Wechselwirkung zu den Lymphomzellen
Da Lymphomzellen außerhalb des Körpers in der Regel nicht wachsen, stellten sich die Forscher die Frage, welchen Einfluss die unmittelbare Umgebung auf das Überleben und die Zellteilung dieser Tumorzellen hat. Beobachtungen in der Klinik hatten bereits die wechselseitige Abhängigkeit von Zellen des aggressiven Lymphdrüsenkrebses und ihrem umgebenden Mikromilieu gezeigt. Doch warum genau versagen die Abwehrmechanismen bei Lymphomen so offensichtlich? Um diese Frage zu beantworten, schlüsselte das Team zunächst auf, welche im Lymphknoten und der Milz vertretenen Immunzellen in einer Wechselwirkung zu den Lymphomzellen stehen.
Die Rolle von dendritischen Zellen (DCs) und dem Gen C/EBPβ
Die Berliner Forscher konnten in Versuchen mit Mäusen zeigen, dass die Tumore eines aggressiven Lymphoms deutlich langsamer wuchsen, nachdem sie die dendritischen Zellen gezielt ausgeschaltet hatten. Zudem entdeckten sie, dass dendritische Zellen, die aus Lymphom-tragenden Lymphorganen isoliert werden, einen geringeren Reifungsstatus als gewöhnlich aufweisen. Darüber hinaus schütten sie Wachstumsfaktoren aus, die das Lymphomwachstum fördern, und sie sind deutlich schlechter in der Lage, die schützenden T-Lymphozyten (weiße Blutkörperchen) zu stimulieren und damit die normalen Abwehrfunktionen zu aktivieren.
Ausschalten von C/EBPβ
Verantwortlich für diese Veränderungen ist ein bestimmtes Gen, der Transkriptionsfaktor C/EBPβ. Wenn die dendritischen Zellen mit Lymphomzellen in Kontakt kommen, regulieren sie dieses Gen hoch. Dadurch verharren die DCs in einem unreifen Zustand. Zudem sorgt das Gen für die Ausschüttung tumorfördernder und entzündlicher Faktoren. Schaltet man C/EBPβ im Mausmodell aus, so lässt sich die Immunkompetenz der dendritischen Zellen wieder verbessern. Sie fördern dann nicht mehr das Wachstum für Lymphome.
Ziel ist die Medikamentenentwicklung
Ziel der Forscher ist es nun, Medikamente zu entwickeln, welche die C/EBPβ-Expression hemmen beziehungsweise die Reifung der dendritischen Zellen forcieren. So wollen sie die Immunabwehr stärken und die Wachstumsförderung für den Krebs ausschalten. Einen pharmakologischen Hemmstoff hat das Team bereits getestet: Rapamycin verminderte die wachstumsstimulierende Funktion von DCs deutlich. Der Erfolg gibt nun Anlass, nach weiteren gezielten Hemmstoffen der C/EBPβ-Expression zu suchen. (idw, red)
Literatur:
Rehm A, Gätjen M, Gerlach K, Scholz F, Mensen A, Gloger M, Heinig K, Lamprecht B, Mathas S, Begay V, Leutz A, Lipp M, Dörken B, Höpken UE (2014): Dendritic cell-mediated survival signals in Eµ-Myc B cell lymphoma depend on the transcription factor C/EBPβ. Nature Communication 5: 5057-5070; IF: 10.1.
Gätjen M, Brand F, Grau M, Gerlach K, Kettritz R, Westermann J, Anagnostopoulos I, Lenz P, Lenz G, Höpken UE, Rehm A (2016): Splenic marginal zone granulocytes acquire an accentuated neutrophil B-cell helper phenotype in chronic lymphocytic leukemia. Cancer Res. 15: 5253; IF: 8.6.