Berufsdermatosen: BAuA hat Risiken untersucht

Allergisches Kontaktekzem
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Kontaktsensibilisierung
Kontaktsensibilisierung bei Handschuhen in den Gesundheitsberufen © DenisProduction.com - stock.adobe.com
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Eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) gibt einen Überblick über Sensibilisierungen gegen bestimmte Substanzen in verschiedenen Berufsgruppen. Beschäftigte im Gesundheitswesen, Mechaniker und Friseurinnen sind am häufigsten von Berufsdermatosen betroffen.

Es gibt viele chemische Stoffe, die durch Hautkontakt Allergien auslösen können. Kontakte mit solchen sensibilisierenden Stoffen im beruflichen oder privatem Zusammenhang lösen dann bei den Betroffenen ein allergisches Kontaktekzem aus. Neben Nickel, Kobalt und Chromat zählen Duft- und Konservierungsstoffe zu den häufigsten Kontaktallergenen. Die BAuA hat den Bericht „Häufigkeit von Hautsensibilisierungen durch spezifische Stoffe und in bestimmten Personengruppen“ in englischer Sprache veröffentlicht, da sich aus den Ergebnissen Diskussionsbedarf in Hinblick auf relevante Stoffe und einen internationalen Regulationsbedarf ergeben könnte. Die Auswertung beruht auf Daten des Informationsverbunds Dermatologischer Kliniken (IVDK) aus den Jahren 2006 bis 2016. Dabei wurden Sensibilisierungshäufigkeiten bei Patienten mit Berufsdermatose mit denen von Patienten ohne Berufsdermatose verglichen. Zur Abschätzung des Inzidenzwertes pro 100.000 Beschäftigte zog die Studie Daten der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung und der Bundesagentur für Arbeit heran.

Testreaktionen auf insgesamt 420 Allergene

In den Daten des IVDK ließen sich laut BAuA positive Testreaktionen auf insgesamt 420 Allergene beobachten. Aufgrund seiner weiten Verbreitung, beispielsweise in Modeschmuck, bleibt Nickel das häufigste Kontaktallergen, obwohl die Nickelsensibilisierung durch europäische Regulierungen zurückgegangen ist. Darüber hinaus gehören Kobalt und Chromat sowie Duft- und Konservierungsstoffe zu den häufigsten Kontaktallergenen. So werden beispielsweise Kosmetika zunehmend mit Methylisothiazolinon (MI) konserviert, was zu einer Epidemie der Kontaktallergie gegen MI in ganz Europa geführt hat.

Beschäftigte im Gesundheitswesen häufig betroffen

Patienten mit berufsbedingter Dermatose sind in den Daten des IDVK häufig Beschäftigte im Gesundheitswesen (12,3 %), Mechaniker (11,1 %) Friseurinnen (6,2 %) Reinigungskräfte (4,7 %), Altenpflegerinnen (4,4 %), Metallarbeiter (3,8 %), Köche (3,7 %) und Bauarbeiter (2,8 %). Patienten mit berufsbedingter Dermatose zeigen häufiger allergische Reaktionen auf Metalle wie Nickel, Kobalt und Chromat, Konservierungsstoffe wie Methylisothiazolinon/Methylchloroisothiazolinon, Gummi-Inhaltsstoffe wie Thiurame, Mercaptobenzothiazol-Derivate und Dithiocarbamate sowie auf Kolophonium und Epoxidharz. Zwar zeigen sich bei der anderen Patientengruppe häufiger allergische Reaktionen auf Duftstoffe, jedoch sind unter den Patienten mit beruflicher Dermatose die Berufsgruppen der Altenpflegerinnen und der Beschäftigten im Gesundheitswesen überrepräsentiert - vermutlich, weil sie Kontakt mit vielen verschiedenen Reinigungs- und Pflegemitteln haben. Thiurame werden als Vulkanisationsbeschleuniger bei der Herstellung von Gummihandschuhen verwendet. Sie sind entsprechend laut Studie die häufigsten Kontaktallergene bei Patienten mit Handschuh-Ekzem. Deshalb waren auch die Berufsgruppen, bei denen elastische Schutzhandschuhe getragen werden, unter den gegen Thiurame sensibilisierten BD-Patienten überrepräsentiert. Dies sind Reinigungskräfte (9% vs. 4%), Köche und Nahrungsmittelverarbeiter (8% vs. 4%), Bauarbeiter (5% vs. 3%) und einige medizinische Berufe. Daneben sei der Gummiinhaltsstoff 1,3-Diphenylguanidin in jüngster Zeit zunehmend als Kontaktallergen in medizinischen Schutzhandschuhen aufgefallen.

Werden billige Handschuhe eingekauft?

Mit 11 Fällen pro 100.000 Beschäftigten-Jahre lag laut Studie die Inzidenzrate der Kontaktsensibilisierung gegen Thiurame unter den Beschäftigten im Gesundheitswesen mehr als zehnmal so hoch wie die Inzidenzrate der Kontaktsensibilisierung gegen Dithiocarbamate (1 Fall pro 100.000 Beschäftigten-Jahre). Dies sei insofern bemerkenswert, weil die großen europäischen Hersteller von medizinischen Schutzhandschuhen mehr und mehr Thiuram-freie Handschuhe anböten, was eigentlich zu einer verminderten Exposition führen sollte, betonen die Studienautoren. Da es sich überwiegend um neu aufgetretene Fälle handeln dürfte, könne man deshalb vermuten, dass viele Arbeitgeber aufgrund der geringeren Kosten weiterhin billige medizinische Schutzhandschuhe einkaufen, die noch immer mit Thiuramen produziert werden.

Literatur:

Johannes Geier, Steffen Schubert: baua: Bericht „Frequency of skin sensitization to specific substances and in specific occupational groups“. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2021; 313 Seiten; DOI: 10.21934/baua:bericht20210121.


Quelle: idw/ BAuA

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