Melanome künftig mit Haut-Scanner erkennen?

Optische Biopsie
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Nahaufnahme einer Messsonde des optischen Systems
Nahaufnahme einer Messsonde des optischen Systems, die für den klinischen Einsatz weiterentwickelt wird. Foto: Sonja Smalian/PhoenixD
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Die Leibniz Universität Hannover und die Universitätsmedizin Rostock erhalten eine Förderung für die Entwicklung einer operationsfreien Diagnostik für Melanome, eine „optische Biopsie“.

Der schwarze Hautkrebs (kutanes Melanom) breitet sich immer weiter aus. Allein in Deutschland diagnostizieren derzeit Ärzte bei rund 25.000 Frauen und Männern diese gefährlichste aller Hautkrebsvarianten im Jahr, Tendenz steigend. Je später der Krebs erkannt wird, desto geringer sind die Heilungschancen. Die durchschnittlichen Behandlungskosten je Patientin/Patient steigen von wenigen tausend Euro (Stadium I) auf mehrere hunderttausend Euro (Stadium III/IV) deutlich. Derzeit kann nur nach der chirurgischen Entnahme einer Hautveränderung und einer Laboranalyse eine eindeutige Diagnose gestellt werden. Bestätigt sich der Verdacht auf ein Melanom, muss in einer zweiten Operation verbliebenes Tumorgewebe mit Sicherheitsabstand gänzlich entfernt werden, und die angrenzenden Lymphknoten häufig gleich mit.

Nicht-invasives Diagnoseverfahren

Damit künftig die Diagnose sicherer, schneller und kostengünstiger erfolgen kann, arbeitet ein Physikerteam der Leibniz Universität Hannover zusammen mit Medizinerinnen und Medizinern der Universitäts-Hautklinik Rostock an einem neuen nicht-invasiven Diagnoseverfahren. Das Team des Hannoverschen Zentrums für Optische Technologien HOT unter Leitung von Prof. Dr. Bernhard Roth entwickelt dabei das optische, nicht-invasive Verfahren, die „optische Biopsie“. Die diagnostische Validierung und Erprobung im Klinikalltag erfolgt im Team von Prof. Dr. Steffen Emmert, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie der Universitätsmedizin Rostock. Die beiden Wissenschaftler haben in mehrjährigen Vorprojekten bereits wichtige Vorarbeiten für die Entwicklung eines Demonstrators geleistet.

Dignität als auch die Eindringtiefe zuverlässig erkennen

Der geplante „Haut-Scanner“ soll sowohl die Gut- oder Bösartigkeit (Dignität) eines Leberflecks als auch die Eindringtiefe zuverlässig erkennen. Dafür werden drei optische Verfahren miteinander kombiniert: Die Optische Kohärenztomografie soll Aufschluss über die Beschaffenheit dünnerer Hautmale geben. Sie ist vergleichbar mit Ultraschall, nur dass Lichtwellen anstelle von Schallwellen verwendet werden. Mit der Optoakustik wird mit einem Laser eine Schallwelle im Gewebe erzeugt, um dickere Hautmale zu analysieren. Als drittes wird die Raman-Spektroskopie eingesetzt, bei der die Streuung von Licht durch die Haut ausgenutzt wird. Dadurch hinterlässt jeder Leberfleck einen „Fingerabdruck“, der seine Gut- oder Bösartigkeit zeigt. „Derzeit kann keine andere Technologie eine nicht-invasive Diagnostik ermöglichen. Unser Ansatz ist daher eine echte Innovation auf dem Gebiet“, sagt Roth, der auch im Exzellenzcluster PhoenixD neue optische Messtechniken für breite Anwendungen z.B. in Medizin oder Umweltanalytik erforscht.

Verfahren bietet gleich mehrere Vorteile

Die „optische Biopsie“ könnte künftig das Skalpell bei der Diagnose ersetzen. Denn die Hautmale werden nur nicht-invasiv durch das Auflegen des Messgerätes auf die Haut gescannt. Die Entnahme einer Hautprobe und deren Analyse im Labor entfallen ebenso wie die Zeit der Ungewissheit, bis das Laborergebnis eintrifft. Künftig wissen die Ärztinnen und Ärzte sowie ihre Patientinnen und Patienten direkt nach dem Scan, ob es sich bei der Hautveränderung um einen bösartigen Tumor handelt oder nicht. Dadurch könnten die Kosten für überflüssige Gewebeuntersuchungen eingespart werden, denn derzeit sind 86 bis 95 Prozent der entnommenen Gewebeproben unauffällig bzw. gutartig.

Einsatz von KI

Der neue Hautscanner arbeitet mit künstlicher Intelligenz (KI). Dadurch könne die Diagnostik kontinuierlich verbessert werden. „Es ist unser Ziel, dass die Untersuchungen künftig nicht mehr ausschließlich von einem Arzt durchgeführt werden müssen, sondern auch von nicht-medizinischen Personal“, sagt Anatoly Fedorov Kukk, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt. „Wenn nur zehn Prozent der Melanome in einem früheren Stadium erkannt würden, könnte das den Krankenkassen Kosten in vielfacher Millionenhöhe pro Jahr einsparen“, schätzt Emmert und fügt hinzu: „Das neue Gerät könnte auch für andere Hautkrankheiten eingesetzt werden und zu ganz neuen Ansätzen in der Therapiekontrolle führen.“ Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Erforschung der „optischen Biopsie“ mit rund 1,1 Millionen Euro und insgesamt drei Mitarbeiterstellen in Hannover und Rostock über eine Laufzeit von drei Jahren.


Quelle: idw/Leibniz Universität Hannover

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