MTRA – Mein zweites Leben in Uniform

Sanitätsdienst der Bundeswehr
Jürgen A. Weber
MTRA – Mein zweites Leben in Uniform
Rettungsstation © KdoSanEinsUstg Presse/Minh Vu
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Hauptfeldwebel der Reserve Dagmar Bergmann arbeitet als Medizinisch-technische Radiologieassistentin (MTRA) in einem Kreiskrankenhaus. Seit 2012 ist sie zusätzlich als Sanitätsfeldwebel bei der Sanitätskompanie Verstärkungsreserve tätig.

Wolkenbruchartiger Dauerregen und Sturm seit nun sechs Tagen. Die örtlichen Feuerwehren und Hilfsorganisationen, das Technische Hilfswerk und die kommunalen Verwaltungen sind im Dauereinsatz. Die ehrenamtlichen Helfer sind erschöpft, die benötigten Materialien gehen zur Neige. Viele Straßen sind unpassierbar und viele Brücken nur noch teilweise intakt. Nun bräuchte man Hände, die helfen, Fahrzeuge, die durchkommen und noch mehr Geräte, um Hindernisse zu beseitigen.

Spätestens jetzt denkt man an die Bundeswehr. Die Bilder von Hochwasser, Sturmfluten und anderen Katastrophen sind allen noch im Gedächtnis: Lange Reihen von Soldatinnen und Soldaten mit Sandsäcken, Hubschrauber und Spezialfahrzeugen. Dazu sitzen im Katastrophenstab des Kreises Soldatinnen und Soldaten, die die Anfragen und Bitten der zivilen Seite bearbeiten und beantworten können. Dass auch diese Soldatinnen und Soldaten eigentlich Zivilisten sind, die erst während der Katastrophe die Uniform angezogen haben und jetzt zwischen dem Kreis und der Bundeswehr vermitteln, ahnt man nicht.

„Ich bin Hauptfeldwebel der Reserve Dagmar Bergmann und arbeite als Medizinisch-technische Radiologieassistentin (MTRA) in einem Kreiskrankenhaus. Seit 2012 bin ich zusätzlich als Sanitätsfeldwebel bei der Sanitätskompanie Verstärkungsreserve tätig. Meine Kompanie besteht ausschließlich aus Personal. Die notwendigen Geräte werden im Einsatzfall von der aktiven Truppe gestellt und besetzt. Wir Reservistendienst Leistenden kommen dann dazu und verstärken das Personal, damit der Betrieb auch über eine längere Einsatzdauer aufrechterhalten werden kann“, erklärt sie. „Als MTRA besetze ich das Modul Röntgen. In diesem Container befindet sich alles, was man benötigt, um alle erforderlichen Röntgenuntersuchungen durchzuführen, es sind handelsübliche Geräte, wie wir sie auch im Zivilen einsetzen.“

Vom Ablauf ist alles so, wie Dagmar Bergmann es auch im normalen Berufsleben gewohnt ist, nur sind die Platzverhältnisse beengter. „Direkt aus dem Röntgenraum raus an die frische Luft, das haben wir zu Hause nicht.“ Die Qualität der Arbeit und der Aufnahmen ist aber identisch. „Wir haben hier ebenso hohe Ansprüche wie im zivilen Bereich.“

Neue Herausforderungen, die fordern und fördern

„Irgendwann wollte ich mal was Neues machen, ohne direkt den Beruf zu wechseln, denn ich arbeite gerne in der Radiologie. Und ich wollte mein Wissen, meine Erfahrung und mein Können mit einbringen.“ Ein Arzt ihrer Abteilung, der selber Reservist ist, brachte sie auf den Gedanken, sich auch zu bewerben.

Bereut hat sie die Entscheidung nicht, ganz im Gegenteil: „Bei der Bundeswehr werde ich mit Herausforderungen konfrontiert, die ich im zivilen Bereich nie erlebt hätte. Nie hätte ich gedacht, dass ich mal Soldatin sein würde. Und jetzt bin ich gerne Reservistendienst Leistende.“

„Natürlich kann ich nicht erst im Einsatzfall einfach die Uniform anziehen und loslegen. Dafür bin ich sehr ausführlich vorbereitet worden. Erst habe ich eine grundlegende militärische Ausbildung bekommen, die zeitlich auch mit meinem Beruf gut vereinbar war“, berichtet Dagmar Bergmann. „Anschließend bin ich nicht nur in die Geräte, sondern auch in die Denkstrukturen und Abläufe eingewiesen worden. Regelmäßig üben wir auch in unserer Funktion, denn im Ernstfall muss alles problemlos klappen.“ Die Lehrgänge und Ausbildungen gehen meist über eine oder zwei Wochen, die Übungen sind meistens am Wochenende.

