Kinderradiologie

Ein neues Angebot am DIW-MTA
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Kinderradiologie
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Der Arbeitsalltag verlangt den Angehörigen der medizinisch-technischen Berufsgruppen unter anderem ab, regelmäßig den eigenen Wissensstand kritisch und zum Wohle des Patienten auf seine Aktualität hin zu überprüfen und gegebenenfalls auf den neuesten Stand zu bringen, sowohl was das eigene Fachwissen als auch die rechtlichen Rahmenbedingungen betrifft.

Auch die Tätigkeitsfelder in der Radiologietechnologie werden mit zunehmendem technischen Fortschritt immer differenzierter und es eröffnen sich neue komplexe Aufgabenbereiche, welche eine verstärkte Nachfrage nach spezialisierten Weiterbildungen nach sich ziehen – wie zum Beispiel in der Kinderradiologie. Diese Lücke wird das DIW-MTA im Herbst 2018 schließen und erstmals das Modul „Kinderradiologie“ am Klinikum Dortmund gGmbH anbieten.

Im Vorfeld haben wir die Initiatorinnen des Kurses nach den Hintergründen der Kurseinführung befragt. Im folgenden Interview informieren sie über die Motive, dieses Seminar ins Leben zu rufen, über die Inhalte und den Nutzen, den nicht nur MTRA, sondern auch die Patienten – die Kinder – aus dieser Weiterbildung ziehen werden.

Tina Hartmann, Vize-Präsidentin des DIW-MTA und Leiterin der Fachgruppe Radiologie, Leiterin der MTRA-Ausbildung am Klinikum Dortmund gGmbH

Frau Hartmann, als Sie Ihr Amt beim DIW-MTA angetreten haben, haben Sie unter anderem die neue Spezialisierung für Kinderradiologie initiiert. Wie kam es dazu?

Die Idee zu dieser Spezialisierungsrichtung kam von Ruth Bachmann, die seit vielen Jahren ihre Expertise in der Fachgruppe Radiologie des DIW-MTA einbringt und ich habe diese sofort aufgegriffen. Beide haben wir die Erfahrung gemacht, dass Kinder nicht zu den „Standardpatienten“ in der Radiologie gehören. Und genau darin liegt das Problem: Wie soll man Erfahrungen machen, wenn bestimmte Situationen nicht vorkommen?

In den meisten Kliniken und Praxen gibt es keine spezialisierte Abteilung für Kinderradiologie und in der Ausbildung kann das Thema oft nur theoretisch behandelt werden. Wenn man dann mit Kindern zu tun hat oder am Haus eine angeschlossene Neonatologie ist, gehören die entsprechenden Untersuchungen, da sie zu Recht seltener sind, eher zu den Exoten. Und dann können Fehler unterlaufen oder man transferiert sein „Erwachsenenwissen“ auf die Kinder. Aber Kinder sind keine kleinen Erwachsenen und haben besondere Bedürfnisse.

Können Sie uns etwas zu den Inhalten der Weiterbildung verraten?

Nachdem die Idee geboren war, habe ich mich auf die Suche nach Spezialisten gemacht, welche gemeinsam mit mir die Weiterbildung planen. Da wir hier in Dortmund über eine große Kinderklinik mit eigener Kinderradiologie verfügen, konnte ich „den kurzen Dienstweg“ nutzen und zunächst eigene Mitarbeiter/-innen ansprechen. Dabei bin ich bei MTRA, Ärzten/-innen, Kinderkrankenpfleger/-innen und Mitarbeiter/-innen des Sozialdienstes auf offene Ohren gestoßen. Alle haben sich sofort bereit erklärt mitzumachen, da sie ebenfalls der Meinung sind, dass die Bedürfnisse von Kindern im beängstigenden Setting Krankenhaus nicht „nebenbei“ erfahrbar und erlernbar sind.

So setzen sich die Kursinhalte aus einer umfassenden Mischung aus anatomischen und physiologischen Besonderheiten, Krankheitsbildern und deren Darstellung aus allen medizinisch-pädiatrischen Bereichen, psychologische Themen rund um den Umgang mit Kindern und ihren Eltern und natürlich Strahlenschutz und Einstelltechnik sowohl in der konventionellen Radiologie als auch auf den Kinderintensivstationen zusammen.

Christine Nowarra, Seminarleiterin Kinderradiologie, MTRA in der Kinderradiologie, QMB und Spezialistin für Dosismanagement (DIW-MTA)

Frau Nowarra, warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, eine gesonderte Weiterbildung für Kinder anzubieten? Ist das nicht wie im „normalen“ Röntgen?

Zu meiner über 30-jährigen Berufserfahrung als MTRA in den verschiedensten Bereichen der Erwachsenenradiologie (konventionelles Röntgen/Angiographie/Computertomographie/Kernspintomographie) bin ich seit den vergangenen vier Jahren zusätzlich in der Kinderradiologie tätig und kann aufgrund dessen bekräftigen: Es ist definitiv anders als im „normalen“ Röntgen – Kinderradiologie ist besonders.

Es mag vielleicht noch einfach sein, Kinder im jugendlichen Alter nach einem Trauma zu röntgen, doch wird man mit dem gesamten Altersspektrum konfrontiert, sollte spezielles Wissen in Bezug auf diagnostische Verfahren und im Umgang mit Kindern vorhanden sein.

