Antoni van Leeuwenhoek (1632–1723)

Begründer der Mikrobiologie
Ludwig Zahn
Antoni van Leeuwenhoek (1632–1723)
Porträt von A. van Leeuwenhoek © Jan Verkolje, wellcomeimages, CC-BY 4.0, wikimedia
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Antoni van Leeuwenhoek war ein niederländischer Wissenschaftler und Konstrukteur von Mikroskopen. Er gilt zudem als Begründer der Mikrobiologie.

Er war in der Lage, erstaunliche Linsen herzustellen (teils mit einer bis zu 270-fachen Vergrößerung). Mit seinen „Mikroskopen“ entdeckte er erstmals zahlreiche Mikroorganismen. Er wurde am 24. Oktober 1632 in Delft in den Niederlanden geboren und starb am 26. August 1723 mit 90 Jahren im gleichen Ort. Der berühmte Naturforscher wurde zunächst als Thonis Philipszoon getauft. Später nannte er sich „van Leeuwenhoek“, nach dem „Leeuwenpoort“ („Löwentor“) seiner Heimatstadt.

Als Antoni sechs Jahre alt war, verstarb der Vater Philip, ein Korbmacher. Die Mutter Margaretha war Tochter eines Bierbrauers und hatte die Mittel, um den Sohn auf die weiterführende Schule zu schicken. Mit 16 Jahren sollte er eine Ausbildung zum Buchhalter in Amsterdam machen. Allerdings entsprach dies wohl nicht seinem Wunsch und so machte er eine Lehre bei einem schottischen Tuchhändler. Tuchhandel war zu jener Zeit in den Niederlanden ein starker Wirtschaftsfaktor. Damit boten sich ihm glänzende wirtschaftliche Aussichten. Mit 22 Jahren kehrte der gelernte Tuchhändler dann nach Delft zurück. Dort eröffnete er einen Tuchladen und kaufte sich ein Haus. Seine Vertrauenswürdigkeit führte dazu, dass er bald wichtige Ämter bekleidete, zum Beispiel wurde er 1660 Amtsdiener der Stadträte oder 1669 zum Landvermesser ernannt, zehn Jahre später kürte man ihn zum Eichmeister. Sein Erfolg als Tuchhändler sorgte für seine finanzielle Unabhängigkeit, sodass er sich der Verbesserung der Mikroskopie widmen konnte. Zunächst verwendete er einfache Mikroskope, um die Qualität des Tuches zu kontrollieren. Die bis dahin verwendeten zweilinsigen Geräte zum Beispiel von Zacharias Janssen (1588–1631) waren qualitativ jedoch nicht sehr hochwertig. Sowohl das verwendete Glas als auch die Unregelmäßigkeiten bei den geschliffenen Linsen verhinderten echte und vor allem scharfe Vergrößerungen.

Leeuwenhoek-Mikroskop | © Wellcome Collection gallery (2018–03–30), CC-BY-4.0, wikimedia

Van Leeuwenhoek schlug dagegen einen anderen Weg ein. Sein Basis-Mikroskop bestand nur aus einer Linse. Mit dieser kugelförmigen Linse war es möglich, eine geringe Brennweite bei gleichzeitig starker Vergrößerung zu erzielen. Bis dahin hatte es jedoch noch niemand geschafft, diese Art von Linsen herzustellen. Heute vermutet man, dass er beim Glasbrennen einen nur hauchdünnen Faden gezogen haben muss, dessen Spitze er dann abgetrennt und nochmals gebrannt haben muss. Damit konnte er wohl winzige Glaskügelchen herstellen. Mit diesen winzigen Kügelchen gelang ihm eine Vergrößerung um das 270-fache bei gleichzeitig recht hoher Auflösung. Das gesamte Mikroskop sah aus wie eine Messingplatte, die man sich vor das Auge halten musste. Sein genaues Herstellungsverfahren hütete er jedoch wie seinen Augapfel.

