Irmgard Schmidt zieht Bilanz

Interview
Die Fragen stellte Ludwig Zahn.
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Treffen im Medizinhistorischen Museum, mit Organisation, 2015 © G. Garzke
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Irmgard Schmidt, DVTA Landesvertretung Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, stellvertretende Landesvorsitzende R/F und verantwortlich für das umfangreiche Fortbildungsprogramm der Landesvertretung. Seit 1976 ist sie DVTA-Mitglied. Zum Jahresende wird sie ihre Aufgaben in neue Hände geben.

Frau Schmidt, können Sie sich noch an die Anfänge Ihrer ersten Fortbildungsveranstaltungen erinnern? Wie ist das umfangreiche Seminarprogramm entstanden? Wann hatten Sie Ihre erste Veranstaltung organisiert und was waren die Inhalte?

Schmidt: Meine erste Veranstaltung fand in der Charité im Virchow Klinikum, Hörsaal Radiologie, statt. Ich hatte das Amt kommissarisch im Herbst 1985 übernommen, meine Tochter hatte sich schon sichtbar angekündigt, daher kann ich meinen Einstieg nicht so leicht vergessen. Meine Tochter wurde im Januar 1986 geboren, so konnte ich im Herbst meine erste Fortbildung (FB) anbieten.

Ich hatte eine ärztliche FB in der Charité besucht und die Referenten anschließend angesprochen, ob sie die Vorträge auch für MTRA halten würden. Und sie wollten es gerne tun, Thema war die Wirbelsäule und deren Diagnostik.

Danach hatte ich über unsere MTA-Treffen neue Kontakte zu Radiologiekolleginnen geknüpft, um so weitere Aktive zu gewinnen. Große Unterstützung bekam ich von den Aktiven in der Laboratoriumsmedizin unserer Landesgruppe Berlin. In den vielen Jahren habe ich zeitweise nur als Stellvertreterin ehrenamtlich gearbeitet. Mein Hauptanliegen war immer die Landesvertretung (LV).  Alles, ein gutes Fortbildungsprogramm zu planen, Beruf und Familie, ist einfach zu arbeitsintensiv gewesen, um auch noch berufspolitisch aktiv zu sein.

Die Workshops und Seminare kamen durch Angebote meist von MTA selbst, Fachgesellschaften, dem Lette-Verein und der Ansprache von Referenten/-innen zustande. Das hört sich einfach an, ist aber manchmal doch sehr mühsam. Das Tolle war, dass immer mehr MTRA gerne Seminare durchführen wollten. Der Austausch und die eigene Erweiterung des Wissens hat sie dazu motiviert.

Daraus hat sich auf mancher FB eine neue Aufgabe ergeben, beispielsweise auch als Referent/-in zu arbeiten. Mit den Jahren wurde aus der Landesgruppe Berlin dann Berlin-Brandenburg, danach wurden wir noch um Mecklenburg-Vorpommern vergrößert.

Natürlich kam mir auch die Technik zu Hilfe. Mein damaliger Partner hatte einen Computer, aus den ersten Schritten ergab sich dann nach einiger Erfahrung ein Programmheft, das pro Halbjahr, danach jährlich, erschien. Das war jedoch sehr teuer und auch arbeitsintensiv. Dadurch kam es zur Berliner Homepage. Zur Erinnerung gab es nur gestaltete Postkarten mit den Terminen. So wollte ich die Kolleginnen an die Homepage heranführen, was auch gelang. Zur Auslage bei Fremd- und eigenen Veranstaltungen habe ich Flyer gestaltet, die ich nach Absprache mit dem Veranstalter ausgelegt habe.

Es ist wichtig, immer neue Wege in der Werbung zu gehen, um Nichtmitglieder zu erreichen und zum DVTA-Beitritt zu motivieren. Später kamen Massenmails dazu. Inzwischen laufen die meisten Anmeldungen per E-Mail. Die Technik hat schon lange Einzug in die LV gehalten. Nur so können wir die Mitglieder kostengünstig und zeitgemäß erreichen. Wir müssen jetzt auf eine neue MTA-Generation reagieren und versuchen, sie in die Arbeit des DVTA einzubeziehen.

