Hämatologie und Onkologie - „Eine Explosion des Wissens“

Jahrestagung der Fachgesellschaften
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Hämatologie und Onkologie
Auf dem Gebiet der Krebs- und Bluterkrankungen findet derzeit den Fachgesellschaften zufolge ein extrem rasanter Fortschritt statt, der in der Geschichte der Medizin ohne Parallele ist. Jarun Ontakrai - shutterstock
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Auf der Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie in Berlin tauschten sich mehr als 5.500 Experten und Expertinnen über die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Diagnostik und Therapie von hämatologischen und onkologischen Erkrankungen aus.

„In unserem Fachgebiet erleben wir eine ‚Explosion des Wissens‘. Die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen nimmt in einer solchen Geschwindigkeit zu, dass es für jede Ärztin und jeden Arzt im Bereich der Hämatologie und Medizinischen Onkologie zu einer großen Herausforderung geworden ist, sich auf dem aktuellen Stand des medizinischen Wissens zu bewegen“, so Prof. Dr. med. Lorenz Trümper, Kongresspräsident und Direktor der Klinik für Hämatologie und Medizinische Onkologie der Universitätsmedizin Göttingen. Gleiches gilt für die Zulassungsgeschwindigkeit neuer Arzneimittel. Vor dem Hintergrund dieser Dynamik kommt aus Sicht von Trümper dem interdisziplinären und interprofessionellen Dialog eine besondere Bedeutung zu.

Die Ergebnisse systemmedizinischer Forschung werden heute zunehmend für die „gezielte“, personalisierte Behandlung der Patienten und Patientinnen im Rahmen neuer klinischer Studienkonzepte genutzt. „Auf der Jahrestagung werden wir diesen Themenkomplex intensiv und kritisch diskutieren. Dabei wird in diesem Zusammenhang eine Kernfrage sein, inwieweit uns ‚Big Data‘ bei der klinischen Entscheidungsfindung unterstützen kann. Außerdem werden wir die aktuellen Daten aus allen Bereichen unseres Faches diskutieren. Dabei werden zell- und immuntherapeutische Ansätze sicherlich einen Schwerpunkt bilden“, so Trümper.

Komorbiditäten nehmen zu

Aufgrund der demografischen Entwicklung nehmen Komorbiditäten wie Diabetes mellitus, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen, koronare Herzerkrankungen, Adipositas oder demenzielle Erkrankungen zu. Vor diesem Hintergrund werden verstärkt onkologisch und internistisch ausgerichtete Therapien und Langzeitbehandlungen in der Versorgung der Patienten und Patientinnen erforderlich sein, da eine Vielzahl der Krebserkrankungen bei älteren Patienten und Patientinnen bereits fortgeschritten oder metastasiert ist. „Die gleichzeitig zunehmende Komplexität der Wechselwirkungen verschiedener Medikamente untereinander und der medikamentösen Tumortherapie insgesamt erfordert eine große Anzahl von in diesem Bereich ausgebildeten SpezialistInnen mit hoher Expertise“, betont Prof. Dr. med. Carsten Bokemeyer, Vorsitzender der DGHO und Direktor der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik für den Bereich Onkologie, Hämatologie und Knochenmarktransplantation mit Sektion Pneumologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Auf dem Gebiet der Krebs- und Bluterkrankungen findet derzeit ein extrem rasanter Fortschritt statt, der in der Geschichte der Medizin ohne Parallele ist. Durch die zunehmende Übersetzung molekularbiologisch gewonnener Erkenntnisse in den Behandlungsalltag verändert sich dieses Gebiet der Medizin permanent und sehr schnell. Die Molekulargenetik ist zum festen Bestandteil der Diagnostik geworden. Gleichzeitig können immer mehr Krebserkrankungen mit gezielt wirksamen Inhibitoren behandelt werden.

Sehr dynamische Entwicklungen bei den Bluterkrankungen

Auch bei den Bluterkrankungen, beispielsweise der Sichelzellanämie und den Hämophilien, finden derzeit sehr dynamische Entwicklungen statt. „Noch nie in der Geschichte unseres Fachgebiets stand uns ein so breites Wissen im Bereich von Diagnostik und Therapie zur Verfügung. Wenn wir – als forschende und behandelnde ÄrztInnen – diesen Werkzeugkasten intelligent einsetzen, ergibt sich für uns und damit für unsere PatientInnen die reelle Chance, viele hämatologische und onkologische Erkrankungen zu beherrschen“, so Prof. Dr. med. Michael Hallek, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO und Direktor der Inneren Medizin I – Onkologie, Hämatologie, Klinische Infektiologie, Klinische Immunologie, Hämostaseologie, Internistische Intensivmedizin an der Universitätsklinik Köln und des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) Köln Bonn.

Vor diesem Hintergrund hat die DGHO gemeinsam mit 100 Experten und Expertinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz eine Forschungs-Roadmap erarbeitet und sehr detaillierte Vorschläge formuliert, wie sich Deutschland wieder zu einer der führenden Wissenschaftsnationen bei der Behandlung von Blut- und Krebserkrankungen entwickeln kann.

Delegation ärztlicher Leistungen

Ein weiterer Aspekt, der in der Betreuung von Krebspatienten und -patientinnen an Bedeutung gewinnt, ist die Delegation ärztlicher Leistungen im Rahmen einer Professionalisierung der Pflege. „Um für die Zukunft den höheren Bedarf an onkologischer Betreuung leisten zu können, ist eine weitere Professionalisierung der Pflege mit stärkerer Einbindung in das interprofessionelle Betreuungsteam notwendig“, so Prof. Dr. med. Wolfgang Hilbe, Präsident der OeGHO und Vorstand der 1. Medizinischen Abteilung – Zentrum für Onkologie und Hämatologie mit Ambulanz und Palliativstation am Wilhelminenspital in Wien.

Quelle: DGHO, 12.10.2019

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