Van Leeuwenhoek war ein eifriger Techniker und Wissenschaftler. Im Laufe seines gerade für damalige Verhältnisse langen Lebens soll er über 500 Mikroskope hergestellt haben. Mit diesen entdeckte er unter anderem Bakterien, beobachtete das Kapillarsystem des Blutkreislaufes und wie rote Blutkörperchen zirkulieren. Die Schärfe seiner Mikroskopbilder übertraf alles, was es bis dahin gab. Problematisch war, dass er sein Geheimnis der Herstellung der Linsen mit ins Grab nahm, sodass eine vergleichbare Auflösung der Mikroskope erst wieder im 19. Jahrhundert erreicht werden konnte.

Da er nicht die klassische Wissenschaftlerausbildung mit Latein als Wissenschaftssprache genossen hatte, blieb ihm zunächst der Erfolg versagt. Reinier de Graaf (1641–1673), der Mitglied in der Royal Society in London war und auch aus Delft stammte, unterstützte ihn jedoch. Vermutlich weckte das erste große Werk über die Mikroskopie, die „Micrographia“ von Robert Hooke (1635–1703), die 1665 erschien, in Leeuwenhoek die Leidenschaft zur (wissenschaftlichen) Mikroskopie. Hooke, der Universalgelehrte und brillante Experimentator der Royal Society, wurde dort zu einem seiner größten Fürsprecher. So wurden sein Mikroskop und seine Entdeckungen in wissenschaftliche Kreise eingeführt und publiziert. 1680 wurde er dann sogar selbst Mitglied in der ehrwürdigen Royal Society. Mit seinen Beobachtungen hatte er die Mikrobiologie vorangebracht. So untersuchte er 1675 beispielsweise Wasser oder den menschlichen Speichel. Dabei entdeckte er einige Bakterien, wobei er drei Arten genauer beschrieben hat: Bazillen, Kokken und Spirillen.

Skizzen aus Arcana naturae detecta | © Leeuwenhoek, Arcana naturae, 1695, Wellcome Collection, CC BY 4.0

Im Jahr 1677 entdeckte van Leeuwenhoek die Spermien, und zwar nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Insekten. Damit konnte er die bis dahin vorherrschende Vorstellung der Urzeugungstheorie widerlegen. Im Jahr 1683 entdeckte er Bakterien in seinem Zahnbelag. Auch bei anderen Personen konnte er diese nachweisen. Antoni van Leeuwenhoek hat das Mikroskop zwar nicht erfunden, aber er ist unstrittig einer der bedeutendsten Vertreter in der Geschichte der Mikroskopie und gilt als Begründer der Mikrobiologie. Er starb hoch angesehen im Alter von 90 Jahren in Delft. Es gibt nur noch wenige Originale seiner zahlreichen Mikroskope. Zwei seiner einfachen Mikroskope zählen, trotz ihrer Unscheinbarkeit, zu den größten Schätzen des Deutschen Museums in München.

Literatur

  1. geboren.am/person/antoni-van-leeuwenhoek, last access: 21. Juni 2018.
  2. www.ucmp.berkeley.edu/history/leeuwenhoek.html, last access: 21. Juni 2018.
  3. www.deutsches-museum.de/sammlungen/meisterwerke/meisterwerke-iii/mikroskope/, last access: 21. Juni 2018.
  4. www.lichtmikroskop.net/geschichte/antoni-van-leeuwenhoek.php, last access: 21. Juni 2018.
  5. Klaus Meyer: Geheimnisse des Antoni van Leeuwenhoek. Pabst Science Publishers, Lengerich, 1998.
  6. Wolfgang Gloede: Vom Lesestein zum Elektronenmikroskop. Verlag Technik, Berlin, 1986.
  7. Antoni van Leeuwenhoek: Arcana naturae detecta. Delphis Batavorum (= Delft), 1695 (abrufbar zum Beispiel unter: archive.org/details/gri_arcananatura00alee).

Entnommen aus MTA Dialog 8/2018

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