Kinder an den Folgen von Herzoperationen schwere Erkrankungen entwickeln oder sogar sterben.

Eine moderne Kinderradiologie ohne speziell ausgebildete, hochqualifizierte MTRA ist undenkbar - daher bieten wir auch einen weiteren Fortbildungskurs für MTRA an. Die Zukunft liegt in der Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen und Fachbereiche zur Bildung qualifizierter Spezialteams für immer komplexer werdende Erkrankungen unserer Kinder.“

International renommierte Referenten werden den Kongressteilnehmern eine Anzahl spannender Vorträge präsentieren. Welche sind besonders hervorzuheben?

Povysil: Prof. Harris Cohen MD, FACR, (Radiologist in Chief and Medical Director of Radiology, Le Bonheur Children´s Hospital; Executive Chair of Radiology, Professor of Radiology, Pediatrics and Obstetrics & Gynecology, The University of Tennessee Health Science Center, Memphis) wird uns im Rahmen der Kongresseröffnung einen Überblick über unser Spezialfach Kinderradiologie aus internationaler Sicht geben und dabei die Vergangenheit, die Gegenwart und vor allem die visionäre Zukunft beleuchten. Ich freue mich besonders auf diesen Vortrag, da hiermit ein Zeichen gesetzt wird, wie wichtig es gerade im Bereich unserer Kinder ist, Spezialausbildungen mit Spezialteams und speziellem Wissen sowie speziellem Umfeld visionär zu gestalten.

Den Festvortrag hält Prof. Paul Giffiths FMedSci, PhD, FRCR (Professor of Radiology, Department of Infection, Immunity & Cardiovascular Disease, University of Sheffield, Royal Hallamshire Hospital, UK). Er ist ein internationaler Spitzenmediziner in der Diagnostik der Hirnentwicklung des Kindes, die bereits im Mutterleib beginnt, und wird uns auch über die nach dieser Zeit zu erwartenden zukünftigen Entwicklungen berichten.“

Die Themenvielfalt des wissenschaftlichen Programms zeigt die vielfältige Aufstellung der Kinderradiologie und den hohen Stellenwert der interdisziplinären Zusammenarbeit. Welche der aktuellen Tagungsthemen liegen Ihnen besonders am Herzen?

Povysil: Da die Kinderradiologie das Kind in seinen gesamten Entwicklungsstufen pränatal bis hin zum Jugendlichen ganzheitlich betrachtet, sind alle Themenbereiche gleich wichtig und spannend. Für mich persönlich gehört dem Herz mein besonderes Herz.

Quelle: GPR, 17.09.2018


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