41. Morphologie-Histologie-Tage Berlin

Der Nachwuchs geht uns alle an
Sabrina Rader
41. Morphologie-Histologie-Tage Berlin
Ruhe vor dem Sturm Für alle: © S. Rader
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Die 41. Morphologie-Histologie-Tage standen nicht nur unter dem Schwerpunkt Schilddrüse, sondern stellten neben Kunst und Kreativität von Anne U. Kerber auch unsere Schüler in den Mittelpunkt.

Erstmals wurde bei den 41. Morphologie-Histologie-Tagen eine Schülersession angeboten. MTA-Schüler aus Potsdam, Leipzig und Berlin kamen mit ihren Lehrkräften, um diese Veranstaltung am Freitag, dem 26. Oktober, zu besuchen. Insgesamt 60 Schüler galt es weiterzubilden, praktisch arbeiten zu lassen und das Interesse an dem Fach Histologie zu wecken und zu festigen.

Mit Ulrike Hampacher, Laborleitung der Immunhistochemie sowie Fachkraft für Arbeitssicherheit der Pathologie Nordhessen in Kassel, hatten wir eine hinreißende und fachlich sehr kompetente Referentin, welche den Schülern den Umgang mit Formalin auf witzige Weise näherbrachte. Dr. rer. nat. Norbert Braun von der Firma A. Menarini Diagnostics erklärte in seinem Vortrag über die Präanalytik, welche Schnittstellen hier zu beachten sind und welche Einflussmöglichkeiten es gibt und deren Folgen auf das Gewebe und die Immunhistologie.

Nach so viel Input wurden die Schüler mit Brezeln und Getränken in die verdiente Pause entlassen, um sich im Anschluss daran in der Praxis zu versuchen.

Learning by doing

Es wurden fünf Stationen aufgebaut, um einen Einblick in die Routine in einem Histologielabor vermitteln zu können. Wie oft haben die Schüler schon die Möglichkeit, an einem Kryostat eingearbeitet zu werden und auch noch selbst daran Leber und Niere schneiden zu dürfen?

Neben dieser unglaublich beliebten Station, welche von Heiko Dzornek (Firma Slee Medical GmbH) und Madeleine Reich (Lehr-MTLA an der Medizinischen Hochschule Hannover) begleitet wurde, konnte bei Vera Schlossbauer (Firma A. Menarini Diagnostics) die Vorbereitung zum Schnellschnittverfahren, sprich das artefaktfreie Einfrieren ohne Bildung von größeren Eiskristallen, am Presto CHILL ausprobiert werden, während an der nächsten Station Dr. rer. nat. Norbert Braun an einem Objektträgerscanner (NAVIGO) den Schülern die Schnitte vorführte und die Vorteile mittels dieser Möglichkeit in der Schnellschnittdiagnostik erläuterte.

NAVIGO-Lernen mit Spaß

Eine weitere Praxisstation war sehr digital und erforderte Durchblick an den Leica-Mikroskopen, die mit einem Tablet verbunden waren. Somit wurde es ermöglicht, dass sowohl die vier Mikroskope als auch das Tablet das Mikroskopbild darstellten. Es konnten vier Schüler mikroskopieren, während weitere vier Schüler mit der Unterstützung von Dr. Olga Weikum (Lehr-MTLA an der Medizinischen Hochschule Hannover) die verschiedenen Gewebestrukturen und Färbungen auf dem Tablet erörtern und diskutieren konnten. Diese innovative Art der Mikroskopie wird an der Medizinischen Hochschule Hannover im Unterricht genutzt und ist sehr beliebt.

Zu guter Letzt konnten sich die Schüler an einem Schlittenmikrotom und einem Wasserbad der besonderen Art der Firma pfm medical AG, Tipps und Tricks zur Herstellung von Paraffinschnitten geben lassen und hatten die Möglichkeit, ihr eigenes Geschick, manche von ihnen zum ersten Mal, auszutesten und ein Gefühl für die Handhabung zu bekommen.

