„Verkeimung“ von Waschmaschinen untersucht

Studie zum Keimgehalt
lz
Susanne Jacksch, Prof. Dr. Markus Egert
Susanne Jacksch, Erstautorin, und Prof. Dr. Markus Egert, Leiter der Studie Hochschule Furtwangen
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Fast alle privaten Haushalte in Deutschland besitzen sie: eine Waschmaschine. Was viele Verbraucher jedoch nicht wissen: Waschmaschinen, die Textilien eigentlich sauber machen sollen, können verkeimen. In der Studie der HS Furtwangen wurden im Schnitt 21.000 Keime pro cm2 gefunden.

Feuchtigkeit, Wärme und ein großes Angebot an Nährstoffen schaffen in Waschmaschinen nahezu ideale Lebensbedingungen für das Wachstum von Mikroben wie Bakterien oder Pilzen. Aktuelle Trends wie das Waschen bei niedrigen Temperaturen, Wassersparprogramme und der Einsatz Bleiche-freier Flüssigwaschmittel begünstigen das Keimwachstum zusätzlich. „Obwohl bekannt ist, dass Waschmaschinen anfällig für Verkeimungen sind, gab es bislang kaum Studien, die den Keimgehalt an verschiedenen Stellen von Waschmaschinen einmal konkret gemessen hätten. Da wollten wir Abhilfe schaffen“, erläutert Studienleiter Prof. Dr. Markus Egert, der an der Hochschule Furtwangen Mikrobiologie und Hygiene lehrt. Im Fokus standen dabei vier leicht erreichbare Stellen: Die Einspülkammer und ihre Schublade sowie der obere und untere Teil der Bullaugendichtung.

10 Maschinen mit Tupfern beprobt

Für die Studie wurden 10 häusliche Waschmaschinen aus dem Großraum Villingen-Schwenningen mit Tupfern beprobt. Aus den Abstrichen wurden Mikroorganismen auf Agarplatten kultiviert, gezählt und auf die beprobte Fläche hochgerechnet. Die isolierten Bakterien wurden anschließend noch anhand von Proteinspektren mittels MALDI-TOF-Analyse identifiziert. Gemittelt über alle Probenahmestellen wurden 21.000 Keime pro cm2 bestimmt. „Dabei wurden Spitzenwerte von bis zu 337.000 Keimen pro cm2 gefunden. Das entspricht ungefähr der Einwohnerzahl von Bielefeld“, erläutert der Studienleiter Prof. Egert. Mit 111 Keimen pro cm2 die geringsten Keimzahlen zeigte der obere Teil der Bullaugendichtung. Diese Stelle trockne sehr schnell ab, sodass den Mikroben hier vermutlich einfach die Lebensgrundlage fehle.

Mehr als die Hälfte potenziell pathogen

Mehr als die Hälfte der in der Studie identifizierten 40 Arten von Mikroorganismen ist als potenziell pathogen eingestuft und kann v.a. immungeschwächte Menschen krankmachen. Bakterien in der Waschmaschine sind zudem eine bekannte Quelle für schlechten Geruch. Mit Pseudomonas oleovorans, Acinetobacter parvus, Moraxella osloensis und Rhizobium radiobacter wurden vier Bakterienarten gefunden, die bereits in einer früheren, rein molekuarbiologischen Studie der AG Egert als dominant in Waschmaschinen erkannt wurden. Diese Bestätigung kennzeichne sie als wichtige Waschmaschinenbakterien, die man nun z.B. zum praxisnahen Testen antimikrobieller Reinigungsmaßnahmen oder Oberflächenbeschichtungen für Waschmaschinen nutzen könne.

Waschmaschinen sollten regelmäßig gereinigt werden

„Unsere kleine Studie belegt eindrucksvoll die dichte und hygienerelevante Verkeimung von Waschmaschinen, und unterstreicht die Bedeutung von Feuchtigkeit. Waschmaschinen sollten regelmäßig gereinigt werden, z.B. durch Auswischen mit Allzweckreiniger, aber auch durch regelmäßiges Waschen bei mind. 60 °C mit einem bleichehaltigem Pulverwaschmittel. Zum Austrocken sollten Bullauge und Einspülkammer zwischen den Wäschen offen gelassen werden“, fasst Prof. Egert zusammen.

Literatur:

Jacksch S, Zohra H, Weide M, Schnell S, Egert M; Cultivation-Based Quantification and Identification of Bacteria at Two Hygienic Key Sides of Domestic Washing Machines. Microorganisms 2021, 9, 905. DOI: doi.org/10.3390/microorganisms9050905.


Quelle: idw/Hochschule Furtwangen

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