In meiner Tätigkeit gab es zwei Strukturreformen und das „Wendejahr“. In den Anfängen nach der Wiedervereinigung hatten wir sehr regen Zuspruch. Gemeinsam mit Ute Gritzka hatten wir MTA-Treffen organisiert. Der Zuspruch war überwältigend, einfach toll! Daraus resultierte, von Sponsoren unterstützt, hier noch einmal mein herzlicher Dank, die LMTRA-Treffen aller Leitenden von Berlin und dem Umland. Bis heute gibt es diese Treffen mit Themen, die wir bestimmen können. Zusätzlich hatten wir noch Treffen und einen Arbeitskreis LMTRA mit Themen in den verschiedenen Kliniken in Berlin, aus diesem Team hatten viele MTRA mich unterstützt.

Die Zusammenarbeit der MTA-Schulen hat sich auch entwickelt. Vor allem mit dem Lette-Verein Berlin. Neben der Konstanzprüfung hatten wir auch an den Infotagen der Messe „Medizin als Beruf“ teilgenommen. Seit 2004 haben wir die Anerkennung für MTRA zur Fachkundeaktualisierung mit praktischen Themen des Arbeitsalltags.

Das Spektrum der FB war sehr breit gestreut, neben Internet, Power-Point, CT, MR, Angiographie, PET/CT, Mammographie, Einstelltechnik, Hygiene gab es auch Seminare zur Gesprächsführung, Rechte der Mitarbeiter aus Unfallschutz-Arbeitsschutz und bei Berufskrankheiten, Dienstplangestaltung sowie belastbar bleiben.

Die neue Technik hielt schnell Einzug in unser Arbeitsgebiet, daher folgten Flachdetektortechnik und Einstelltechnik am Flachdetektor. Die Themen der Workshops mussten ständig der Nachfrage und dem Fortschritt folgen!

Seit 2012 konnte ich, dank Frau Hübscher, in Zusammenarbeit mit dem DIW-MTA drei Workshops für die Neurographie anbieten. Im November 2014 folgte noch die Spirometrie und Bodyspirometrie in der Akademie der Gesundheit, in Zusammenarbeit mit Frau Apel. Zusätzlich hatten wir, als der MTA-Kongress in Berlin stattfand, aktiv mitgearbeitet. Mit Fachgesellschaften (Neuroradiologie, Pädiatrie) hatte ich das MTRA-Programm gestalten dürfen. Einige FB fanden außerhalb von Berlin in Cottbus sowie Neubrandenburg statt. Sehr positiv war die Anerkennung als Team Arzt/MTRA in diesen Kliniken. Wie wichtig doch eine Wertschätzung unseres Berufes ist!

Als Frau Becht den Vorsitz übernommen hat, folgten zahlreiche FB im UKB, das erste papierlose Krankenhaus, damals in Berlin. Mit der Arbeitsteilung hatte ich wieder mehr Freiräume für weitere Aktivitäten. Unser Aufgabengebiet ist so vielfältig und ohne gutes Netzwerk nicht im Ansatz gerecht zu werden. Alle, die mich begleitet und unterstützt haben, meinen aufrichtigen Dank! Es ist sehr schwer, alle namentlich zu benennen, es würde diesen kleinen Bericht sprengen und sicher würde ich einige vergessen, was ich keinesfalls möchte!

Was hat Sie damals bewogen, sich im Bereich der Fortbildung zu engagieren?

Schmidt: Für mich war es selbstverständlich, nach meiner Ausbildung im Lette-Verein Berlin 1975 in meine berufsständische Vertretung einzutreten.

Seit wann sind Sie DVTA-Mitglied und was war Ihre Motivation, sich ehrenamtlich zu engagieren?

Schmidt: Seit dem 14. Januar 1976 bin ich im DVTA. Ich bin zu unseren MTA-Treffen gegangen und habe kleine Aufgaben übernommen. Dann ist der Landesvorsitz vakant gewesen und ich bin überredet worden, es vorübergehend 1985 zu übernehmen.

Was war Ihre größte Herausforderung bei der Organisation? Gab es in all der Zeit ein Highlight, das Sie hervorheben möchten?

Schmidt: Ja, ich hatte 1996 eine sehr große Veranstaltung, es war schon ein kleiner Kongress. Ich konnte aber dem Angebot der Firmen, mich zu unterstützen, nicht widerstehen. 100 Jahre MTA war eine sehr gelungene Veranstaltung in der Landesvertretung. Über 500 MTA sind der Einladung gefolgt, es gab neben der Pressekonferenz einen Empfang zur Kongresseröffnung, einen Gesellschaftsabend, Seminare, das Fortbildungsprogramm in drei Fachrichtungen, für die Pausen eine große Industrieausstellung. Im Ankündigungsheft gab es die geschichtliche Entwicklung 100 Jahre MTA. Ein Leitartikel erschien im radiologie assistenten, dem jetzigen Heft radiologie technologie.

