Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat daher am 30.1.2020 festgestellt, dass es sich beim aktuellen Ausbruch durch das neuartige Virus in China um eine „Gesundheitliche Notlage mit internationaler Tragweite“ (Procedures concerning public health emergencies of international concern) handelt. Die WHO hat dabei für die betroffenen und die angrenzenden Staaten eine Reihe von Empfehlungen zur Eindämmung und Kontrolle des Ausbruchsgeschehens ausgesprochen. Über China hinaus wurden Fälle in Frankreich, Deutschland, Thailand, Japan, Singapur, Australien, Hongkong, Malaysia, die USA, Finnland, aber auch Indien und die Philippinen gemeldet. Die ersten Coronavirus-Fälle in Deutschland sind aus Bayern bestätigt. Als Risikogebiet gilt die chinesische Provinz Hubei (inkl. Stadt Wuhan) mit 4.586 Fälle, darunter 162 Todesfälle. Insgesamt wurden bisher 7.921 Fälle gemeldet, darunter 170 Todesfälle; letztere alle in China gemeldet (siehe Abbildung 1, Stand 30. Januar 2020 – Robert Koch-Institut Berlin). Für Deutschland hat die Einstufung keine direkten Folgen, da die WHO-Empfehlungen hier bereits erfüllt sind. Das Auswärtige Amt warnt derzeit vor Reisen in die Provinz Hubei. Reisende sollten zudem nach Möglichkeit nicht notwendige Reisen nach China verschieben. Mit einem Import von weiteren einzelnen Fällen nach Deutschland muss gerechnet werden. Auch einzelne Übertragungen in Deutschland sind möglich. Die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland durch die neue Atemwegserkrankung bleibt derzeit weiterhin gering, so die Aussage des Robert Koch-Instituts in Berlin. Diese Einschätzung kann sich aber kurzfristig durch neue Erkenntnisse ändern! Ärzte, Pflegende, und andere Gesundheitsberufe sowie Gesundheitsbehörden benötigen daher schnellstmöglich umsetzbare Informationen; so der Tenor in der neusten Ausgabe der renommierten Medizinischen Fachzeitschrift „The New England Journal of Medicine“ vom 27. Januar DOI: 10.1056/NEJMe2001329) [1].
Coronavirus (2019-nCoV) Ausbruch in China
In China treten derzeit vermehrt Krankheitsfälle (auch Pneumonien) durch ein neuartiges Coronavirus (2019-nCoV) auf. Von großer Tragweite ist die Metropole Wuhan (11 Millionen Einwohner) und die Provinz Hubei - zu der Wuhan gehört. Das neuartige Virus gehört wie das SARS-Virus zu den beta-Coronaviren. SARS ist definiert als eine potentiell lebensgefährliche atypische Pneumonie, die durch Infektion mit dem bis dahin unbekannten SARS-assoziierten Coronavirus (SARS-CoV) hervorgerufen wird [2].
In der medizinischen Fachzeitung „The Lancet“ wurden umfassende klinische Daten der ersten Patienten mit einer Pneumonie durch das neuartige Coronavirus 2019-nCoV veröffentlicht [3]. Von den 41 Patienten waren 30 männlich, das mittlere Lebensalter lag bei 49 Jahren (Median). Ein Drittel hatte Grunderkrankungen, wie etwa Diabetes oder kardiovaskuläre Erkrankungen. Dabei haben offenbar Patienten mit Grundleiden eine schlechtere Prognose. Bei 27 (66%) bestand ein Bezug zum Huanan-Markt in Wuhan. Bis auf einen Patienten hatten alle Fieber, die meisten klagten über trockenen Husten, überwiegend ohne vermehrtes Sputum. Die Blutuntersuchung zeigte bei 26 Personen (63%) eine Lymphopenie. Kopfschmerzen, Hämoptysen und Diarrhö wurden nur vereinzelt gesehen. Die CT-Untersuchungen der Lunge zeigten bei 40 Patienten bereits bei der Aufnahme ins Krankenhaus eine bilaterale Beteiligung und eindeutige Konsolidierungen in subsegmentalen Bereichen, die auf eine Sekundärinfektion hindeuten. Der lange Zeitraum vom Symptombeginn bis zur stationären Aufnahme könnte dafür eine Erklärung sein. Die behandelnden Ärzte stellten bei jedem zehnten eine Sekundärinfektion fest, sechs (15%) Patienten verstarben. Die recht hohe Sterblichkeit in dieser Gruppe sollte jedoch angesichts der niedrigen Zahl von Patienten am Beginn der Epidemie zurückhaltend interpretiert werden. Während der Infektion kommt es zu einer deutlich erhöhten Cytokinausschüttung. In einer weiteren Arbeit wird die Übertragung von Mensch-zu-Mensch beschrieben.
Fünf von sechs Mitgliedern einer Familie aus Shenzhen waren nach einer Reise nach Wuhan erkrankt, hatten aber dort keinen Markt aufgesucht. Eine Person, die nicht an der Reise teilgenommen hatte, infizierte sich durch Kontakt mit den anderen Angehörigen nach der Rückkehr [3, 4].