Neue Medikamentenklasse für niedrigere Blutzuckerwerte

Ältere Patienten mit Diabetes und Herzkreislauferkrankungen
mg
Metformin
Das Standardmedikament Metformin (s. Strukturformel) in Kombination mit SGLT-2-Hemmer Empagliflozin oder GLP-1 Rezeptoragonisten © Jü, eigenes Werk, gemeinfrei
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Es herrscht weitestgehend immer noch die Annahme, dass ältere Patienten mit Diabetes Typ 2 und Herzkreislauferkrankungen nicht so streng auf ihren Blutzuckerwert achten müssen. Diese Annahme sei jedoch überholt, betont nun die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DGG) e.V.

In ihrer Aussage bezieht sich die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) e.V. auf verschiedene internationale, unabhängige Studien. Eine aktuelle amerikanische Studie zum Diabetesmedikament Gliflozine beschreibt eine deutliche Verringerung von kardiovaskulären Erkrankungen bei Patienten mit Diabetes Typ 2 und einem bestehenden Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall gegenüber der herkömmlichen Behandlung. Gliflozine – auch SGLT-2-Hemmer genannt – senken laut einer aktuellen Studie aus dem New England Journal of Medicine den Blutzucker, indem sie die Niere dazu veranlassen, überschüssige Glukose mit dem Harn auszuscheiden. Das führt zu Gewichtsverlust und einer leichten Blutdrucksenkung. Eine parallel durchgeführte internationale Registerstudie mit amerikanischen und europäischen Daten weist ebenfalls unter der Behandlung von Gliflozinen auf eine signifikante Verringerung des Risikos für Herzkreislauferkrankungen hin.

Nicht mehr vertretbare Behandlungskonzepte

Demnach können diese Patienten durch die Kombination des bewährten Standardmedikaments Metformin mit dem SGLT-2-Hemmer Empagliflozin oder GLP-1 Rezeptoragonisten ohne erhöhtes Risiko für Herzkreislauferkrankungen, Unterzuckerung und Gewichtszunahme einen angemessenen Blutzuckerspiegel erzielen. Diese Studienergebnisse sind bisher jedoch noch nicht gänzlich in der Therapie angekommen. „Leider herrscht in der gängigen Praxis häufig noch die Annahme, eine starke Blutzuckersenkung sei bei älteren Patienten ohne Nutzen und erhöhe vielmehr das Risiko für Nebenwirkungen“, betont Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Mediensprecher und Past-Präsident der DDG. Dadurch dominieren immer noch Behandlungskonzepte mit hohen Blutzuckerwerten und niedrigem therapeutischen Aufwand – aus Sicht der DDG sind sie jedoch nicht mehr vertretbar. Daher begrüßen sie eine internationale Diskussion zur Überarbeitung der Behandlungsleitlinien.

Die aktuellen wissenschaftlichen Forschungen bestätigen Erkenntnisse der EMPA-REG Outcome Studie zu Empagliflozin. Auch der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) bestätigt diesem Wirkstoff einen beträchtlichen Nutzen bei bestimmten Patientengruppen mit Diabetes Typ 2 und Herzkreislauferkrankungen. An der Studie nahmen insgesamt 7000 Männer und Frauen mit Diabetes und einem erhöhten Risiko für Herzkreislauferkrankungen teil. Sie sorgte in der Fachwelt für Aufsehen, da sie zeigte, dass Empagliflozin das Auftreten des plötzlichen Herztods und die Entwicklung und Verschlechterung der Herzinsuffizienz bei Menschen mit bestehender Erkrankung des Herzkreislaufsystems drastisch senkt.

Zusatznutzen für SGLT-2 Hemmer bestätigt

Damit wurde der Substanzklasse der SGLT-2 Hemmer erstmalig ein Zusatznutzen bescheinigt. Der Vorteil dieser Substanzen liegt nicht nur in der Senkung des Blutzuckers, sondern sie senken auch das Risiko einer gefährlichen Unterzuckerung und der Gewichtszunahme. Normgerechte Blutzuckerwerte lassen sich demnach auch bei älteren Patienten mit Diabetes Typ 2 ohne Nebenwirkungen realisieren, so die DDG. „Für die betroffenen Patienten ist das auch im höheren Lebensalter ein großer Lebensgewinn“, sagt Gallwitz.

Die möglichen Nebenwirkungen der Gliflozine, wie Pilzinfektionen im Genitalbereich, die zu Beginn der Behandlung auftreten können, oder eine Übersäuerung des Blutes, sind in der Regel gut zu therapieren. Das gleiche gilt für Nebenwirkungen der GLP-1 Rezeptoragonisten – eine weitere Medikamentenklasse, die das Herzinfarkt-Risiko minimiert. Sie wird als tägliche oder wöchentliche Injektion bei Diabetes Typ 2 gegeben. Trotz der möglichen Nebenwirkungen überwiegen nach Einschätzung der DDG bei den neuen Medikamenten die Vorteile: „In Kombination mit dem bewährten Standardmedikament Metformin lassen sich mit diesen Medikamenten durchaus Blutzuckerwerte innerhalb des normgerechten Zielkorridors erreichen ohne erhöhte Hypoglykämiegefahr und typische Folgekomplikationen vermeiden“, verweist Gallwitz auf den erheblichen Therapienutzen. Schließlich sei der größte Kostenfaktor der Behandlung bei Diabetes nicht die Erkrankung selbst, sondern die hohe Gesamtsumme durch die typischen Folgeimplikationen. Die DDG empfiehlt in ihren Leitlinien einen HbA1c-Zielwert von 6,5 bis 7,5 Prozent.

Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft, 18.07.2017

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