Labormedizin in Zeiten der Transformation

Deutscher Kongress für Laboratoriumsmedizin
lz
Rosengarten Mannheim
Der Kongress findet im Rosengarten in Mannheim statt. © Leonid Andronov/stock.adobe.com
Newsletter­anmeldung

Bleiben Sie auf dem Laufenden. Der MT-Dialog-Newsletter informiert Sie jede Woche kostenfrei über die wichtigsten Branchen-News, aktuelle Themen und die neusten Stellenangebote.


Auf einer Pressekonferenz wurde am Donnerstag die zentrale Bedeutung der klinischen Chemie und Laboratoriumsmedizin für den Fortschritt der Medizin und damit die Verbesserung der Patientenversorgung verdeutlicht.

Anlässlich der 18. Jahrestagung der DGKL im Rahmen des Deutschen Kongresses für Laboratoriumsmedizin in Mannheim (zeitgleich mit der 5. Fachtagung für biomedizinische Analytik des DVTA e.V.) präsentierten der Präsident der DGKL, Prof. Harald Renz sowie Prof. Bernd Luppa, Dr. Jakob Adler und Prof. Stefan Holdenrieder im Rahmen einer Pressekonferenz Einblicke in die Entwicklungen des Fachgebietes.

Präzise Diagnostik unerlässlich

„Für die Weiterentwicklung der Medizin ist eine präzise Diagnostik unerlässlich, denn sie bildet die Basis für weiterführende Therapien“, so Renz. „Rund zwei Drittel aller klinischen Entscheidungen beruhen auf Ergebnissen von In-vitro-Tests“, verdeutlicht Renz. Mit der Vorstellung des 5-Punkte-Papiers der DGKL hob er die Labormedizin als eine ärztliche Disziplin hervor. Besonders bei der Entwicklung der individualisierten Präzisionsmedizin zeige sich die Bedeutung der modernen Diagnostik. „Prävention und Vorsorge stehen zunehmend auch aus sozio-ökonomischen Notwendigkeiten mehr und mehr im Fokus der Politik“, so Renz weiter. Ein gegenwärtiger Schub an neuen Methoden und Verfahren, wie die zelluläre und molekularbiologische Diagnostik, sowie neue Ansätze in der patientennahen Labordiagnostik zeige die Aktualität der Thematik. Zudem spiele die rasante Entwicklung der Digitalisierung, das Fortschreiten der künstlichen Intelligenz und der Ausbau von Algorithmen eine herausragende und wegweisende Rolle.

Patientennahe Labordiagnostik

Prof. Dr. med. Peter Luppa (leitender Oberarzt am Institut für Klinische Chemie und Pathochemie am Klinikum rechts der Isar der TU München) stellte die rapide Entwicklung der patientennahen Labordiagnostik (Point-of-care-testing, POCT) vor. Neben den bekannten und weit verbreiteten PCR-Schnelltests seien die PoC-NAT-Tests hervorzuheben. Diese Tests basierten ebenfalls auf Nukleinsäure-Amplifikations-Technik (NAT) und könnten patientennah vor Ort in kurzer Zeit durchgeführt werden. Auch im klinischen Umfeld sei der molekulare Nachweis von verschiedenen Infektionserregern von erheblicher Bedeutung. Deshalb befürworten auch führende Fachgesellschaften die Implementierung von PoC-NAT-Verfahren im Klinikbereich.

Prof. Luppa hob hervor, dass dabei die medizinisch valide Ergebnisinterpretation und die Qualitätssicherung im interdisziplinären Kontext im Vordergrund stehen. Es sei von entscheidender Bedeutung, sinnvolle von nicht sinnvollen POCT-Verfahren zu unterscheiden und zu definieren, damit die Patientensicherheit an erster Stelle stehe.

Ein weiteres topaktuelles Themengebiet stellte Dr. Jakob Adler (Facharzt für Laboratoriumsmedizin am Institut für Hämostaseologie und Pharmakologie und am Institut für Medizinische Diagnostik in Berlin) vor. Er richtete den Fokus auf die vielfältigen und imposanten Einsatzmöglichkeiten von Algorithmen und künstlicher Intelligenz in der Labormedizin. Bei bildgebenden Verfahren, Auswertungen von Blutausstrichen oder der Urindiagnostik tragen KI-gestützte Lösungen bereits jetzt dazu bei, Arbeitsabläufe und komplexe Diagnosen zu automatisieren und standardisieren. Aber auch neuere Sprachmodelle wie Chat-GPT könnten zur Auswertung von Datenquellen und der Befundgenerierung eingesetzt werden.

Die Herausforderung sei dabei laut Adler, aus den Daten(mengen) neues Wissen zu generieren, neue Erkenntnisse zu Erkrankungen und bisher unbekannte Zusammenhänge im menschlichen Organismus aufzudecken. „Zweifelsohne wird künstliche Intelligenz die Medizin in Richtung personalisierter Medizin weiter stark befördern“, ist sich Adler sicher.

Prof. Dr. Stefan Holdenrieder (Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin am Deutschen Herzzentrum München) knüpfte an die stetig wachsenden Anforderungen und damit auch Möglichkeiten der Analysemethoden an und präsentierte Innovationen in der Diagnostik onkologischer und kardiologischer Erkrankungen. Als Begleitdiagnostika seien klinische In-vitro-Labortests zu nennen, die durch die Bestimmung von ein oder mehreren Biomarkern dazu beitragen könnten, die Wirksamkeit beispielsweise einer gezielten Krebstherapie vorherzusagen. „Durch genetische Marker kann der Tumor identifiziert und so das passende Medikament eingesetzt bzw. ungeeignete/unnötige Medikamente weggelassen werden“, so Holdenrieder. Eine wesentliche Neuerung in der Begleitdiagnostik onkologischer Erkrankungen bedeute nach Auffassung von Holdenrieder das Liquid Profiling – die Diagnostik im Blut zirkulierender Nukleinsäuren (CNAPS). Er ist sich sicher, dass diese Diagnosetechnik schnell den Sprung von einer wissenschaftlichen Forschungsmethode in die klinische Praxis schaffe - from bench to bedside.

Ebenso unerlässlich zur schnellen und verlässlichen Interpretation von Biomarkeranalysen seien gültige Referenzwerte. Im Herzzentrum München wurde ein standardisiertes Modell für den Biomarker NT-proBNP entwickelt, welches anhand altersabhängiger Referenzwerte eine bessere Therapiesteuerung bei Kindern mit Herzfehlern ermögliche.

Quelle: DGKL

Artikel teilen

Online-Angebot der MT im Dialog

Um das Online-Angebot der MT im Dialog uneingeschränkt nutzen zu können, müssen Sie sich einmalig mit Ihrer DVTA-Mitglieds- oder Abonnentennummer registrieren.

Stellen- und Rubrikenmarkt

Möchten Sie eine Anzeige in der MT im Dialog schalten?

Stellenmarkt
Industrieanzeige