Zu wenig verordnet

Geriatrische Rehabilitation
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Geriatrische Reha
Reha im heimischen Umfeld ist von der Effizienz her der stationären Rehabilitation gleichzusetzen. Fotolia/drubig-photo
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Die positive Kosten-Nutzen-Rechnung von Rehabilitationsmaßnahmen in der Geriatrie ist Konsens. Trotzdem ist die Zahl der vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung ausgesprochenen Reha-Empfehlungen viel zu gering.


Was muss sich am deutschen Angebot für die Rehabilitation älterer Menschen verbessern? Welche Konzepte verfolgen andere Länder? Welche aktuellen Erkenntnisse liefert die Forschung? Diesen Fragen widmen sich die beiden Fachgesellschaften der Altersmedizin, die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und die Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) – mit überraschenden Antworten. So birgt eine rein stationäre Rehabilitation auch Nachteile; Reha im heimischen Umfeld ist von der Effizienz her der stationären Rehabilitation gleichzusetzen.

Der Grundsatz „Reha vor Pflege“ ist hierzulande auf dem Papier gesetzliche Vorgabe. Es gibt jedoch gerade in Deutschland ein systemisches Problem, diesen auch tatsächlich in der Realität umzusetzen. Kostenträger der geriatrischen Rehabilitationen sind in der Regel die Krankenkassen, Nutznießer einer erfolgreichen Maßnahme hingegen auch die Pflegekassen. Gerade vor diesem Hintergrund ist es nützlich, einen Blick über den nationalen Tellerrand zu werfen und die Expertise internationaler Experten miteinzubeziehen.

„Mir erscheinen die deutschen Angebote für die Rehabilitation älterer Menschen grundsätzlich gut entwickelt“, sagt Ian Cameron aus Sydney, „insgesamt gibt es aber meiner Ansicht nach in den meisten Ländern Schwierigkeiten, den Stand der Forschung, der starke Hinweise auf die Vorteile von geriatrischer Rehabilitation liefert, in effektive Maßnahmen zu übersetzen.“ Cameron leitet unter anderem das John Walsh Centre for Rehabilitation Research, ist Mitherausgeber des Journal of Rehabilitation Medicine und berät als Geriater die australische Regierung in medizinischen Fragen, die ältere Menschen betreffen.

Rehabilitation in Pflegeeinrichtungen kann negative Nebeneffekte haben.

„Die meisten älteren Menschen mit einer schwerwiegenden gesundheitlichen Beeinträchtigung können potenziell von Rehabilitation profitieren“, sagt Cameron. „Die besten Beispiele finden sich gerade nach Schlaganfällen oder Hüftfrakturen, und es gibt immer mehr Hinweise für die positive Wirkung von Rehabilitation nach Immobilisierung und bei Gebrechlichkeit.


Doch wo sollte die Reha stattfinden? Stationär in einer Klinik, in einer Pflegeeinrichtung oder zu Hause in der gewohnten Umgebung der älteren Menschen? Dies wurde bisher nicht ausreichend geklärt. Weltweit gibt es dazu erheblich abweichende Modelle. Cameron vertritt die Ansicht, dass eine Rehabilitation in Pflegeeinrichtungen potenziell negative Ergebnisse produzieren kann, indem Behinderung und Abhängigkeit verlängert werden. Ist es dagegen möglich, eine Rehabilitation im häuslichen Umfeld anzubieten, ist dies mindestens so effektiv wie im Rahmen einer stationären Behandlung.


„Der größte Vorteil von Rehabilitationsmaßnahmen für ältere Menschen ist es, ein eigenständigeres Leben mit einer verbesserten Lebensqualität führen zu können“, so Cameron. „Das könnte auch die Nutzung von Pflegeeinrichtungen verringern.“ Um bei Rehabilitationsmaßnahmen die höchste Kosteneffizienz und die besten Ergebnisse zu erzielen, kommt er zu dem Schluss, dass es in vielen Fällen nützlich ist, diese in der heimischen Umgebung stattfinden zu lassen.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Geriatrie, 22.07.2016

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