Mikro-Computertomografie: Verbesserte Bildgebung

Fortschritte auch für Medizin
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Prof. Dr. Julia Herzen
Prof. Dr. Julia Herzen, Professorin für Physik der biomedizinischen Bildgebung an der Technischen Universität München (TUM) hat mit ihrem Team einen neuen Ansatz für die Mikro-Computertomografie, speziell die Mikro-CT mit Phasenkontrast und brillanter Röntgenstrahlung, entwickelt. René Lahn
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Forscher/-innen haben die Mikro-Computertomografie, speziell die Bildgebung mit Phasenkontrast und brillanter Röntgenstrahlung, deutlich verbessert. Davon könnte auch die Medizin profitieren.

Mikro-Computertomografie (Mikro-CT) ist ein Verfahren für die detaillierte dreidimensionale Bildgebung der inneren Struktur von Proben mit kleinen Dimensionen. Forscher der Biologie, Medizin oder Materialwissenschaften können damit Informationen über den Aufbau und die Beschaffenheit von Gewebe- oder Materialproben gewinnen, die für Diagnosen oder weitere Analysen wichtig sind.

Röntgen mit Phasenkontrast

Die Mikro-CT basiert auf Röntgenaufnahmen, die zu einem dreidimensionalen Bild zusammengesetzt werden. Je nach Art der Probe werden unterschiedliche Röntgenverfahren eingesetzt, um die Probe möglichst genau abzubilden. Entscheidende Parameter sind dabei die Auflösung, der Kontrast und die Sensitivität des verwendeten Verfahrens.

Für die Bildgebung von Weichgewebe ist Röntgen mit Phasenkontrast besonders gut geeignet. Die Methode nutzt die Brechung des Röntgenlichts an den Strukturen der Probe, um Kontrast für diese Strukturen zu erhalten und Weichgewebe dadurch detaillierter als beim konventionellen Röntgen abzubilden.

Informationen über Proben-Beschaffenheit

Bei einigen Phasenkontrastverfahren modulieren optische Komponenten das Röntgenlicht auf dem Weg zum Detektor. So entsteht ein sogenanntes Beugungsmuster am Detektor. „Vergleicht man dieses Muster mit und ohne Probe im Röntgenstrahl, kann man mithilfe der Brechung des Röntgenlichts an der Probe Informationen über ihre Beschaffenheit gewinnen“, sagt Julia Herzen, Professorin für Physik der biomedizinischen Bildgebung an der Technischen Universität München (TUM). Beteiligt waren zudem Forscher des Helmholtz-Zentrums Hereon, der University of Sheffield und der University of Trieste.

Bisher wurden für die Modulation häufig ineffiziente Strukturen wie Sandpapier oder Lochmasken verwendet, inzwischen kommen auch verschiedene optische Gitter zum Einsatz. „Neue optische Gitter funktionieren ähnlich wie kleine Linsen. Sie fokussieren das Röntgenlicht zu winzigen Punkten. Dadurch sind Intensitätsunterschiede mit und ohne Probe deutlicher ausgeprägt und geringfügige Unterschiede im Gewebe können detaillierter abgebildet werden“, erklärt Prof. Herzen.

Neuentwickeltes optisches Gitter

Die Physikerin Julia Herzen und ihr Team stellen nun ein neues Verfahren für die Mikro-CT mit Phasenkontrast bei brillanter Röntgenstrahlung vor. Die Technologie basiert auf einem neuentwickelten optischen Gitter, Talbot Array Illuminator genannt. Dieses neue optische Element soll vergleichsweise einfach herzustellen und widerstandsfähig gegen Röntgenstrahlung sein, daneben könne es bei unterschiedlichen Energien eingesetzt werden. Dies schaffe die technisch nötigen Voraussetzungen für hohen Kontrast. Die neue Methode erlaube eine effizientere Nutzung der Strahlendosis als bei vergleichbaren Modulatoren wie Sandpapier und eine deutliche Reduktion der Aufnahmedauer, so die Wissenschaftler.

Bildgebung und Analyse deutlich verbessert

„Durch die Kombination unseres neu entwickelten Talbot Array Illuminators mit neuer, darauf optimierter Auswertungssoftware konnten wir die Bildgebung und Analyse mit Mikro-CT deutlich verbessern. Die neue Technik ist sensitiver als vergleichbare Verfahren in dem Bereich. Dadurch ist es möglich, Weichgewebe bei sehr hoher Auflösung mit viel höherem Kontrast darzustellen als bisher. Eine hohe Sensitivität ist besonders wichtig, um beispielsweise feine Unterschiede innerhalb des Weichgewebes zu erkennen“, sagt Prof. Herzen.

Neue Anwendungsmöglichkeiten

Mit der neuen Technik kann ein besonders breites Spektrum von Proben untersucht werden. Forscher können damit sogar Materialien mit sehr unterschiedlicher Zusammensetzung, beispielsweise in Stein eingeschlossenes Wasser und Öl, gleichzeitig darstellen, was mit herkömmlichen Methoden bisher nicht möglich war. Dies bietet nicht nur in der Medizin und Biologie entscheidende Vorteile gegenüber konventionellen Methoden, sondern öffnet auch in den Materialwissenschaften wie zum Beispiel in der Geologie neue Anwendungsmöglichkeiten.

Quantitative Auswertung möglich

„Im Gegensatz zu bisherigen Methoden ermöglicht unser neues Verfahren auch eine quantitative Auswertung. Wir können die Elektronendichte von Proben absolut messen und diese so miteinander vergleichen. Dafür sind keine Vorannahmen über die Proben nötig“, erläutert Prof. Herzen. Das Potenzial dieser neuen Option bei verschiedenen Anwendungen soll nun in weiteren Studien untersucht werden.

Literatur:
Alex Gustschin, Mirko Riedel, Kirsten Taphorn, et al.: High-resolution and sensitivity bi-directional x-ray phase contrast imaging using 2D Talbot array illuminators. Optica 8, 1588-1595 (2021). DOI: doi.org/10.1364/OPTICA.441004

Quelle: TUM

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