20 Jahre internationale Arbeit für Radiologie und Funktionsdiagnostik R/F

Eine Bestandsaufnahme zum 50-jährigen Jubiläum des DVTA
Susanne Huber, BSc
20 Jahre internationale Arbeit für Radiologie und Funktionsdiagnostik R/F
EFRS-Jahreshauptversammlung 2012 in Athen mit den deutschen Teilnehmerinnen Susanne Huber und Anke Ohmstede (rechts) © EFRS
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Als ich vor 20 Jahren in das „Subcommittee Radiographers“ des Europäischen Röntgenkongresses (ECR) berufen wurde, ahnte ich nicht, was berufspolitisch auf internationaler Ebene noch alles geschehen sollte.

Meine persönliche internationale Karriere begann mit dem ECR, dann folgte HENRE (beides siehe unten). Im Verlauf meines Engagements wurde ich vom DVTA „entdeckt“, und es wurde mir die Position der Internationalen Vertretung für Radiologie und Funktionsdiagnostik angeboten, die ich dann auch per Wahl erhielt und seither ausgeübt habe.

EFRS Lissabon 2008 | © A. Pfeiffer

Europäischer Röntgenkongress ECR in Wien

Der ECR hat zur Gestaltung des wissenschaftlichen Programms verschiedene Komitees, von denen eines für die Programmgestaltung eigens für MTRA (englisch Radiographer) zuständig ist. Jedes Komitee hat eine/n Vorsitzende/n (Chair) und sechs Mitglieder (Subcommittee). Ich durfte nun also mitarbeiten und erhielt auch gleich eine Moderation zu einem CT-Thema, war also von Anfang an in die Abläufe eingebunden. Als ich die Räume des ECR zum ersten Mal betrat, war ich gleich von der internationalen Atmosphäre begeistert, und das sollte auch über die Jahre so andauern. Ich lernte das Team kennen, mit dem ich bisher nur per E-Mail kommuniziert hatte, und auch die damalige Vorsitzende Adrienne Finch. Im Laufe der folgenden sieben Jahre war ich weiterhin Mitglied des Subcommittees, davon in den letzten beiden Jahren Vorsitzende und damit für die Programmgestaltung verantwortlich. Bis heute habe ich regelmäßig Moderationen ausgeübt und hielt sowohl in den Fortbildungs-(Refresher-)Seminaren als auch in den wissenschaftlichen Vortragsreihen einige Vorträge, daneben präsentierte ich wissenschaftliche Poster.

Im Laufe der Jahre hat sich die Bedeutung des ECR für die Radiographer-Gemeinde vertieft, er gilt inzwischen als die wichtigste Fachveranstaltung und ist beliebter Treffpunkt zum Wiedersehen und zum wissenschaftlichen Austausch. Aus den anfänglichen Refresher- und wissenschaftlichen Vortragsreihen wurde eine vollumfängliche Beteiligung im gesamten Fortbildungsangebot wie beispielsweise Studentenveranstaltungen, diverse Preise, „Invest in Youth“ und Länderporträts. Heute sind die Radiographer ein nicht mehr wegzudenkender wichtiger Teil des ECR, was letztlich der Entwicklung des EFRS (siehe weiter unten) geschuldet ist.

Higher Education Network for Radiography in Europe (HENRE)1

Im Jahr 2002 hat das St. Martin’s College (heute University of Cumbria) in Ambleside, UK, unter der Leitung von Val Challen den Aufbau des Netzwerkes HENRE für Ausbildungsinstitutionen von Radiographern initiiert. Das Projekt wurde während seiner ganzen Dauer von der EU kofinanziert. Im Frühjahr 2003 fand dann das erste Treffen von international Interessierten statt, die vorwiegend – wie auch ich – über den ECR gewonnen werden konnten. In drei Arbeitsgruppen mit Themen zu Aus- und Fortbildung wurden nationale Gemeinsamkeiten und Unterschiede identifiziert. Zunächst hoffte man, mit diesem Projekt die Ausbildungen auf Hochschulniveau für ganz Europa (nicht nur EU) harmonisieren zu können. Das stellte sich leider als nicht machbar heraus, da die Nationen ihre Errungenschaften nicht so gerne hergeben wollen und ihr System aus diesen oder jenen Gründen stets besser finden als andere. Dennoch wurde in den Jahren der HENRE-Aktivität wichtige Arbeit geleistet, die dann (siehe unten) ihren Niederschlag im EFRS und seinem Educational Wing gefunden haben. Vor allem diejenigen Länder, die zu der Zeit noch keine Radiographer-Ausbildung etabliert hatten, profitierten von dem erarbeiteten Wissen hinsichtlich des Aufbaus einer eigenen Ausbildung; als Beispiel seien die baltischen Länder genannt.

