Während der Anteil früh geborener Kinder an allen Entbindungen bei der TK von 2019 noch bei 6,4 Prozent lag, hat es im vergangenen Jahr einen deutlichen Einbruch auf 5,8 Prozent gegeben. 2018 lag der Anteil noch bei 6,6 Prozent wie die Abrechnungsdaten der TK zeigen. „Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung. Wir müssen nun schauen, ob der Trend anhält und was eventuelle Gründe dafür sein könnten", sagt TK-Vorstandsvorsitzender Dr. Jens Baas.
„Das sind interessante Zahlen", sagt Prof. Harald Abele von der Uniklinik Tübingen. „Sobald die neue Perinatalstatistik mit Zahlen für ganz Deutschland vorliegt, lässt sich einordnen, ob sich tatsächlich eine Trendwende abzeichnet. Grundsätzlich ist Anfang 2019 die Leitlinie ,Prävention und Therapie der Frühgeburt‘ in Kraft getreten und auf den Fachkongressen viel diskutiert worden - möglicherweise hat ja auch diese Standardisierung in der Diagnostik und Therapie zur Verbesserung der Zahlen beigetragen."
Frühgeborene haben höheres Risiko für Erkrankungen
Früh geborene Kinder haben gegenüber reif geborenen ein höheres Erkrankungsrisiko. Laut TK-Kindergesundheitsreport sind insbesondere Atmung, Augen, Ohren und die kindliche Entwicklung betroffen. So ist beispielsweise das Risiko für leichte und mittlere Entwicklungsstörungen um 44 Prozent erhöht. Laut TK-Report treten solche Störungen bei mehr als einem Drittel der frühgeborenen Kinder mindestens einmal in den ersten acht Lebensjahren auf. Besonders hoch ist die Häufigkeit im Alter von fünf und sechs Jahren, Jungen sind stärker betroffen als Mädchen. Störungen der Grobmotorik und der allgemeinen physiologischen Entwicklung treten vermehrt in den ersten zwei Lebensjahren auf. Störungen der Feinmotorik und der Sprachentwicklung werden verstärkt im sechsten und siebten Lebensjahr diagnostiziert.
Zu den Risikofaktoren für eine zu frühe Geburt gehören beispielsweise mütterliche Infektionen und Bluthochdruck, aber auch Depressionen. Dr. Jens Baas: „Eine gute psychische Gesundheit von Schwangeren senkt das Risiko für Frühgeburten." Daher habe die TK beispielsweise das spezielle Versorgungsprojekt Mind:pregnancy in Baden-Württemberg unterstützt, das jetzt evaluiert wird. „Was wir heute schon definitiv wissen: Der im Projekt eingesetzte digitale Begleiter für die Schwangerschaft wird von den werdenden Müttern sehr gut angenommen", so der TK-Chef.
Bessere Kommunikation in der Geburtshilfe
Eine App steht im Mittelpunkt eines aktuellen Forschungsprojekts in der Geburtshilfe. Das von der TK unterstützte Projekt „Teambaby" richtet sich an Hebammen, Ärzte und Ärztinnen, Pflegende sowie Schwangere und deren Angehörige. Es soll mithilfe einer speziellen Trainingsapp die Kommunikation zwischen den Schwangeren und den Fachkräften in der Geburtshilfe verbessern und dadurch Geburten sicherer machen.
Quelle: TK, 08.09.2021
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