Parallel dazu wurden in Zusammenarbeit mit Ute Poggemann (Lehr-MTLA an der Medizinischen Hochschule Hannover) in einem Workshop Methoden der Examensvorbereitung erarbeitet und besprochen.

Die Autorin möchte sich auf diesem Weg, auch im Namen des DVTA, ganz herzlich bei allen Mitwirkenden für ihre fachliche und freundliche Unterstützung bei der Schülersession bedanken. Wir freuen uns auf die 42. Morphologie-Histologie-Tage am 20. und 21. September 2019 zusammen mit dem Verband Deutscher Cytologisch Tätiger Assistenten in Wiesloch.

Interview mit Daniel Möller

Blickwinkel wechseln

Um einen Eindruck aus einer anderen Perspektive geben zu können, wurde Daniel Möller, MTLA seit 2004 und Medizinpädagoge an der Akademie der Gesundheit, an der er in Vollzeit (seit 2014) den Fachbereich Hämatologie, Qualitätsmanagement und Laborinformationssysteme unterrichtet, zu dieser ersten Schülersession von Sabrina Rader interviewt. Herr Möller befindet sich aktuell berufsbegleitend im Studiengang Health Care Education an der IB-Hochschule Berlin.

Herr Möller, Sie haben sechs Ihrer Bildungsteilnehmer der Akademie der Gesundheit am Freitag, den 26. Oktober dieses Jahres, auf die erste Schülersession des DVTA begleitet. Wie war Ihr Gesamteindruck dieser Veranstaltung?

Ich denke, es war insgesamt eine gelungene erste Veranstaltung. Die Fachvorträge hatten einen guten Praxisbezug und wurden von den jeweiligen Referenten entsprechend des Ausbildungsniveaus verständlich vermittelt. Besonders gut fand ich den handlungsorientierten zweiten Teil der Veranstaltung. Durch die fünf Praxisstationen konnten die Bildungsteilnehmer einen guten Einblick in die histologische Diagnostik erhalten. Das aktive Mitmachen/Ausprobieren förderte Motivation/Interesse an den Fachbereichen. Auch meine sechs Bildungsteilnehmer haben sich positiv zum praktischen Teil der Veranstaltung geäußert.

An unserer Akademie legen wir einen hohen Stellenwert auf die Vermittlung von Fähigkeiten beziehungsweise Fertigkeiten für das persönliche Lernmanagement. Hierfür existiert an unserer Schule ein eigenes Lerninstitut mit ausgebildeten Lerncoaches, die die Ausbildung unserer Bildungsteilnehmer beratend begleiten. Die Inhalte des Workshops zur Examensvorbereitung waren aus diesem Grund für unsere Bildungsteilnehmer eher ein geringer Wissenszuwachs.

Ich begrüße es, dass Auszubildende zu Kongressen dieser Art mit angesprochen und eingeladen werden. Ich denke, dies fördert eine frühzeitige Identifikation der Auszubildenden mit dem Berufsfeld. Die Teilnahme an solchen Veranstaltungen sollte allerdings eher intrinsisch motiviert sein, das heißt, ein Kongressbesuch sollte auf freiwilliger Basis beruhen. Aus Sicht des lebenslangen Lernens sollten Verbände und Firmen unserer Berufsbranche niedrigschwellige Zugänge über die Berufsschulen anbieten, damit Auszubildende an solchen Kongressen häufiger teilnehmen können.

Wie wurde die Interaktion zwischen den verschiedenen Schulen angenommen?

Für mich als Gesundheitspädagogen war es spannend zu beobachten, wie verschiedene Semester aus verschiedenen Schulen zusammen in Gruppen agieren und sich zum Teil gegenseitig unterstützen beziehungsweise voneinander lernen und sich Tipps geben. Es ist natürlich auch interessant zu erfahren, wie die Kollegen aus anderen Schulen vorgehen. Ich kann dies für weitere Schülerveranstaltungen nur befürworten.

