Herausforderungen für die europäischen Gesundheitssysteme

Bericht von EU-Kommission und OECD
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Die Lebenserwartung in den meisten EU-Ländern liegt inzwischen bei über 80 Jahren und ist damit seit 1990 um mehr als sechs Jahre gestiegen. Jedoch müssen die Gesundheitssysteme in der EU effektiver, einfacher zugänglich und belastbarer werden.

Etwa 50 Millionen Menschen in der EU sind mehrfach chronisch krank, und mehr als eine halbe Million Menschen im erwerbsfähigen Alter sterben jedes Jahr an chronischen Krankheiten. Daraus entstehen jährliche Kosten von circa 115 Milliarden Euro für die Volkswirtschaften in der EU. Das zeigt der gemeinsame Bericht der Europäischen Kommission und der OECD „Gesundheit auf einen Blick: Europa 2016“, den EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis und OECD-Generalsekretär Ángel Gurría in Brüssel vorgestellt haben.

Andriukaitis und Gurría plädierten für mehr Investitionen insbesondere in die Vorbeugung von Krankheiten (derzeit: drei Prozent der Gesundheitsausgaben). Im Durchschnitt liegen die Gesundheitsausgaben in der EU28 bei 9,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Deutschland liegt hier gemeinsam mit Schweden an erster Stelle (11,1 Prozent), an letzter Stelle liegt Rumänien (5 Prozent).

Während es in den meisten EU-Ländern eine flächendeckende Gesundheitsversorgung für wesentliche Leistungen gibt, waren im Jahr 2014 in vier Ländern (Zypern, Griechenland, Bulgarien und Rumänien) mehr als 10 Prozent der Bevölkerung nicht gegen die Kosten der Gesundheitsleistungen abgesichert.

Anzahl der Ärzte ist gestiegen

Zur Sicherstellung eines wirksamen Zugangs zur Gesundheitsversorgung bedarf es zudem einer ausreichenden Anzahl und Zusammensetzung von Gesundheitspersonal in den einzelnen geografischen Regionen eines Landes. Seit dem Jahr 2000 ist in fast allen EU-Ländern die Anzahl der Ärzte pro Kopf gestiegen, und zwar im Durchschnitt um 20 Prozent. Dabei hat die Anzahl der Fachärzte schneller zugenommen als die der Hausärzte. Und: In vielen Ländern ist die ungleichmäßige geografische Verteilung der Ärzte ein wachsendes Problem, das dazu führt, dass Personen in ländlichen und abgelegenen Gebieten häufig nicht ausreichend medizinisch versorgt werden.###more###

Die Gesundheitssysteme müssen effektiver werden: 550 000 Menschen im arbeitsfähigen Alter sterben jedes Jahr an potenziell vermeidbaren Krankheiten. 16 Prozent der Erwachsenen sind heutzutage fettleibig (2000: 11 Prozent) und ein Fünftel von ihnen raucht nach wie vor. Viele Menschenleben könnten gerettet werden, indem einerseits mehr Ressourcen in Strategien zur Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention investiert würde, um diese und andere Risikofaktoren anzugehen, und anderseits die Qualität der Versorgung bei akuten oder chronischen Beschwerden verbessert würde.

Die Gesundheitssysteme müssen einfacher zugänglich werden: 27 Prozent der Patientinnen und Patienten suchen eine Notaufnahme auf, weil nicht genügend Einrichtungen zur medizinischen Grundversorgung vorhanden sind. Durchschnittlich 15 Prozent der Gesundheitsausgaben werden von den Patientinnen und Patienten direkt aus eigener Tasche gezahlt, wobei große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern bestehen.

Für arme Menschen in Europa verzehnfacht sich im Vergleich zu ihren wohlhabenderen Mitbürgerinnen und -bürgern das Risiko, aus finanziellen Gründen nur schwer angemessene medizinische Versorgung zu erhalten. Die politischen Maßnahmen der Mitgliedstaaten sollten vor allem darauf ausgerichtet sein, finanzielle Hemmnisse beim Zugang zur Gesundheitsversorgung zu reduzieren, den Zugang zur medizinischen Grundversorgung zu stärken und übermäßig lange Wartezeiten zu verringern.

Die Gesundheitssysteme müssen belastbarer werden: In der gesamten EU ist der Anteil der Bevölkerung über 65 Jahren von unter 10 Prozent im Jahr 1960 auf fast 20 Prozent im Jahr 2015 angestiegen und dürfte sich bis 2060 auf knapp 30 Prozent erhöhen. Faktoren wie eine alternde Bevölkerung sowie vermehrt auftretende chronische Krankheiten und finanzielle Zwänge erfordern neue Wege bei der Gesundheitsversorgung. Dazu gehören etwa E-Health-Angebote, kürzere Krankenhausaufenthalte sowie ein bedachterer Einsatz von Ressourcen für Arzneimittel, indem etwa das volle Potenzial von Generika ausgeschöpft wird.

Quelle: Europakommission, 23.11.2016

Hintergrund

Der Bericht „Gesundheitszustand in der EU“ ist Teil einer Reihe von Analyseberichten, die die Europäische Kommission zusammen mit der OECD und dem Europäischen Observatorium für Gesundheitssysteme und Gesundheitspolitik entwickelt hat, um die EU-Staaten dabei zu unterstützen, auf die bestehenden Herausforderungen zu reagieren. Bis November 2017 sollen länderspezifische Gesundheitsprofilen für alle 28 EU-Mitgliedstaaten erstellt werden, die die jeweiligen besonderen Merkmale und Herausforderungen aufzeigen werden.

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