Multiresistente Erreger

Studie zeigt dramatische Zunahme in ganz Europa
Hardy-Thorsten Panknin, Matthias Trautmann
Multiresistente Erreger
Methicillinresistente Staphylococcus-aureus(MRSA)-Bakterien © NIAID, Public Domain
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In den letzten Jahren sind gerade durch innereuropäische Patiententransfers und durch den internationalen Reiseverkehr multiresistente Erreger nach Deutschland gekommen, die zuvor nur aus Schwellen- und Entwicklungsländern bekannt waren.

Nosokomiale Infektionen sind in Funk, Fernsehen und Presse seit Jahren eines der beherrschenden Gesundheitsthemen.Im Vordergrund der Aufmerksamkeit stehen dabei die multiresistenten Krankenhauskeime, deren Häufigkeit – zu Recht oder zu Unrecht – als ein wichtiger Hygienemarker gilt. Dabei wird oft übersehen, dass diese Erreger sowohl aus dem europäischen Ausland als auch aus fernen Ländern importiert werden können.

Deutsche Krankenhäuser sind also in vielen Fällen nicht die Ursache oder Quelle der Infektionen, sondern sind eher passiv betroffen. Das Hygienemanagement kann dann lediglich darauf abzielen, die weitere Ausbreitung zu Mitpatienten und zum Personal zu verhindern.

In den letzten Jahren sind gerade durch innereuropäische Patiententransfers und durch den internationalen Reiseverkehr multiresistente Erreger nach Deutschland gekommen, die zuvor nur aus Schwellen- und Entwicklungsländern bekannt waren. Ganz besonders trifft dies auf die sogenannten MRGN-Erreger und die multiresistenten Acinetobacter-baumannii-Stämme zu (Tabelle 1).

Für multiresistente gramnegative Stäbchenbakterien, die sogenannten MRGN-Erreger, hat die Kommission für Krankenhaushygiene (KRINKO) beim Robert Koch-Institut im Jahr 2012 sehr ausführliche Hygieneregeln vorgegeben. Sie werden seither in den meisten Krankenhäusern umgesetzt [1]. Für vancomycinresistente Enterokokken (VRE) ist dagegen erst seit September 2018 ein Hygienedokument der KRINKO verfügbar [2]. Seit 2016 besteht auch eine Labormeldepflicht für die stärkste Ausprägung der Resistenz bei Enterobakteriazeen, nämlich die gegen Carbapeneme. Ausgenommen wurden nur die Spezies der Proteus-, Morganella- und Providencia-Gruppe, bei denen als natürliche Spezieseigenschaft eine verminderte Empfindlichkeit gegen Imipenem vorliegt. Aber obwohl jetzt gemeldet wird, liegen aus Deutschland kaum Daten zu weniger gravierenden Ausprägungen der Resistenz vor. Wie häufig zum Beispiel Enterobakteriazeenstämme vorkommen, die gegen Drittgenerations-Cephalosporine resistent sind und welche Auswirkungen dies hat, ist kaum bekannt. Belastbare Daten zur Häufigkeit von VRE liegen ebenfalls nicht vor.

Eine aktuell publizierte paneuropäische Studie hat nun versucht, diese Lücke zu schließen und zumindest Daten für 2015 nachzuliefern. Das Autorenteam unter Führung des Europäischen Zentrums für Krankheitsprävention und -kontrolle (European Center for Disease Prevention and Control, ECDC) in Solna, Schweden, unternahm dabei auch den Versuch, den volkswirtschaftlichen Schaden durch diese Erreger zu beziffern. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse am 5. November 2018 im renommierten Fachblatt „Lancet Infectious Diseases“, das weltweit die Spitzenposition unter den etwa 70 Fachzeitschriften für Infektionskrankheiten und Infektionserreger einnimmt [3].

Entnommen aus MTA Dialog 1/2019

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