Sehr interessant war 2004 meine Teilnahme an einem Austauschprogramm der EU in Kolberg (Polen), was auf Initiative von Ute Gritzka stattfand. Frau Becht war verhindert, so konnte ich die Woche in Polen an dem Besichtigungsprogramm teilnehmen. Die Besichtigung der Röntgenabteilung in Kolberg war für mich ein Rückblick in die Anfänge der Radiologie. Im Gegenzug hatten wir dann im Jahr darauf den Austausch nach Berlin, mit Hospitation (beide Fachrichtungen) und Kongress, organisiert.

Das Negative bleibt ja nicht aus und es läuft nicht immer alles wie geplant. Was war Ihre größte Enttäuschung, wenn Sie zurückblicken?

Schmidt: Leider gibt es auch Negatives, seit Jahren hatte ich als stellvertretende Sprecherin und später als Sprecherin der LV versucht, eine echte Unterstützung von der GS für alle LV zu bekommen. Zusagen wurden kaum, meist gar nicht, eingehalten.

Leider ist die Starthilfe für neue Vorstandsmitglieder, die einen Einstieg erleichtern und sehr hilfreich wären, immer noch nicht gegeben. Dabei gibt es für alle Aktiven im DVTA eine hohe Arbeitsbelastung, nicht nur im Beruf, sondern auch im Ehrenamt. DVTA ist überwiegend Ehrenamt!

Ergebnisse aus Arbeitsgruppen dauern meist Jahre. Auch ich bin noch in einer Arbeitsgruppe, ob wir zu einem baldigen Ergebnis kommen?

Was hat sich bei den Fortbildungen/MTRA im Vergleich zu früher geändert?

Schmidt: Eindeutig haben wir viel mehr Konkurrenz durch Fortbildungsgesellschaften zahlreicher Firmen bekommen. Sponsoren sind dadurch auch sparsamer geworden. Die Arbeitsbelastung hat zugenommen und somit ist die Zeit der Referenten, in der sie Fortbildungen übernehmen können, geschmolzen. An Fort- und Weiterbildung besteht großes Interesse, meist zahlt inzwischen auch der Arbeitgeber. Bei der Berufspolitik dauert es Jahre, um etwas zu erreichen, dadurch gibt es hier wenig Unterstützung und Einsatz von Kolleg/-innen.

Wie sehen Sie die Tendenz zur Akademisierung aus dem Blickwinkel einer MTA, die sich lange mit dem Thema Fortbildung beschäftigt hat?

Schmidt: Schwierige Frage, es sollte nicht nur akademisch ausgebildete MTA geben, sondern sollte dem Bedarf angemessen werden. Was ist der Bedarf beziehungsweise woran wird dieser gemessen beziehungsweise soll gemessen werden? Für MTRA gibt es die Empfehlung zur Akademisierung.

Noch eine Frage zu Ihrem Lebenslauf: Was hat Sie damals bewogen, den Beruf der MTRA zu ergreifen?

Schmidt: Kurz, ich wollte Beschäftigungstherapeutin werden, hatte aber keinen Platz bekommen. Kontakt zu Menschen war mir wichtig, daher habe ich zuerst die MTLA-Ausbildung, anschließend noch die MTRA-Ausbildung abgeschlossen. Zuerst habe ich in der Nuklearmedizin gearbeitet, im Bereitschaftsdienst in der Radiologie. In der Nuklearmedizin habe ich im Labor/Heißlabor und am Scanner, später an der Kamera gearbeitet. Nachdem die Nuklearmedizin geschlossen wurde, habe ich komplett in der Diagnostik gearbeitet.

Was geben Sie den MTA mit auf den Weg, die sich künftig um die Fortbildung im Landesverband kümmern werden?

Schmidt: Schaut über den Tellerrand, was findet wo statt. Schließt Euch zusammen, um mehr überregional tätig zu werden, tauscht Euch aus. Sucht Nischen, wo Ihr einzigartig seid, denn unser Beruf ist es!

Liebe Frau Schmidt, herzlichen Dank für die Beantwortung der Fragen.

Entnommen aus MTA Dialog 12/2016

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