„Gute und enge Zusammenarbeit zwischen den Professionen“

Online first: Interview mit Dr. Klaus Reinhardt
Kli/LZ
Dr. Reinhardt, Bundesärztekammer
BÄK-Präsident Klaus Reinhardt betont die Komplexität und Vielschichtigkeit des MTA-Berufes. Die Sicherstellung der medizinischen Versorgung kann seiner Ansicht nach nur gemeinsam geschultert werden. Deutsches Ärzteblatt/Lopata
Newsletter­anmeldung

Bleiben Sie auf dem Laufenden. Der MT-Dialog-Newsletter informiert Sie jede Woche kostenfrei über die wichtigsten Branchen-News, aktuelle Themen und die neusten Stellenangebote.


Im Mai 2019 wurde Dr. med. Klaus Reinhardt zum neuen Präsidenten der Bundesärztekammer (BÄK) gewählt. Im Interview mit MTA Dialog bekräftigt er, dass sich die BÄK gegenüber der Politik gemeinsam mit dem DVTA für eine Novellierung des Gesetzes über technische Assistenten in der Medizin sowie der MTA-Ausbildungs- und Prüfungsverordnung starkmachen werde.

Herr Dr. Reinhardt, Sie haben sich in den ersten Monaten Ihrer Amtszeit als Bundesärztekammerpräsident wiederholt für eine stärkere interprofessionelle Kooperation im Gesundheitswesen ausgesprochen. Welche Bedeutung haben aus Ihrer Sicht die MTA-Berufe und welchen Stellenwert werden MTA in Zukunft haben?

Dr. Reinhardt: Sie haben ganz richtig beobachtet, dass mir eine gute und enge Zusammenarbeit zwischen den Professionen besonders wichtig ist. Voraussetzung dafür ist Wertschätzung für die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Professionen, denn jede Berufsgruppe trägt auf ihre Weise große Verantwortung in der Patientenversorgung. Das gilt natürlich auch und gerade für den MTA-Beruf. Er ist komplex und vielschichtig. Und das Tätigkeitsprofil ändert sich mit dem medizinisch-technischen Fortschritt ständig. Mir wurde immer wieder bestätigt, dass genau das diesen Beruf besonders interessant macht. Ich gehe fest davon aus, dass das Aufgabenspektrum, der Stellenwert und damit auch die Attraktivität des MTA-Berufes auch in Zukunft weiterwachsen werden.

Nicht nur die Pflegeberufe, auch die medizinisch-technischen Assistenzberufe leiden unter einem ansteigenden Fachkräftemangel. Der Deutsche Ärztetag in Münster hatte sich für eine Novellierung des MTA-Gesetzes und der MTA-Ausbildungs- und -Prüfungsverordnung ausgesprochen. Wie stellen Sie sich eine attraktive Berufsausbildung für MTA vor und wie wird die BÄK beziehungsweise Sie mit dieser Forderung umgehen? Wie werden Sie den Forderungen des Deutschen Ärztetages bei der Bundesregierung Nachdruck verleihen?

Dr. Reinhardt: Der Fachkräftemangel wird in fast allen Bereichen des Gesundheitswesens mehr und mehr zu einem Problem. Das gilt natürlich auch für den MTA-Beruf. Das macht uns große Sorgen, weil es auch im Interesse von uns Ärzten ist, dass in diesem wichtigen Versorgungsbereich ausreichend Fachkräfte zur Verfügung stehen. Ebenso wie der DVTA machen wir uns deshalb gegenüber der Politik für eine Novellierung des Gesetzes über technische Assistenten in der Medizin sowie der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung stark. Ich finde es gut und richtig, dass wir bei diesem wichtigen Thema an einem Strang ziehen.

Inwieweit kann aus Ihrer Sicht eine Delegation ärztlicher Leistungen zum Beispiel an MTA, gerade auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels, zu einer Entlastung von Ärzten führen? Welche Aufgaben für MTA könnten aus Ihrer Sicht unter die Delegation fallen?

Dr. Reinhardt: Dass der Behandlungsbedarf in unserer Bevölkerung steigt, ist hinlänglich bekannt. Ärztinnen und Ärzte können diesen Bedarf unmöglich allein decken – das müssen sie aber auch nicht. Wir haben kompetente Assistenzberufe an unserer Seite, mit denen wir schon heute in den Krankenhäusern, in den Arztpraxen, im Lehr- oder Forschungsbereich sowie in den Laboratorien und der Radiologie eng zusammenarbeiten. Das schließt die Delegation bestimmter ärztlicher Leistungen mit ein, wie zum Beispiel die Durchführung von Röntgenuntersuchungen und Computertomografien oder die vorbereitende Auswertung von Laboruntersuchungen. Genauso wichtig ist für uns Ärzte aber auch die Unterstützung bei der Datenerfassung und die Dokumentation von Untersuchungsergebnissen und Behandlungsabläufen. Darauf kann man aufbauen. Mittlerweile steht doch völlig außer Frage, dass wir die Sicherstellung der medizinischen Versorgung nur gemeinsam schultern können.

Das Thema Impfen beziehungsweise Impfpflicht ist ja nach wie vor in aller Munde. Wie sehen Sie persönlich das Thema Impfpflicht (auch für medizinisches Personal)?

Es ist richtig und wichtig, dass sich die Bundesregierung für eine höhere Durchimpfungsrate bei Masern einsetzt. Das Masernschutzgesetz ist ein guter Anfang. Aus ärztlicher Sicht müsste aber der Impfschutz von Kindern und Erwachsenen insgesamt deutlich erhöht werden. Hier sind auch die Krankenkassen gefordert, Verträge über die Durchführung von Schutzimpfungen durch Betriebsärzte und Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst abzuschließen. Auf diese Weise könnten wir Schutzimpfungen am Arbeitsplatz und in anderen Lebensbereichen vornehmen. Und natürlich stehen auch die Gesundheitsberufe selbst in der Verantwortung. Alle Ärztinnen und Ärzte sowie die Angehörigen von Gesundheitsfachberufen sind aufgefordert, regelmäßig ihren eigenen Impfstatus zu überprüfen. Aus meiner Sicht ist ein vollständiger Impfstatus Teil und Voraussetzung einer professionellen Berufsauffassung.

Die Fragen stellten Gisela Klinkhammer und Ludwig Zahn.

Artikel teilen

Online-Angebot der MT im Dialog

Um das Online-Angebot der MT im Dialog uneingeschränkt nutzen zu können, müssen Sie sich einmalig mit Ihrer DVTA-Mitglieds- oder Abonnentennummer registrieren.

Stellen- und Rubrikenmarkt

Möchten Sie eine Anzeige in der MT im Dialog schalten?

Stellenmarkt
Industrieanzeige