Neun von zehn Kaiserschnitten nicht zwingend notwendig

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Deutschland liegt mit einer Kaiserschnittrate von 31 Prozent über dem Durchschnitt der OECD-Länder. Fotolia/freepeoplea
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Per Kaiserschnitt entbundene Kinder leiden deutlich öfter an Infektionen, insbesondere der Atemorgane. Das zeigt der aktuelle Geburtenreport der Techniker Krankenkasse (TK), eine Routinedatenanalyse zu Kaiserschnitt und Frühgeburt.

Deutschland liegt mit einer Kaiserschnittrate von 31 Prozent über dem Durchschnitt der OECD-Länder (27 Prozent). Der Geburtenreport belegt, dass auch bisher weniger beachtete mütterliche Vorerkrankungen wie Depressionen einen Kaiserschnitt und damit ein erhöhtes Krankheitsrisiko für das Kind begünstigen. Darauf weisen die Erfahrungen der Geburtshelfer und medizinische Studien schon länger hin, oft sind die Zusammenhänge jedoch nicht hinreichend belegt oder bekannt. Hier setzt der TK-Geburtenreport an und liefert Hinweise für eine verbesserte Schwangerenvorsorge.

"Kaiserschnitte können Leben retten, wenn das Wohl von Mutter und Kind durch eine natürliche Entbindung gefährdet ist. Sie bringen jedoch auch Risiken mit sich, die es sorgfältig abzuwägen gilt - besonders, wenn ein Eingriff nicht zwingend notwendig ist", sagt Prof. Dr. med. Christof Sohn, Ärztlicher Direktor der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg.

 Der Blick zu den europäischen Nachbarn zeigt, wie es geht. "Eine Kaiserschnittrate unter OECD-Durchschnitt ist durchaus mit einer hohen medizinischen Versorgungsqualität und einer niedrigen Säuglingssterblichkeit vereinbar, wie die Niederlande oder die skandinavischen Länder beweisen", betont Sohn.
 
In vielen Fällen ist der Kaiserschnitt durchaus eine sinnvolle und notwendige Operation. Wenn er jedoch nicht vollständig medizinisch begründet ist, müssen die Vor- und Nachteile gut gegeneinander abgewogen werden. Rund 90 Prozent der Schnittentbindungen haben eine sogenannte relative Indikation. Das bedeutet, sie sind aus medizinischer Sicht nicht zwingend notwendig. Zu den relativen Indikationen zählen auch psychisch motivierte Ursachen wie Geburtsangst. Die Krankheitslast der Mütter hat einen großen Einfluss auf die Wahl des Entbindungsmodus. "Vor allem von Depressionen betroffene Frauen trauen sich eine natürliche Entbindung oft nicht zu. Auch Übergewicht und chronische Darmerkrankungen verstärken die Geburtsängste und den Wunsch nach einem Kaiserschnitt", sagt Dr. Stephanie Wallwiener, Privatdozentin und Oberärztin in der Geburtshilfe an der Uniklinik Heidelberg. Für die Kinder bedeutet das jedoch ein höheres Krankheitsrisiko.

Quelle: TK, 03.04.2017

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