HENRE ist heute ein sehr erfolgreich integriertes Netzwerk mit derzeit 60 teilnehmenden europäischen Ausbildungsinstitutionen, die sich auf diese Weise schnell und zielgerichtet austauschen können.

Von links: D. Pronk-Larive, C. Beardmore, V. Syrgiamiotis, J. McNulty, A. Ohmstede, D. Catania, C. Graungaard | © EFRS

International Society of Radiographers and Radiological Technologists1

1962 unter der ersten Präsidentin Dien van Dijk aus den Niederlanden gegründet, handelt es sich um eine Gesellschaft, in der die nationalen Berufsverbände weltweit organisiert sind. Die ISRRT ist eine anerkannte Nichtregierungsorganisation (NGO) und sieht ihren Schwerpunkt in der Organisation von Fortbildungen und Unterstützung von Radiographern in radiologisch weniger versorgten Ländern. Daneben gibt es alle zwei Jahre einen Weltkongress, dem ein Council Meeting vorausgeht, in dem sich die offiziellen Vertreter/-innen der Mitgliedsländer mit den gewählten Vorständen treffen, um das weitere Vorgehen zu planen und zu verabschieden.

Der ISRRT ist es zu verdanken, dass die oben geschilderte ECR-Vortragsreihe etabliert wurde, und es waren Mitglieder der ISRRT, die bis zur Übergabe an den EFRS (siehe weiter unten) für das Radiographer-Programm verantwortlich waren.

1997 wurde von den europäischen Mitgliedsländern eine Untergruppierung in der ISRRT geschaffen, ESRRT1 genannt. Die ESRRT hatte einen eigenen Vorstand, der aber in der ISRRT verankert war, und zusätzliche jährliche Tagungen. Hier gab es nun ein Forum für spezielle europäische Themen, die in der Hauptsache aus den Forderungen der Europäischen Union (EU) begründet waren. Die ESRRT gab es bis 2006.

Central European Congress (CEUS)

2006 hat der DVTA erstmalig in Deutschland den Zentraleuropäischen Kongress veranstaltet. Schon der Name lässt vermuten, dass es sich dabei um einen Kongress der osteuropäischen und deutschsprachigen Länder handelt. Den Kongress in Deutschland zu veranstalten, war einem Wunsch des früheren DVTA-Vorstandsmitgliedes Telse Jasper zu verdanken, die ihn zwar noch als Ehrenpräsidentin miterleben konnte, doch bereits so krank war, dass mir die ehrenvolle Aufgabe zufiel, die Präsidentschaft und wissenschaftliche Organisation zu übernehmen. Der Kongress war sehr schön von Birgit Lenz in Erfurt organisiert worden und war rundum ein großer Erfolg.

European Federation of Radiographer Societies (EFRS)1

Im März 2006 trafen sich Vertreter der ESRRT-Mitgliedsländer in Rom und haben dort nach längerer Diskussion die Entscheidung getroffen, einen europäischen Verband zu gründen, da die ESRRT mit ihrer starken Bindung an die ISRRT sich als zu unflexibel erwiesen hatte und daher beendet worden war. Ein neuer Verband von Radiographer-Berufsverbänden sollte aufgebaut werden, um effektiv und mit stimmigem Regelwerk innerhalb Europas besser handeln zu können. Die für diese Aufgabe ausgewählten Personen kamen aus den Niederlanden, UK, Slowenien, Norwegen, Portugal, Estland und Deutschland. Während der folgenden arbeitsreichen zwei Jahre erstellte diese Gruppe die erforderliche Satzung und Geschäftsordnung, und im November 2007 unterzeichneten die Präsidenten/-innen von damals 27 Mitgliedsländern die Gründung des EFRS mit Sitz in den Niederlanden. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe übernahmen dann die Funktion des Übergangsvorstandes (Transitional Board), führten den EFRS in seine erste Jahreshauptversammlung (AGM) und wurden 2008 in Lissabon zum ersten Vorstand (fünf Personen) des EFRS gewählt:

Sija Geers-van Gemeren (Niederlande), Präsidentin

Graciano Paulo (Portugal), Vizepräsident

Dean Pekarovic (Slowenien), Treasurer

Susanne Huber (Deutschland, DVTA), Mitglied

Sandie Mathers (UK), Mitglied

(CEO Dorien Pronk-Larive)

„The role of the European Federation of Radiographer Societies (EFRS) is to represent, promote and develop the profession of radiography in Europe, within the whole range of medical imaging, nuclear medicine and radiotherapy and moreover everything that is directly or indirectly related or beneficial to this role, everything in the broadest meaning“2.

