Schwammspinner-Plage: Problem ist lösbar

Langfristig und umweltverträglich
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Ausbruch des Schwammspinners in Kroatien 2013
Ausbruch des Schwammspinners in Kroatien 2013: Zu erkennen sind die Larven, die an der Pilzinfektion verstorben sind; sie sitzen typischerweise mit dem Kopf nach unten hängend an der Rinde der Bäume. Dr. Milan Pernek (Croatian Forest Research Institute)
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Die haarigen, gefräßigen und zwischen vier bis sieben Zentimeter großen Tierchen beeinträchtigen durch den Massenfraß nicht nur das Wachstum der Bäume, sondern sorgen aktuell vielerorts auch für Aufregung in der Bevölkerung.

Die Berichte über Heerscharen von Raupen, die nicht nur Wälder in Ost- und Süddeutschland entlauben, sondern auch in Siedlungen vordringen und Anwohner/-innen verängstigen, häufen sich. Prof. Dr. Andreas Linde von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) verrät, welche Lösungsansätze langfristig sinnvoll sind. Der Schwammspinner, ein wärmeliebender Nachtfalter, hat sich in den letzten trocknen und heißen Jahren stark vermehrt. Periodisch kommt es zu Massenvermehrungen, bei denen zwischen Mai und Juli unzählige Larven Laubwälder und Siedlungen befallen.

Kein eindeutiger Zusammenhang zum Klimawandel

 „Die letzte große „Welle“ liegt schon über 20 Jahre zurück. Auch damals, in den Jahren 1992 bis 1994, waren v.a. Gebiete in Mittel- und Süddeutschland betroffen“, so Prof. Dr. Linde, der sich seit mehr als 20 Jahren zusammen mit anderen Forscher/-innen der HNEE und internationalen Partnern intensiv mit den Möglichkeiten beschäftigt hat, den Schwammspinner langfristig und möglichst umweltschonend zu kontrollieren. Wissenschaftlich fundiert könne aktuell kein eindeutiger Zusammenhang zum Klimawandel hergestellt werden. So haben auch die Schäden, die durch die Raupen verursacht werden, oder die Ausbruchsfrequenz, nicht zugenommen, erklärt der Ökologe.

Auch Südosteuropa und die USA betroffen

Die Schwammspinner-Laven verursachen nicht nur in Deutschland große Probleme. Vor allem in Südosteuropa und den USA, in die das Insekt schon im 19. Jahrhundert einge-schleppt wurde, wurden riesige Flächen von Eichenwäldern und Stadtbäume geschädigt, was zu erheblichen wirtschaftlichen, aber auch ökologischen Schäden, führte. Zur Bekämpfung der Überpopulationen kommen vielerorts Insektizide zum Einsatz. Warum die Verwendung dieser Mittel, auch von ökologisch verträglichen, langfristig nicht sinnvoll ist, verrät Prof. Dr. Linde: „Der Einsatz breitwirksamer Insektizide ist nicht zu rechtfertigen, da er mit erheblichen, negativen Auswirkungen auf die Umwelt einhergeht. Andere Arten – unter ihnen auch viele natürliche Gegenspieler des Schwammspinners – werden massiv geschädigt. Besser wäre der Einsatz umweltverträglicher Mittel wie z.B. Dipel, einem Mittel auf Basis eines Bakteriums, das sehr spezifisch nur auf Schmetterlinge wirkt. Aber auch dieses Mittel wirkt nur kurzzeitig, so dass es zu einer Wiederholung der Massenvermehrung kommen kann.“

Natürlich vorkommender Feind des Schwammspinners

Doch es gibt Hoffnung: „Langfristig könnte sich ein natürlich vorkommender Feind des Schwammspinners bei uns etablieren und dessen Population dauerhaft regulieren: Der hochspezifische Pilz Entomophaga maimaiga wurde in Asien gefunden und befällt nur den Schwammspinner. Nach gründlichen Prüfungen wurde er zunächst in den USA ausgesetzt und hat dort sehr erfolgreich die Population des Schwammspinners reduziert – und dies ohne Umweltschäden zu verursachen.

Im Jahr 2000 wurde der Pilz auch in Bulgarien im Freiland ausgebracht. Im Verlauf der letzten zwei Jahrzehnte hat er sich dort etabliert und ist dort so effektiv, dass eine Bekämpfung des Schwammspinners überflüssig wurde. Der Schwammspinner ist dort noch vorhanden, verursacht aber keine Schäden mehr. Seitdem hat sich der Pilz im Verbreitungsgebiet des Schwammspinners in Südeuropa von Bulgarien aus über den gesamten Balkan bis Kroatien, die Slowakei und neuerdings auch Österreich ausgebreitet. Er unterdrückt dort sehr effizient die Massenvermehrungen des Schwammspinners. Es ist davon auszugehen, dass der Pilz durch natürliche Verbreitung irgendwann auch Deutschland erreichen wird – doch für dieses Jahr und die nahe Zukunft käme der in Deutschland zu spät“, so der Experte.

Kontrollierte Freisetzung des Pilzes?

Um zukünftige Schäden in den wertvollen Waldbeständen und Belästigungen der Bevölkerung zu vermeiden, empfehlen Prof. Dr. Linde und die beteiligten Forschungspartner eine kontrollierte Freisetzung des Pilzes in den entsprechenden deutschen Populationen des Schwammspinners. „Die Erfahrungen aus den USA und Südeuropa zeigen, dass dies eine umweltfreundliche und zudem kostengünstige Maßnahme ist, die den Schwammspinner nicht bekämpft, sondern seine Populationsdichte nachhaltig und dauerhaft auf ein verträgliches Niveau reguliert“, ergänzt Prof. Dr. Linde.

Quelle: idw/Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde

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