Nervenzellen kommunizieren über elektrische Signale und ihre Ausläufer sind von einer Art Isolierschicht umgeben namens Myelin. Durch sie werden Kurzschlüsse verhindert und die Erregungsweiterleitung beschleunigt. Bei Multipler Sklerose (MS) wird diese Schicht jedoch durch das eigene Immunsystem zerstört. In der Folge treten neurologische Störungen beim Sprechen, Sehen oder Gehen auf.
Die bisherige Arbeit der Mediziner lag darin, das Immunsystem an dieser Zerstörung zu hindern. In der neuen Studie von Prof. Dr. Evi Kostenis, Institut für Pharmazeutische Biologie der Universität Bonn, gehen die Wissenschaftler jedoch einen anderen Weg: Mithilfe von Oligodendrozyten soll die geschädigte Myelinhülle repariert werden.
Oligodendrozyten sind Zellen im Gehirn, von denen viele lange Ärmchen abgehen, die größtenteils aus Myelin bestehen. Bei der Entwicklung des Gehirns wickeln sich diese um die Fortsätze der Nerven – ein Schutz, der eigentlich ein Leben lang halten soll. Des Weiteren gibt es im Gehirn eine Anzahl unreifer Oligodendrozyten, die bei einem Schaden einspringen und das Loch in der Myelinhülle flicken. Doch diese Funktion ist bei MS gestört und die Oligodendrozyten verharren in ihrem unreifen Zustand.