Das Netzwerk HENRE (siehe oben) wurde in den EFRS integriert, hat aber seine Selbstständigkeit behalten. Im Verlauf wurde HENRE in „Educational Wing (EW)“1 umbenannt und hat die Ausbildungskompetenz innerhalb des EFRS übernommen. Der EW hat einen eigenen Vorstand, der aus Mitgliedern der Affiliate Members gewählt wird.

19. Weltkongress der ISRRT: die ISRRT Board Members | © www.isrrt.org

In seinem weiteren Bestehen erwies sich der EFRS als Erfolgsmodell. Es konnten weitere Berufsverbände und interessierte Partner (Affiliate Members) gewonnen werden und zum Stand November 2018 sind dies 40 Berufsverbände aus 27 Ländern, 60 Affiliates (vorwiegend Ausbildungsinstitutionen) aus 25 Ländern und eine Gewerkschaft. Heute ist der EFRS mit allen relevanten berufspolitischen und fachlichen Organisationen dicht vernetzt, die aufzuzählen den Rahmen dieses Berichtes sprengen würde. Für weiterführende Informationen sei auf www.efrs.eu verwiesen. Da der EFRS etwa 100.000 Radiographer vertritt, ist er keine Organisation, die leicht zu übersehen ist. Dies zeigt sich insbesondere in der fruchtbaren Zusammenarbeit mit der Europäischen Gesellschaft für Radiologie (ESR), die die Radiographer erst aufgrund dieser Zahl als ernsthafte Ansprechpartner wahrgenommen haben.

Der EFRS-Vorstand (seit 2017) besteht aus den folgenden Personen, darunter erfreulicherweise erneut ein DVTA-Mitglied:

Jonathan McNulty (Irland), Präsident

Charlotte Beardmore (UK), Vizepräsidentin

Vasilis Syrgiamiotis (Griechenland), Treasurer

Diego Catania (Italien), Mitglied

Charlotte Graungard (Dänemark), Mitglied

Anke Ohmstede (Deutschland, DVTA), Mitglied

(CEO Dorien Pronk-Larive)

Im November 2018 konnten wir im Deutschen Röntgenmuseum in Lennep, der Geburtsstätte Wilhelm Conrad Röntgens (1845–1923), das zehnjährige Bestehen des EFRS feiern. Ein Ort, der geeigneter nicht sein kann.

Ein persönliches Schlusswort

Mit der Jahreshauptversammlung des DVTA 2019 gebe ich mein Amt ab, da ich anderen Schwerpunkten in meinem Leben gerne mehr Zeit widmen möchte. Ich wünsche dem DVTA und allen hauptamtlichen Mitarbeitern/-innen und ehrenamtlich tätigen Kollegen/-innen sowie meinem Nachfolger bestes Gelingen für die Zukunft, bedanke mich für die gute Zusammenarbeit und möchte an dieser Stelle stellvertretend Anke Ohmstede, Andreas Pfeiffer, Rebecca Lauterbach und die „R/F“-Gruppe nennen.

Ich denke, wir alle (der DVTA) können stolz auf das sein, was wir in den letzten 50 Jahren geleistet und vorangebracht haben.

; Begriffe:
    ISRRT: Internationale Gesellschaft für Radiographer und Radiologietechnologen/-innen
    ESRRT: Europäische Gesellschaft für Radiographer und Radiologietechnologen/-innen
    HENRE: Netzwerk für hochschulische Radiographie-Ausbildungsinstitutionen in Europa
    EFRS: Europäischer Verband von Radiographie-Berufsverbänden
    EW: Bereich Ausbildung
2  „Es ist die Aufgabe des EFRS, den Beruf Radiographie innerhalb Europas zu präsentieren, zu fördern und weiterzuentwickeln. Das gilt für die gesamte Bandbreite von medizinischer Bildgebung, Nuklearmedizin und Strahlentherapie und darüber hinaus für alles im weiteren Sinne, das direkt oder indirekt mit der Tätigkeit in Bezug steht oder dafür nützlich ist.“

Entnommen aus MTA Dialog 2/2019

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