Coronavirus: Genug Betten, aber zu wenig Pflegepersonal

Wirklich gut vorbereitet?
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Gesundheitsmanager Prof. Bernd Mühlbauer
Gesundheitsmanager Prof. Bernd Mühlbauer hat nachgerechnet, ob Deutschland genügend Krankenhausbetten und Pflegepersonal für Corona-Patienten hat. Foto: WH/BL
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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wird nicht müde zu betonen, dass Deutschland beim Blick auf das neue Coronavirus 2019-SARS-CoV-2 gut vorbereitet sei. Doch ist dies wirklich so? Berechnungen von Prof. Bernd Mühlbauer nähren Zweifel.

Wenn die Zahl von Corona-Patienten in Deutschland steigen sollte, hat Deutschland voraussichtlich genug Akutbetten, aber zu wenig Pflegepersonal für ihre Betreuung. Das errechnete jetzt Prof. Bernd Mühlbauer, der an der Westfälischen Hochschule Gesundheitsmanagement lehrt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn rät bei der Behandlung der Corona-Epidemie zu Wachsamkeit und guter Vorbereitung. Wie gut die Versorgungskapazitäten sind, rechnete Prof. Bernd Mühlbauer, Gesundheitsmanager an der Westfälischen Hochschule, jetzt aber nach.

Maximale Kapazität betrachtet

Grundlage seiner Berechnungen ist die Spanne zwischen der durchschnittlichen Belegung der Krankenhäuser und ihrer möglichen maximalen Kapazität. „Bei maximaler Auslastung aller verfügbaren Krankenhausbetten und einer Isolationsdauer infizierter Patienten von etwa zwei Wochen können in Deutschland theoretisch fast zwei Millionen Patienten im Jahr versorgt werden. Tatsächlich ist es aber nur ein Drittel davon, wenn die Patienten in Einzelzimmern isoliert werden müssen. Das führt zu einer durchschnittlichen Aufnahmekapazität von einem Patienten pro Tag und Krankenhaus“, so Mühlbauer. Dass sich die Patienten jedoch statistisch gleichmäßig verteilen, ist kaum zu erwarten.

Nadelöhr Personallage

Das Nadelöhr für die Patientenbetreuung ist für Mühlbauer die Personallage in den Krankenhäusern: „Zusätzliches Personal ist faktisch nicht zu beschaffen.“ Folglich steige die Belastung für das ärztliche und pflegerische Personal, was wiederum zu Fehlzeiten infolge von Erkrankungen des Personals führen kann und damit zu einer weiteren Belastung der übrigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Mühlbauers Rat: Wichtig sei es, Verdachtsfälle frühzeitig, sprich vor der Krankenhauseinweisung zu diagnostizieren und sie so lange unter der Kontrolle der Gesundheitsämter zuhause zu isolieren. So könne eine zu hohe Einweisungsrate „bei Verdacht“ verhindert werden.

Grippewelle erschwert die Lage zusätzlich

Besonders problematisch ist die aktuell parallel verlaufende Grippewelle, die Fahrt aufgenommen hat. Die Grippewelle ist denn auch ein Grund, warum das RKI eine Eindämmungsstrategie (Containment) beim neuen Coronavirus SARS-CoV-2019 empfiehlt. Es soll „… ein Zusammentreffen mit der aktuell in Deutschland und Europa laufenden Influenzawelle soweit als möglich vermieden werden, da dies zu einer maximalen Belastung der medizinischen Versorgungsstrukturen führen könnte.“ Ab der kommenden Woche sollen Influenza-Proben laut RKI auch auf Coronaviren getestet werden.

Quelle: idw/Westfälische Hochschule/red

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