Lassen Sie uns einmal einen Kurztrip in das Thema Fachkräftemangel machen. Was wünschen Sie sich vom Verband? Wo sehen Sie unsere Chancen und Optimierungsmöglichkeiten?

Ganz allgemein betrachtet sollte es eine verstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Berufsverband, Einrichtungen der beruflichen Praxis und den Berufsschulen geben. Die Zusammenarbeit sollte schülerorientiert ausgerichtet sein. Für das Azubi-Recruiting muss die Ausbildung in der Öffentlichkeit attraktiver dargestellt werden. Einen besonderen Einfluss haben meiner Ansicht nach die Einrichtungen. Durch das Angebot von Ausbildungsstipendien oder anderen Angeboten zur Ausbildungsunterstützung kann die Attraktivität unseres Berufes gesteigert werden.

Die enorme Weiterentwicklung der Laboratoriumsmedizin hinsichtlich zum Beispiel Automatisierungsprozessen oder der Zunahme der Digitalisierung beziehungsweise Informationstechnologie verändert die Kompetenzanforderungen des Berufes. Für den Erwerb dieser neuen beruflichen Handlungskompetenz ist die praktische Ausbildung entscheidend. Wir benötigen hier eine Optimierung in der schnittstellenübergreifenden Zusammenarbeit zwischen Schule und Einrichtung.

In unseren Nachbarländern gibt es verschiedene Modelle der MTA-Ausbildung. Unsere Kollegin Frau Rennspieß aus Maastricht hat uns bei den 41. Morphologie-Histologie- Tagen vom Aufbau der MTA-Ausbildung berichtet. In den Niederlanden gibt es eine Grundausbildung mit aufbauendem Bachelorstudium. Somit sind alle miteinbezogen und es gibt Möglichkeiten, sich stetig zu verbessern und zusätzliche Qualifikationen sowie Verantwortlichkeiten zu erlangen. Was halten Sie davon?

In unserer heutigen Gesellschaft hat die Akademisierung einen hohen Stellenwert. Eine generelle Akademisierung des MTLA-Berufes sehe ich als nicht sinnvoll. Unser Berufsfeld beinhaltet viele Tätigkeitsbereiche, für die ein akademischer Grad nicht vonnöten ist. Aus Sicht der Mobilität junger Menschen und der gesellschaftlichen Gegebenheiten befürworte ich trotzdem eine Akademisierungsmöglichkeit nach abgeschlossener Berufsausbildung. Eine Akademisierung würde die Übergangsmöglichkeiten der beruflichen Tätigkeit im Ausland verbessern. Des Weiteren sollten die Einrichtungen entsprechende Verantwortlichkeiten für akademisierte MTA schaffen, sodass eine Akademisierung nicht zum Berufsfeldaustritt führt.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft für unser Berufsbild?

Generell sehe ich eine Novellierung der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung vonnöten. Viele berufstätige Gesundheitspädagogen und Medizinpädagogen an MTA-Schulen empfinden die Inhalte der APrV als veraltet und der beruflichen Realität nicht mehr entsprechend.

Für das Bundesland Berlin wünschte ich mir eine engere Zusammenarbeit der MTA-Schulen. Durch gemeinsame Projekte der Berliner Berufsschulen mit den Einrichtungen könnte man, ähnlich wie in anderen Bundesländern, Bildungsstandards für die praktische Ausbildung erarbeiten. Diese Standards sollten kompetenzorientiert erarbeitet werden, damit der Erwerb der beruflichen Handlungskompetenz durch die berufliche Praxis besser unterstützt werden kann. Das heißt, die Standards sollten auf die Anforderungen oder Probleme des Tätigkeitsfeldes der biomedizinischen Analytik ausgerichtet sein. Für mich würden einheitliche Bildungsstandards ein effektives Instrument zur Qualitätssicherung darstellen.

Die Fragen stellte Sabrina Rader

Entnommen aus MTA Dialog 1/2019

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