Gut gemeint, nicht gut gemacht

Integration von Flüchtlingen
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Flüchtlinge
Es fehlen vollzeitschulische Ausbildungen für Flüchtlinge. Fotolia/Mumpitz
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Flüchtlinge integrieren – mit dieser Aufgabe tut sich die Arbeitsmarktpolitik in ihrer „Maßnahmenlogik“ derzeit schwer.

Viele Neuankömmlinge sind hochmotiviert, wollen rasch Geld verdienen oder streben eine akademische Karriere an. Sie werden aber enttäuscht, denn die Wege sind äußerst widersprüchlich und unübersichtlich. "Verschiedenste Akteure wollen helfen, zeigen vielfältiges und beachtlich hohes Engagement. Das alles ist aber eher gut gemeint als gut gemacht“, kritisiert Matthias Knuth vom Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen. Bisher überwiegen Angebote der dualen Ausbildung, die in gewerblich-technische oder handwerkliche Berufe führen sollen – und damit vorrangig Männer ansprechen. Es fehlen vollzeitschulische Ausbildungen, beispielsweise für Dienstleistungsberufe in Bildung, Erziehung oder Pflege. Außerdem haben die Arbeitsagenturen und Jobcenter die Perspektive eines Studiums nicht im Blick.

Zwar hat eine deutliche Mehrheit der Flüchtlinge überhaupt keine Ausbildung. Zwei Drittel streben jedoch einen Abschluss an, davon etwa die Hälfte einen akademischen. Immerhin 73 Prozent sind berufserfahren, davon ein Drittel als Selbstständige, häufig im Handel. 90 Prozent der Flüchtlinge sprechen kein Deutsch, wenn sie hier ankommen. Dies ist aber nicht nur Barriere, sondern ein grundlegendes Dilemma: Ohne Sprache keine Arbeit und nicht einmal ein Praktikum – aber Sprache lässt sich in der Arbeitswelt am besten lernen. „Hier müssen Brückenlösungen gefunden werden“, fordert Knuth.

Die Integration müsste ein verlässliches Geländer bilden

Unabhängige professionelle Beratungsangebote kennen 70 Prozent der Flüchtlinge gar nicht. Jobcenter bieten sich an, sind aber nur so lange zuständig, wie Sozialleistungen fließen. „Notwendig wäre eine langfristige, verlässliche Begleit- und Unterstützungsstruktur, in der Flüchtlinge sich zunehmend eigenverantwortlich bewegen können – unabhängig von dieser oder jener Sozialleistung“, rät der Arbeitsmarktforscher

Eine Lösung könnte ein „Bundesprogramm Arbeitsmarktintegration“ bringen, nicht nur für Flüchtlinge, sondern ebenso für dauerhaft vom Arbeitsmarkt ausgegrenzte Personen. Die Integration müsse über Leistungsbezug und Kostenträgerlogik hinaus ein verlässliches, langfristiges Geländer bilden. Dabei sollte für beide Gruppen gleichzeitig etwas getan werden, und „vielleicht kann man aus der Förderung von Flüchtlingen etwas für die Förderung von Langzeitarbeitslosen lernen.“

Zum Thema „Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen“ hat die Friedrich-Ebert-Stiftung einen „WISO Diskurs“ von Matthias Knuth veröffentlicht.


Quelle: idw/Universität Duisburg-Essen, 25.11.2016

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