Wertschätzung, die ehrlich ist und ankommt

„Auch mein Arbeitgeber profitiert indirekt von meinem Engagement in Uniform. Auf den Lehrgängen habe ich viel gelernt und meinen Horizont überraschend erweitern können. Das strukturierte und pragmatische Denken und Handeln hilft mir sehr im zivilen Beruf. Auch habe ich etliche Fortbildungstage in Uniform erworben, also ‚zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen‘.“

In Uniform ist dann auch einiges anders als in der heimischen Radiologie. „Als Soldatin wird von mir selbstständiges Denken erwartet, das im zivilen beruflichen Umfeld so nicht selbstverständlich ist. Dadurch entsteht das Gefühl von fachlicher und menschlicher Anerkennung. Ich erfahre eine Wertschätzung, die ich im Beruf bisher so nur selten erlebt habe.“

Reservistendienst Leistender beim Sanitätsdienst der Bundeswehr kann jeder werden, der aus einem medizinischen Beruf kommt. Es ist dabei egal, ob man schon einmal bei der Bundeswehr war, ebenso, welchem Geschlecht man angehört.

Ein ausgeprägtes Wir-Gefühl

Man kann bei der Bundeswehr neben seinem Beruf eine neue fachliche Herausforderung finden, gemeinsam mit Kameradinnen und Kameraden. Wer neue Erfahrungen und Herausforderungen sucht, kann neben seinem zivilen Beruf interessante Dinge erleben und erfahren und sich gleichzeitig für die Gesellschaft engagieren. „Auf den Übungen sitzen wir nach Dienstschluss zusammen, und ich habe quer durch alle Berufsgruppen viele nette und interessante Menschen kennengelernt. Solch vielfältige Kontakte habe ich bisher im Krankenhaus nicht gehabt. Da sind wir die ‚Kellerkinder‘ und außen vor. Im Zivilen ist innerhalb der Abteilung nach Feierabend Schluss, jeder geht seiner Wege. Es gibt zwar ein paar Freundschaften, aber sonst ist da kein so ausgeprägtes Gemeinschaftsgefühl da. Das ist bei den Reservistendienst Leistenden sowohl bei den Lehrgängen als auch den Übungen komplett anders, dort gibt es ein ausgeprägtes Wir-Gefühl.“

Als Patient im gepanzerten „Rettungswagen“

Der Blick über den Tellerrand hinaus bringt auch Erlebnisse, die sie sonst nie gehabt hätte. „Es ist einfach spannend, bei den Übungen mit den aktiven Soldatinnen und Soldaten und der Ausrüstung der Bundeswehr zusammenzukommen. Die Fahrzeuge sind nun mal spektakulär. Meine erste Mitfahrt auf einem der schweren gepanzerten Sanitätsfahrzeuge war einfach aufregend. Die vergesse ich nie.“

Sanitätsfahrzeug beim Einsatz | © KdoSanEinsUstg Presse

Ausbildung für die militärische Verwendung mit zivilem Nutzen

Der Sanitätsdienst der Bundeswehr bietet seinen Reservistendienst Leistenden Aufstiegsmöglichkeiten in allen Dienstgradgruppen bei gleichzeitig guter Vereinbarkeit mit dem Zivilberuf. Die zahlreichen Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten (Lehrgänge) nutzen auch im zivilen Bereich. Man baut schnell ein fachliches und persönliches Netzwerk auf. Für viele stellt ein attraktiver Dienstposten und eine dauerhafte militärische Heimat mit zeitlich flexiblen Dienstmöglichkeiten eine Bereicherung des Lebens dar, zumal die Arbeit auch der Gesellschaft dient.

Die militärischen Ausbildungsinhalte stellen sich immer wieder als spannend und abwechslungsreich heraus. Auch wenn sie eher Nebensache sind, weil die fachliche Verwendung im Vordergrund steht.