Jedes Ereignis im Kindesalter kann Einfluss auf die weitere Entwicklung haben, sicher auch das „Erlebnis“ in einer Röntgenabteilung. Gerade deshalb ist es notwendig, Voraussetzungen zu schaffen, die die Zusammenarbeit mit den Kindern und deren Bezugspersonen nicht zu belastenden Situationen (schreiende Kinder, genervte Eltern) und desolaten Ergebnissen (schlechte Bilder), sondern zu einem für alle Beteiligten guten und zufriedenstellenden Ergebnissen führen. Vieles, was zunächst zeitaufwendiger erscheint, lohnt sich bei genauerem Hinsehen.

Die Anatomie von Kindern ist anders als bei Erwachsenen und noch im Wachstum. Kinder stellen bei vergleichbaren Erkrankungen andere Anforderungen an die Diagnostik und somit an die Einstelltechnik der Röntgenaufnahmen. Hier ist die Zusammenarbeit mit den Kinderradiologen und den Kinderklinikern von enormer Bedeutung.

Die Weiterbildung Kinderradiologie bietet eine Übersicht über Indikationen, Durchführung und Beurteilung von Röntgenbildern. Alle Vorträge tragen ihren Teil dazu bei, die Besonderheiten der Kinderradiologie zu verstehen.

Sie haben sich stark in die Planung und Umsetzung eingebracht. Was dürfen die Teilnehmer/-innen erwarten?

Die Teilnehmer/-innen erfahren eine umfangreiche Auswahl an Themen und Aspekten, die eine Kinderradiologie ausmachen.

Zu den Kinderradiologen werden Kliniker der verschiedenen Fachbereiche über die Anforderungen an Röntgenaufnahmen und spezielle Fragestellungen referieren. Es wird um strahlentechnische Voraussetzungen und rechtliche Aspekte der Anwendung von Röntgenstrahlen gehen. Wir haben Sozialpädagogen sowie Pflegekräfte der pädiatrischen Station als Referenten/-innen für die Weiterbildung gewinnen können. Der Kurs bildet ein breites Spektrum ab und ich freue mich sehr darauf, weil auch ich sicher noch viel Wissen mitnehmen kann.

Ich persönlich möchte meine Erfahrungen und mein Wissen im Umgang mit Kindern aller Altersklassen aus meiner täglichen Arbeit weitergeben. Dazu zählen die speziellen Einstelltechniken, Lagerung, Strahlenschutz, die Vorbereitung der Kinder auf die Aufnahme bis hin zur Verabschiedung der kleinen Patienten aus der Abteilung.

Oft genug habe ich erlebt, dass Kollegen/-innen aus der Erwachsenenradiologie unsicher im Umgang mit Kindern sind oder sich sogar dagegen wehren, in die Kinderradiologie eingearbeitet zu werden – mit den unterschiedlichsten Argumenten.

Mein Ziel im praktischen Teil ist es, diese Vorbehalte gegenüber der Kinderradiologie abzubauen und Kollegen/-innen mögliche Unsicherheiten zu nehmen. Da der praktische Teil zu Beginn und am Ende der Weiterbildung stattfinden wird, freue ich mich auf intensive Gespräche und lebhafte Diskussionen mit Kolleginnen und Kollegen.

Dr. med. Annette Schmitz-Stollbrink, Oberärztin der Kinderradiologie Klinikum Dortmund gGmbH, Fachärztin für Kinderradiologie und Kinderheilkunde

Frau Dr. Schmitz-Stollbrink, als die Anfrage für diese Weiterbildung kam, haben Sie sich sofort entschlossen, bei der inhaltlichen Planung mitzuwirken. Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, diese gesonderte Weiterbildung für Kinder anzubieten? Ist das nicht wie im „normalen“ Röntgen?

Strahlenschutz bei Kindern steht an erster Stelle der Überlegungen. Als Kinderradiologen sehen wir uns eher als Verhinderer der Anwendung von Röntgenstrahlen und überlegen alternative strahlenfreie Methoden, die eine vergleichbare diagnostische Aussagekraft haben. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die nichtärztlichen Mitarbeiter/-innen zum einen diesen Gedanken verinnerlichen und Anforderungen nach Röntgenaufnahmen kritisch hinterfragen, zum anderen nicht reflexhaft Röntgenaufnahmen durchführen, sondern aufgrund ihrer Kenntnisse von kindlichen Erkrankungen gezielt Aufnahmen anfertigen. Beispiel: Ein Kind fällt von der Schaukel und hat Schmerzen im linken Schultergelenk – Anforderung Rö Schulter zwei Ebenen – es reicht meist eine Röntgenaufnahme des Schultergelenks, allerdings unter Einschluss des Schlüsselbeins, aus, da eine Klavikulafraktur häufiger vorkommt als eine proximale Humerusfraktur oder gar Schultereckgelenkssprengung.

Sie haben sich stark in die Planung und Umsetzung eingebracht. Was dürfen die Teilnehmer/-innen erwarten?

Wir werden versuchen, einen Überblick über häufige kindliche Erkrankungen zu geben und die erforderlichen diagnostischen Maßnahmen erörtern, auch im Hinblick auf Alternativen zur Röntgenaufnahme. Unterschiede zu Einstellungen in der Erwachsenenradiologie und Tipps im Umgang mit Kind und Eltern in der Untersuchungssituation werden ebenfalls ein zentrales Thema des Kurses sein.

Frau Hartmann, Frau Nowarra und Frau Dr. Schmitz-Stollbrink, wir danken Ihnen für das informative Gespräch und wünschen Ihnen und allen Teilnehmenden viel Freude an dem neuen Seminar „Kinderradiologie“.

Entnommen aus MTA Dialog 6/2018

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