Neuroblastome: Frühwarnsystem für zurückkehrende Tumoren?

Krebs-Erbgut im Blut
lz
Flüssigbiopsien als Alternative
Flüssigbiopsien als Alternative VIPDesign - Fotolia
Newsletter­anmeldung

Bleiben Sie auf dem Laufenden. Der MT-Dialog-Newsletter informiert Sie jede Woche kostenfrei über die wichtigsten Branchen-News, aktuelle Themen und die neusten Stellenangebote.


Neuroblastome sind bösartige Erkrankungen des sympathischen Nervensystems, die vor allem im frühen Kindesalter auftritt. Sie entlassen DNA-Fragmente ins Blut und den Liquor, mit denen mögliche Krankheitsrückfälle frühzeitig angezeigt werden können.

Die DNA-Fragmente geben zudem Hinweise auf Veränderungen in bestimmten krebstreibenden Genen. Das haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), Partnerstandort an der Charité Berlin, mit Hilfe modernster molekularbiologischer Verfahren herausgefunden. Sie gehen davon aus, dass sich dieses Prinzip als schonendes Verfahren zur Früherkennung zurückkehrender Tumoren in der klinischen Praxis einsetzen lässt (Liquid Biopsy).

Prognose der Kinder verbessern

Neuroblastome bilden sich meist an der Wirbelsäule oder der Nebenniere. Die Erkrankung verläuft sehr unterschiedlich. Etwa die Hälfte der Neuroblastome sind besonders aggressiv und können nach einer Therapie wieder auftreten. Dann sind die Überlebensaussichten der Patienten sehr gering. Ausgelöst wird das erneute Wachsen durch eine geringe Anzahl von Tumorzellen, die die Therapie überleben. Diese so genannte minimale Resterkrankung frühzeitig zu erkennen – möglichst noch bevor sie zu Rückfällen führen kann – kann die weitere Prognose der betroffenen Kinder verbessern. Voraussetzung dafür ist eine kontinuierliche Überwachung mithilfe schonender Diagnostikmethoden, denn mehrere chirurgische Eingriffe zur Gewebeentnahme in Serie wäre für die Betroffenen viel zu belastend.

Flüssigbiopsien als Alternative

„Eine vielversprechende Alternative zur Gewebeanalyse bilden so genannte Flüssigbiopsien, auch unter dem englischen Begriff Liquid Biopsy bekannt, die minimalinvasiv, also beispielsweise durch eine Blut- oder Liquorprobe der Patienten, gewonnen werden“, erklärt Kinderärztin Hedwig Deubzer vom DKTK-Partnerstandort an der Berliner Charité. Mit ihrem Team forscht sie an solchen Verfahren. Bereits zuvor war es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit Hilfe molekularbiologischer Techniken gelungen, bei Kindern mit Neuroblastomen zellfreie Erbgutschnipsel aus Tumorzellen, so genannte ctDNA, im Blut und im Liquor nachzuweisen. Das DKTK-Team untersuchte nun, ob sich ctDNA aus Flüssigbiopsien als diagnostische Marker eignen könnte, um den Krankheitsverlauf zu verfolgen – mit Erfolg.

Eignung für die klinische Routine

Das Team konnte zeigen, dass sich zellfreie Tumor-DNA in Flüssigbiopsien von Hochrisiko-Neuroblastompatienten gut und frühzeitig nachweisen lässt. „Wir identifizierten sogar zwei Patientinnen, bei denen es bis dahin keine Anzeichen eines Krankheitsfortschrittes gab“, sagte Deubzer. „Wir gehen davon aus, dass sich die Flüssigbiopsie aufgrund seiner Sensitivität und der Tatsache, dass sich Probenmaterial einfach gewinnen lässt, sehr gut für die klinische Routine eignet.“

Die Wissenschaftler konnten außerdem zeigen, dass sich ctDNA-Schnipsel nicht nur als Frühwarnsystem für das Zurückkehren eines Neuroblastoms nach der Therapie eignen. Sie geben auch Aufschluss über molekulare Veränderungen in der Tumor-DNA, die im Zeitverlauf entstehen und die therapierelevant sein können. Solche dynamischen Veränderungen fanden die Forscher auch im Bereich zweier bekannter Krebstreiber-Gene: dem MYCN-Gen und dem ALK-Gen. „Insbesondere das ALK-Gen stellt auch einen Angriffspunkt für eine zielgerichtete Krebstherapie mit einem ALK-Inhibitor dar“, so Deubzer. „Der frühe Nachweis von Veränderungen in diesem Gen bedeutet für einige Patientinnen und Patienten deshalb auch eine neue Option für die Folgebehandlung.“

Im DKTK verbindet sich das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg als Kernzentrum langfristig mit onkologisch besonders ausgewiesenen universitären Partnerstandorten in Deutschland.

Literatur:
Marco Lodrini, Josefine Graef, Theresa M. Thole-Kliesch, et al.: Targeted Analysis of Cell-free Circulating Tumor DNA is Suitable for Early Relapse and Actionable Target Detection in Patients with Neuroblastoma. Clin Cancer Res 2022, DOI: 10.1158/1078-0432.CCR-21-3716.

Quelle: DKFZ

Artikel teilen

Online-Angebot der MT im Dialog

Um das Online-Angebot der MT im Dialog uneingeschränkt nutzen zu können, müssen Sie sich einmalig mit Ihrer DVTA-Mitglieds- oder Abonnentennummer registrieren.

Stellen- und Rubrikenmarkt

Möchten Sie eine Anzeige in der MT im Dialog schalten?

Stellenmarkt
Industrieanzeige