Es besteht noch Bedarf an weiteren Reservistendienst Leistenden

„Wenn ich im privaten Bereich oder bei Kollegen erzähle, was ich als Reservistendienst Leistende mache, stelle ich immer wieder fest, dass die meisten gar nicht wissen, dass es solche Posten gibt. Das ist schade, denn wir brauchen bei der Bundeswehr noch weitere engagierte Mitstreiter.“

Reservistendienst Leistender beim Sanitätsdienst der Bundeswehr kann grundsätzlich jeder werden, der aus einem medizinischen Beruf kommt. Es ist dabei egal, ob man schon einmal bei der Bundeswehr war, ebenso, welchem Geschlecht man angehört. Neben seinem Beruf kann man als Reservistendienst Leistender eine neue fachliche Herausforderung finden, in einem ganz anderen Umfeld, gemeinsam mit Kameradinnen und Kameraden. Wer solche neuen Erfahrungen und Herausforderungen sucht, kann neben seinem zivilen Beruf interessante Aufgaben wahrnehmen und sich damit für Gesellschaft und Staat engagieren.

Medizinische Berufe sind der Schlüssel zum Sanitätsdienst der Bundeswehr

Geeignet für die Aufgaben im Sanitätsdienst der Bundeswehr sind Fachleute aus dem Bereich Krankenpflege, Rettungsdienst, Feuerwehr, Medizinisch-technisches Personal (Medizinisch-technischer Assistent/-in [MTA], MTRA, Medizinisch-technische Laboratoriumsassistent/-in, Pharmazeutisch-technischer Assistent/-in et cetera), technisches Personal (Medizintechniker, Kraftfahrer) sowie ehemalige Soldatinnen und Soldaten.

Ungediente Reservistendienst Leistende lernen erst einmal auf mehreren Lehrgängen die Grundlagen, um Soldatin oder Soldat zu sein und werden dann für ihre Tätigkeit vorbereitet und eingearbeitet. Ihr Einsatzort sind die „Sanitätskompanien Verstärkungsreserve“, die die aktiven Verbände im Sanitätsdienst der Bundeswehr bei Unterstützungseinsätzen bei Naturkatastrophen verstärken und unterstützen. In diesen Einheiten werden Fähigkeiten und Qualifikationen von Reservistendienst Leistenden abgerufen, die im Sanitätsdienst der Bundeswehr sonst nicht vorhanden sind.

Alle MTA, egal aus welchem Bereich, können im Sanitätsdienst der Bundeswehr Reservistendienst Leistender werden. Die Anforderungen, die die Sanitätskompanie erfüllen muss, sind fachlich vergleichbar denen, die an ein Kreiskrankenhaus gestellt werden. Labor, Röntgen sowie die verschiedenen Fachambulanzen müssen im Katastrophenfall rund um die Uhr mit Fachpersonal besetzt sein.

Im Ernstfall ist Hauptfeldwebel Dagmar Bergmann ebenso dabei, wie der Radiologe, der sie geworben hatte. Sie betreiben dann gemeinsam das Röntgenmodul und werden die Patienten untersuchen und diagnostizieren.

Der Autor dieses Artikels, Oberfeldarzt Jürgen A. Weber, ist selber Reservistendienst Leistender. Als Oberarzt einer großen Anästhesieabteilung und als Notarzt hat er Kontakt zu den medizinischen Fachkräften, die als Sanitätsfeldwebel-Assistentin/-Assistent in Führung und Management der Gesundheitsversorgung einsetzbar sind. Als Betriebsrat in einer großen Klinik kennt er die Berufssituation in den verschiedenen Berufsgruppen.

Oberfeldarzt Weber hat in den verschiedensten Funktionen bei der Bundeswehr geübt und ist als Sanitätsstabsoffizier Senior Manager Gesundheitsversorgung in einem Kreisverbindungskommando beordert.

Ich will! Und nun?

Es spielt keine Rolle, ob Sie schon einmal Soldatin oder Soldat waren oder nicht. Es ist auch nicht wichtig, ob Sie sich beruflich verändern wollen oder nicht.

Entscheidend ist nur, dass Sie neben Ihrem Beruf eine neue fachliche Herausforderung suchen – und zwar in einem starken Team.

Kontakt und Informationen

Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung, G3.2.4 Nationale, territoriale Aufgaben, Zivil-Militärische Zusammenarbeit –Reservistenangelegenheiten

Sachsen-Anhalt-Kaserne, Zeitzer Str. 112, 06667 Weißenfels

Tel. 03443 33 2035, E-Mail: kdosaneinsustgzmzres@bundeswehr.org

Entnommen aus MTA Dialog 12/2018

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