Im Darm von Fischen gibt es die sogenannten Kratzwürmer. Diese Parasiten leben dort besonders gerne und vermehren sich fleißig. Allerdings sind nur bestimmte Fischarten geeignet. Eine Studie der Universität Bonn zeigt nun, wie es den Würmern gelingt, diese Arten bevorzugt zu infizieren. Abrufbar werden die Ergebnisse demnächst in der Fachzeitschrift Behaviour sein – aber schon jetzt kann man online einen Blick darauf werfen.
Nicht jede Fischspezies geeignet
Der Pomphorhynchus laevis, auch Kratzwurm genannt, hat es nicht leicht: Um sich fortzupflanzen, muss der Parasit zunächst einmal darauf hoffen, dass seine Eier von einem Bachflohkrebs gefressen werden. Die Larven, die aus den Eiern schlüpfen, brauchen danach zwingend einen Tapetenwechsel: Denn nur, wenn sie von einem Fisch verschluckt werden, können sie sich zu ausgewachsenen Würmern entwickeln. Als Endwirt ist allerdings beileibe nicht jede Fischspezies geeignet. Manche Arten verfügen über Abwehrmechanismen, die dem Parasiten den Garaus machen, bevor dieser sich paaren und über den Fischdarm neue Eier in das Wasser abgeben kann.
Orangener Fleck bei Infektion
Im Laufe der Evolution haben die cleveren Kratzwürmer einige ausgefeilte Strategien entwickelt, um die Vermehrungschancen zu erhöhen. „So ändern parasitenbefallene Krebse ihr Verhalten“, erklärt Dr. Timo Thünken vom Institut für Evolutionsbiologie und Ökologie der Universität Bonn. „Sie gehen bestimmten Fischarten nicht länger aus dem Weg und werden daher öfter gefressen.“ Umstritten war dagegen bislang eine weitere These: Bachflohkrebse sind beige-bräunlich; ihre Körperhülle ist zudem relativ transparent. Sie heben sich daher kaum von ihrer Umgebung ab. Die Kratzwurm-Larven sind hingegen leuchtend orange gefärbt. Man kann daher mit bloßem Auge erkennen, ob ein Krebs infiziert ist: Seine parasitäre Fracht macht sich durch einen orangenen Fleck bemerkbar.
Infizierte Krebse fallen mehr auf
Es kann sein, dass die Krebse dadurch schlechter getarnt sind und somit öfter von Fischen gefressen werden. Auch Prof. Dr. Theo Bakker, Leiter der Studie, ist dieser These bereits vor einigen Jahren nachgegangen. Tatsächlich konnte er feststellen, dass Krebse mit einer orangenen Markierung häufiger im Magen von Stichlingen landeten. In Untersuchungen mit Bachforellen bestätigte sich dieser Befund jedoch nicht.